Sexismus-Debatte

Der ZECK ist ein Beitrag unter dem Titel "Kritik und Perspektiven antisexistischer Arbeit" der Gruppe "AC/PC & H.A.R.A.K.I.R.I. GmbH" mit der Bitte um Abdruck zugegangen. Der Artikel setzt sich mit Formen und Inhalten der Sexismus-Debatte innerhalb autonomer bzw. radikaler linker Zusammenhänge auseinander. Nach einer Diskussion in der Redaktion haben wir uns entschlossen, diesen Text nicht abzudrucken und ihn stattdessen über die Ordner Intererssierten zugänglich zu machen. Entgegen unserer sonst geübten Praxis möchten wir dazu noch einige Anmerkungen machen.

Allzu groß ist die Vielfalt im linksradikalen Zeitungswesen im Gegensatz zur Situation von z.b. Anfang der 90er Jahre nicht mehr, in Hamburg ist der Markt sehr "übersichtlich" geworden. Wenig Vielfalt bedeutet für die verbleibenden Redaktionen so eine Art Monopolstellung. Gleichzeitig versteht sich nun die ZECK nicht als eine Art Agentur, die alles auf den Markt der Meinungen wirft, sondern als Redaktionskollektiv, das sich die letzte Entscheidung über die in die ZECK zu gelangenen Beiträge vorbehält. Normalerweise interessiert das ja auch niemanden so richtig, lediglich in kontroversen Fällen beklagen die einen "Zensur", während die anderen "Zensur" einfordern. Besonders gerne werden diese Rituale im Zusammenhang mit Sexismusdikussionen in unseren Zusammenhängen geübt. Womit wir beim Thema wären: der uns zugegangene Text setzt sich mit den in linken Zusammenhängen geführten Sexismusdebatten auseinander. Wir halten diesen Ansatz für ausgesprochen wichtig, besonders, weil die VerfasserInnen des Textes eine Auseinandersetzung nicht wegen irgendeines "Vorfalls" initiieren wollen, sondern es ihnen ein grundsätzliches Anliegen ist, eine kontinuierliche Debatte und Bewußtwerdung anzuschieben. Jenseits dieses Anspruchs halten wir die inhaltliche Konsistenz des Textes jedoch für unzureichend. Zentrales Argument des Textes ist die Analyse, daß innerhalb der Sexismusdebatten sich die Auseinandersetzungen am biologischen Geschlecht orientieren würden. Das würde zu einer Reproduktion patriarchaler Logik unter umgekehrten Vorzeichen führen, indem z.B. die Definitionsmacht von Frauen, die Reduktion von Geschlecht auf die sexuelle Orientierung mit einer Wertung lediglich selbst wieder sexistische und dominazfördernde Strukturen etablieren würden. Entwickelt und ausführlicher formuliert wird diese Positionierung anhand von 14 Thesen, dem dann ein etwas kurz geratener Teil "Konsequenzen" folgt.

Wir hatten bei der Textlektüre und der anschließenden Diskussion den Eindruck, daß die VerfasserInnen da irgendwie in ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema auf ígender'-Texte gestoßen sein müssen und nun feststellen, wie unzureichend doch die Sexismusdebatten in unseren Strukturen geführt werden. Produktive Theorieanstösse sind das eine, eine praktische Politik damit zu begründen, ist das andere. Für uns blieb am Ende nur ein Angriff auf aus sehr konkreten Auseinandersetzungen herausgearbeiteten Essentials wie der Definitionsmacht von Frauen darüber, was sexistische Gewalt ist, über. Das mag nicht das Ziel des Textes gewesen sein, in seiner Wirkung blieb das aber so stehen. Und das soll denn so nicht in der ZECK stehen. Sollte sich über die Niederlegung des Textes in den Ordner eine Debatte entzünden, so wird die ZECK dann sicherlich ein möglicher Ort dafür sein.



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