Polizeibrutalität in Prag

Pressemitteilung des Ermittlungsausschusses aus Prag

28.09.00 - Prag Folterungen in tschechischen Gefängnissen gegenüber ausländischen DemonstrantInnen - Deutsche Botschaft unternimmt nichts

In den Stunden und Tagen nach den Protesten zur Eröffnung des Weltbank und IWF-Treffens in Prag am 26. September ermittelten wir zahlreiche Misshandlungen und Folterungen von festgenommenen Demonstrantinnen im tschechischen Polizeigewahrsam. Folgende drastische Fälle sollten Sie dringend zur Veröffentlichung bringen:

Hier sind nur die drastischsten Fälle exemplarisch aufgezählt. Wir erhalten unzählige weitere Meldungen über Schläge und Tritte gegenüber gefangenen DemonstrantInnen und die MELDUNGEN REISSEN NICHT AB. Zudem wird jedem Gefangenen der ihm zustehende Telefonanruf verweigert. Die Wenigsten erhalten Essen oder etwas zu Trinken.

Besondere Polizeibrutalität gegenüber Ausländern

Mit besonderer Brutalität gehen die tschechischen Polizeibehörden gegen ausländische Inhaftierte vor. So wurde die oben genannten Misshandlungen ausnahmslos gegenüber Ausländern verübt. Den inhaftierten Tschechen gegenüber verhalten sich die Behörden zwar nicht fair aber auch nicht derart brutal. Zwei Tschechen wurden misshandelt, weil sie für Ausländer gehalten wurde.

Skandalöses und menschenverachtendes Verhalten der Deutschen Botschaft

Mit völliger Ignoranz reagierte die deutsche Botschaft in Prag auf die von uns geschilderten Fälle von Polizeibrutalität gegenüber deutschen Inhaftierten. Ohne Beweise wolle sie nichts unternehmen, teilte uns der Konsul von Prag in einem Telefonat vom 27.09.00 mit. Zudem geht aus einem Fax der Botschaft als Antwort auf eine Anfrage des Mitgliedes des deutschen Bundestages Carsten Hübner zur Situation in Prag hervor, dass die Botschaft aufgrund der vielen Erfahrungen mit den Verhaltensweisen der tschechischen Polizei nicht von den oben genannten Misshandlungen und Folterungen ausgeht. Sie wird dementsprechend zu diesem Zeitpunkt nichts für die Sicherheit der inhaftierten Deutschen unternehmen oder angemessen reagieren, um zur Aufklärung der vorgetragenen Fälle beizutragen. Dieses Verhalten ist unverantwortlich! Andere ausländische Vertretungen reagieren in diesem Zusammenhang im Ubrigen wesentlich besorgter und dementsprechend kooperativer.

Zur Stunde befinden sich noch unzählige AusländerInnen und TschechInnen in den Gefängnissen der Tschechischen Republik. Darunter sind viele Deutsche. Uber genaue Zahlen können wir Sie zur Zeit nicht informieren, da den Inhaftierten wie oben erwähnt die ihnen zustehenden Telefonate verweigert werden. Aber insgesamt wurden mehr als 800 Personen im Zusammenhang mit den Protesten inhaftiert. Davon sind weit mehr als die Hälfte noch in Haft und befinden sich in grösster Gefahr!!!

Ermittlungsausschuss Prag am 28.09.00 - 19.30 Uhr



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