1977-1997

20 Jahre "Deutscher Herbst" und kein Ende...

Aufruf für eine Veranstaltungsreihe im Herbst diesen Jahres


Dieses Jahr wird es genau 20 Jahre her sein, daß in der Bundesrepublik Deutschland (später dann Großdeutschland) eine Entwicklung begann, deren Anfang als "deutscher Herbst" in die Geschichte einging.

Dieser "deutsche Herbst" steht für große Teile der außerparlamentarischen und radikalen Linken wie kein anderes Datum für eine staatliche Offensive unvorhersehbaren Ausmaßes und für die Konfrontation mit einem Staat, dem alle Mittel recht waren (und es heute noch sind), jedwede Ansätze radikaler Systemopposition und Staatskritik zu zerschlagen.

Darauf aufbauend wurde von staatlicher Seite und parteienübergreifend der Bereich der "inneren Sicherheit"und der Bereich der Repressionsmethoden und -arten in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgebaut.

Die herrschende Geschichtsschreibung verbucht die Aussetzung von Grundrechten, die totale Überwachung, die Folter und Ermordung von Gefangenen sowie die Kriminalisierung fortschrittlicher Kräfte als eine Art "Ausnahmezustand" einer "wehrhaften Demokratie".

Wir nicht .

Wir sehen den "deutschen Herbst" als Symbol für einen mörderischen Normalzustand konsequenter Herrschafts- und Machtsicherung.

Deshalb halten wir es für wichtig, der herrschenden Geschichtsschreibung diesen Aspekt entgegenzusetzen. Wir wollen anregen, als radikale Linke dieses "Jubiläum" zu nutzen um die Entwicklung staatlicher Repression seit 1977 nachzuzeichnen und zu diskutieren.

Hierbei geht es uns besonders darum, diese Geschichte auch als Geschichte des vielfältigen Widerstandes gegen die staatliche Unterdrückung zu erfassen, um sie kritisch zu beleuchten, aus ihr zu lernen und um als radikale Linke daran wachsen zu können.

Unsere Gruppe schlägt vor, eine Art "organisatorische Klammer" für solch ein Vorhaben zu bieten, d.h. neben einer eigenen Veranstaltung würden wir die zeitliche Koordination der Veranstaltungen, die Gestaltung und Produktion eines gemeinsamen Plakates sowie die Durchführung einer "Bewegungs-Party" organisieren. - Natürlich zusammen und mit Absprache aller interessierten Gruppen und Menschen!

Wir würden uns deshalb freuen, wenn alle Gruppen, die auch schon mit dem Gedanken spielen, im Herbst eine Veranstaltung zu machen, sich mit uns in Kontakt setzen würden, um sich gemeinsam über die Idee einer Veranstaltungsreihe auszutauschen.

Wir rufen auch alle Einzelpersonen, die eventuell Material (Fotos, Flugis, etc ...) speziell zu dieser Thematik haben, dazu auf, sich an unsere Kontaktadresse zu wenden:

Café und Buch, Gruppe "Schleierhaft"
Marktstr. 114, 20357 Hamburg

Mit hoffnungsvollen und solidarischen Grüßen, Gruppe "Schleierhaft"


Zeck vom September 1997