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Vorbemerkung zur DHKP-C
Wir veröffentlichen im folgenden einen Text, der sich um die (vor allem militärischen) Auseinandersetzungen mit der DHKP-C dreht. Der Text erscheint auf den ersten Blick etwas "speziell". Er wirft jedoch die Frage auf, wie eine Szenestruktur mit einer Gruppierung umgehen soll, die GenossInnen aktuell mit dem Tode bedrohen, also eine Eskalationsstufe in der (dann nur noch) militärischen Auseinandersetzung suchen (und eine politische auch gar nicht mehr anstreben), die unserer nicht mehr entspricht.
Das Treffen, das am Ende des Textes vorgeschlagen wird, hat bereits stattgefunden, wobei wir nicht wissen, was sich dort ergeben hat.

Probleme der Gruppe "Roter Aufbruch" mit der DHKP-C
Bei der Vor- und Nachbereitung zur Demonstration für die "Freiheit der politischen Gefangenen weltweit" in Hamburg (März 97) kam es zu Spannungen zwischen uns und VertreterInnen der DHKP-C. 1992 hat sich die Organisation Devrimci Sol gespalten. Ein Teil nennt sich heute weiterhin Devrimci Sol, der andere DHKP-C. Seit 1992 hat die Spaltung mehrere Todesopfer und zahlreiche Verletzte gefordert. Gerade in Hamburg eskalierte die Auseinandersetzung 1997 in mehreren Schießereien.
Auf der Demonstration anläßlich der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch deutsche Offiziere spitzten sich die Spannungen unserer Gruppe mit der DHKP-C zu. Eine Genossin vom Roten Aufbruch verteilte beim Abmarschort antirassistische Flugblätter. Sie wurde von Anhängern der DHKP-C erkannt. Fünf DHKP-C´ler versuchten sie festzuhalten, es gelang ihr aber wegzukommen. Ein DHKP-C`ler folgte ihr, erreichte unsere Genossin aber erst, als sie sich wieder in einer größeren Gruppe befand.
Der DHKP-C´ler rief unserer Genossin zu: "Wenn wir dich alleine kriegen, hast du kein Lebensrecht mehr.", hat sie also mit dem Tod bedroht.
Im Verlauf der Demonstration begleiteten uns in Zivilbullenmanier ständig zwei DHKP-C´ler. Sie zeigtenihren Leuten, die uns nicht kannten unsere Gruppe. Zwei DHKP-C-Frauen schmuggelten sich zwei Ketten hinter uns in die Demo, um rauszukriegen, wieviele wir sind. Deshalb gehen wir davon aus, daß sie die ganze Zeit auf eine günstige Gelegenheit gewartet haben, uns anzugreifen.
Wir nehmen die Drohung gegen unsere Genossin sehr ernst. Es hat in den Auseinandersetzungen nach der Spaltung von Devrimci Sol zahlreiche Schießereien und Morde gegeben. Einer der DHKP-C`ler in Berlin war der Wortführer auf dem Vorbereitungstreffen zur Gefangenendemo im März 97 in Hamburg (siehe unten).
Wir wissen aber auch, daß häufig Leute durch die DHKP-C bedroht werden, um ein Klima der Angst zu schaffen, sehen also auch die Möglichkeit, daß es sich "nur" um einen Einschüchterungsversuch handelt.
Die DHKP-C ist so geschmacklos, eine Kommunistin auf einer Gedenkdemonstration für ermordete KommunistInnen mit dem Tod zu bedrohen. Neben dieser Ungeheuerlichkeit führte dies dazu, daß etwa die Hälfte der DHKP-C`lerInnen damit beschäftigt war, uns abzuchecken und sich nicht etwa inhaltlich an der Demo zu beteiligen oder Polizeiangriffe abzuwehren.
Wir gehen davon aus, daß Gewalt für Revolutionäre ein Mittel zur Bekämpfung des Klassenfeindes ist und nichts innnerhalb der Linken zu suchen hat. Diskussion, Streit und unterschiedliche Auffassungen sollten gerade in der heutigen Situation der Krise und Schwäche der radikalen Linken, solidarisch ausgetragen werden. Die richtigen Positionen werden sich durchsetzen, weil sie richtig sind und nicht, weil der Baseballschläger oder die Waffe besser war.

Was ist der Hintergrund unserer Probleme?
Die Gefangenen-Demonstation vom März 97 wurde von ca. 20 Gruppen organisiert, unter ihnen auch von Anfang an Devrimci Sol Gücler. Auf dem letzten Vorbereitungstreffen war auch die DHKP-C anwesend und hat die Forderung gestellt, daß Dev. Sol Gücler aus der Demonstration ausgeschlossen werden solle, da es sich hierbei um eine konterrevolutionäre Gruppe handle. Sollte dies nicht geschehen, kam die Ankündigung an der Demonstration teilzunehmen und "mit Konterrevolutionären so umzugehen, wie wir es immmer tun". Es wurde in der Vorbereitung versucht, in einer Diskussion zu erreichen, daß beide Gruppen eine Zusage geben, daß von ihr keine Angriffe laufen werden und es wurde beiden gesagt, daß dann eine Teilnahme an der Demonstration in Ordnung sei.
Devrimci Sol Gücler gab auf dem Treffen die Zusage, keine Angriffe zu starten, die DHKP-C wollte eine solche Zusage nicht geben und bestand auf der Forderung Devrimci Sol Gücler dürfe nicht an der Demonstration teilnehmen.
Für uns, die an der Vorbereitung der Demonstration beteiligt waren, herrschte nun eine unklare Situation. Wie wir schon auf den Vorbereitungstreffen erklärten, war es unser wichtigstes Ziel, daß die Forderung nach Freiheit der politischen Gefangenen weltweit nicht durch interne Auseinandersetzungen überdeckt wird. Deshalb haben wir uns zu folgender Vorgehensweise entschlossen:
Im Vorfeld versuchen Leute aus der Demovorbereitung mit der DHKP-C zu reden, was kurz vor der Demo dazu führte, daß die DHKP-C nicht an der Demo teilnahm. Wäre es auf der Demo zu Auseinandersetzungen gekommen, hätte unsere Gruppe ein Flugblatt verteilt, welches aus unserer Sicht, über den Hintergrund der Spaltung von Devrimci Sol informiert und die Forderung nach einer Beendigung der gewaltsamen Auseinandersetzung aufstellt. Den Entwurf für das Flugblatt stellten wir auf dem letzten Vorbereitungstreffen der Demonstration vor und erklärten, daß es nur dann verteilt werden wird, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt. Aufgrund unserer Zusammenarbeit mit Devrimci Sol Gücler, unseres Wissens über die Gründe der Spaltung und den Erfahrungen vieler unserer Freunde mit Angriffen durch die DHKP-C. war dieses Flugblatt für Devrimci Sol parteiisch.
Die DHKP-C hat diesen Entwurf irgendwoher bekommen und hat uns dann bei der Nachbereitung in der Brigittenstraße zu einer Diskussion aufgefordert, der wir uns stellten, die aber nach wenigen Sätzen von der DHKP-C abgebrochen wurde. Sie haben uns vorgeworfen, daß wir nur eine Seite darstellen und die Positionen der "Konterrevolutionäre" übernehmen. Beri diesem Treffen zeigten sie besonderes Interesse an zwei Personen aus unserer Gruppe, von denen sie wissen, daß diese schon lange freundschaftliche Beziehungen zu Devrimci Sol haben, eine von beiden ist die Genossin, die in Berlin bedroht wure.
Bereits 1997 gab es zwei Vorfälle: Einige Wochen nach der Gefangenendemo wurde ein Genosse vom Roten Aufbruch von einer Gruppe DHKP-C Anhänger beim Bahnhof Altona beschimpft und bedroht. Auf der Demonstration gegen den Einmarsch der Türkei im Irak wurde dieser Genosse erneut bedroht. Die DHKP-C`ler forderten ihn auf, die Demonstration zu verlassen, weil wir mit "Konterrevolutionären" zusammenarbeiten würden und deshalb nicht demonstrieren dürfen. Nach einem Wortwechsel eskalierte die Situation aber nicht.

Was tun?
Der Konflikt innerhalb von Devrimci Sol hat viel Schaden für die türkische und kurdische Linke angerichtet. Die Spaltung ist nun über fünf Jahre her. Reagierten anfangs noch viele türkische und kurdische Gruppen mit Resolutionen, die zur Beilegung der Auseinandersetzung aufriefen, wird heute nicht mehr politisch auf diesen Konflikt reagiert. Wir halten dies für einen Fehler, auch weil durch die Auseinandersetzung das Ansehen aller linken türkischen und kurdischen Gruppen immer schlechter wird.
Wir fänden es gut, wenn Organisationen wie PKK, TKP/ML, MLKP, KKP und andere, auf lokaler und zentraler Ebene erneute Versuche unternehmen würden, um die Auseinandersetzungen zwischen Devrimci Sol und der DHKP-C von der militärischen auf die politische Ebene zurückzuführen.
Der Rote Aufbruch ist eine Gruppe, die versucht, in der Hamburger Linken politische Initiativen zu organisieren. Mit welchen Kräften wir dabei zusammenarbeiten ist unsere politische Entscheidung. Wir haben weder die Möglichkeit noch das Interesse eine Konfrontation mit der DHKP-C einzugehen.
Wir denken, daß es gemeinsame Aufgabe der Linken ist, auf die DHKP-C einzuwirken, ihren Konfrontationskurs gegen GenossInnen aus den Roten Aufbruch aufzugeben und die Morddrohung gegen unsere Genossin zurückzunehmen. Wir würden es begrüßen, diese Initiative mit der Forderung nach Beendigung der gewaltsamen Auseinandersezung zwischen DHKP-C und Devrimci Sol zu verbinden.

Solidarische Grüße
Roter Aufbruch, 20. Januar 1998


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