Warnung vor einer möglichen BKA-Aktion in Hamburg!

Wir wollen mit diesem Flugblatt den ungewöhnlichen Versuch unternehmen, im Vorfeld einer möglich drohenden Kriminalisierung eine öffentliche Warnung in Umlauf zu bringen. Wir sind uns sehr unsicher, ob dies der richtige Weg ist, sehen aber zur Zeit keine andere Möglichkeit.


Es gibt ernstzunehmende Hinweise/Informationen, daß das BKA für Montag, den 25. September eine Durchsuchungsaktion in Hamburg vorbereitet, deren hauptsächliches Ziel die Rote Flora sein soll.

Wir gehen davon aus, daß die Gefahr besteht, daß eine solche Aktion sich nicht ausschließlich auf die Flora beschränkt, sondern auch z.B. Privatwohnungen Ziel dieser BKA-Aktion werden könnten. Daher haben wir uns auch für eine Veröffentlichung dieser Information entschieden. Wir sind uns im klaren, daß eine solche Veröffentlichung Raum für Gerüchte, wilde Spekulationen und »Panik« eröffnen kann. Das ist selbstverständlich nicht unser Ziel und wir erwarten daher einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem Flugblatt.

Wir können keine endgültige Einschätzung über den Wahrheitsgehalt dieser Hinweise abgeben. Da wir jedoch keine Möglichkeiten haben, dies zu diesem Zeitpunkt in die eine oder andere Richtung abschließend zu klären, sehen wir es in unserer Verantwortung, Anderen die Chance zu geben, mit diesen Hinweisen einen eigenen Umgang zu finden.

Wir sind an diese Information in einer Form gelangt, die diese für uns relevant erscheinen läßt. Aus verständlichen Gründen können wir über die konkreten Umstände nichts weiter schreiben, auch wenn wir das selbst unbefriedigend finden.

Daß wir diese Info ernstnehmen, hängt damit zusammen, daß es seit einiger Zeit Anzeichen für eine bevorstehende Kriminalisierung in größerem Umfang gibt. Diese »Anzeichen« haben uns unabhängig von der neuen Information zu der Einschätzung geführt, daß es polizeiliche Bestrebungen gibt, verschiedene militante Interventionen zu Themenkomplexen autonomer Politik in Hamburg (u.a. Rassismus und Ausgrenzung) im Rahmen eines Repressionsschlags zusammenzuführen. Das würde ein bekanntes Szenario wiederholen: Es wird eine »Vereinigung« (§129/129a) konstruiert, die unter einen bestimmten Themenkomplex gestellt wird und der dann unterschiedliche Aktionen zugeschrieben werden. Im Ergebnis finden sich in solchen »Vereinigungen« willkürlich zusammengesetzte Personenkonstellationen wieder. Diesen Ablauf kennen wir z.B. aus Passau, aus Göttingen oder von der Anti-Castor-Kriminalisierung.

Die Willkür der Ermittlungen und der daraus aufgebauten Konstrukte macht es schwierig, sich dagegen verläßlich zu schützen. Es gibt allerdings sehr wohl eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, die getroffen werden können, um möglichst wenig Ansatzpunkte für eine Kriminalisierung zu liefern (wir verweisen hier auf die einschlägigen Antirepressionsbroschüren und nennen an dieser Stelle nur das Stichwort: »Wohnung aufräumen...«)

Abschließend wollen wir noch einmal darauf hinweisen, daß wir uns mit dieser Veröffentlichung schwer getan haben. Wir können es nicht ausschließen, mit diesem Text eine falsche Information in Umlauf zu bringen und damit möglicherweise unnötige Aufregung zu stiften. In der Abwägung mit dem Risiko, eventuell eine richtige Information zurückzuhalten, haben wir uns dennoch für eine Veröffentlichung entschieden. Die Kürze der Zeit ließ allerdings wenig Spielraum für eine ausführliche Einschätzung, ob unser Vorgehen richtig ist.

Abschließend feststellen, ob unsere Informationen stimmen, läßt sich leider nur, wenn am Montag tatsächlich Durchsuchungen in Hamburg stattfinden. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es dafür verschiedene Erklärungen: Die Info ist ganz bzw. teiweise (Datum) falsch oder die Aktion wurde aufgrund dieses Flugblatts verschoben.

In jedem Fall ist es wichtig, locker zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in hektische - und dann auch wieder auffällige - Aktivitäten auszubrechen, Flugblätter auf dem Balkon zu verbrennen und nervöse Treffen von Kleingruppen auf dunklen Parkbänken zu verabreden.

Uns geht es darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und allen einen bewußten Umgang mit den genannten Informationen zu ermöglichen.

Da wir mit diesem Flugblatt keinen Stoff für Partygespräche am Wochenende liefern wollen, sei noch einmal deutlich darauf hingewiesen:

Keine Spekulationen, wer wann wie mit wem welche Geschichte wo am laufen hatte!

Keine Gerüchte über den Ursprung irgendwelcher Informationen!

Kein unnötiges Gequatsche - Anna und Arthur halten's Maul!

Die Bersorgten, 21.9.00


P.S.: Das besagte Datum ist mittlerweile verstrichen und bis dato ist nichts weiter passiert. Wir würden es aber auf jedenfall für falsch halten, deshalb Entwarnung zu geben, zu den Gründen s.o. Also seid weiterhin wachsam und unterlaßt unnötiges Gequatsche und Spekulieren! Die Red.



[ zurück zum ihnaltsverzeichnis ]