ntieller Bestandteil. Ohne die Einbeziehung der Bedürfnisse dieser in jegliche Überlegungen bezüglich des Schwarzmarktes, ist ein Weiterkommen nur schlecht und unzureichend möglich. Das heißt also, wir allein können die generelle Notwendigkeit eines Hamburger Infoladens realistisch nur sehr schwer einschätzen schließlich würden wir ja keine Kraft und Zeit in ihn investieren, wenn wir ihn nicht wichtig fänden. Genau über diese Notwendigkeit wollen wir diskutieren und wenn diese grundsätzlich besteht (wovon wir eigentlich erstmal ausgehen), natürlich auch darüber, was sich am Infoladen verändern ließe, um diese über das Grundsätzliche hinauswachsen zu lassen. Momentan bleibt uns doch nur zu sagen, daß die einzig wirkliche Klarheit, die wir haben, die ist, daß es so wie es ist nicht bleiben kann, ohne daß das Projekt Infoladen nicht unweigerlich zum Scheitern verurteilt wäre.
Was wir im folgenden tun wollen, ist einerseits der Versuch einer Situationsbeschreibung, anderseits die Darstellung verschiedener zukunftsbezogener Thesen mehr leider nicht. Daran knüpft sich für uns wie gesagt die Hoffnung, eine Diskussion um den Infoladen als vermeintlichen Bestandteil einer linksradikalen Bewegung anzuregen.
It was, it is and it will be?
Das offensichtlichste Problem des Hamburger Infoladens ist die seit geraumer Zeit ausbleibende "Kundschaft". Dabei geht es natürlich nur zweitrangig darum, daß es dadurch für die Leute, die da "rumhängen" nicht unbedingt immer sehr spannend ist. Entscheidender ist dagegen die Frage, was das für einen Infoladen eigentlich heißt, was es über dessen generelle Notwendigkeit aussagt. Zunächst wollen wir jedoch versuchen, die Gründe für ein solches Ausbleiben aus unserer Sicht zu skizzieren.
Die NutzerInnen des Ladens lassen sich so denn gewollt seit jeher im Prinzip in verschiedene Gruppen, mit unterschiedlichen Motivationen, den Schwarzmarkt zu betreten, einteilen.
Zum einen sind es Leute des linksradikalen Spektrums aus anderen Städten oder auch Ländern, für die der Schwarzmarkt oftmals als erste Anlaufstelle dient oder zumindest Teil des politischen Pflichtprogramms ist -, um einen kleinen Eindruck zu gewinnen, "was in Hamburg so läuft". Zum anderen fungiert bzw. könnte der Schwarzmarkt als Schnittstelle zu linksradikaler Politik, hauptsächlich für junge Leute mit Interesse meist an Antifa- oder Anti-AKW-Politik, fungieren. Diese Funktion ist unseres Erachtens sehr wichtig, bietet die sogenannte Szene doch kaum Ansprechmöglichkeiten für Leute außerhalb dieser. Allerdings bewegt sich diese Funktion momentan hauptsächlich auf der Dienstleistungsebene mit relativ wenig Interaktion.
So ist und bleibt einer der existentiellen Bestandteile eines Infoladens die Gruppe von NutzerInnen, die aktiv in Hamburg Politik betreibt und diese in den Laden hineinträgt.
Daß im Gegensatz zu früheren Zeiten weniger Leute mit einfach erstmal dem Interesse an linker Politik in den Schwarzmarkt kommen, ist unser Meinung nach zum Teil ein Problem des mangelnden Bekanntheitsgrades ein Problem, welches sich mit einer "guten Werbestrategie" wahrscheinlich aus dem Weg räumen ließe. Sicherlich spielt die fehlende Attraktivität der Linken allgemein und das generelle Desinteresse an linksradikaler Politik eine entscheidende Rolle. Dies ist jedoch eine Problematik, die die gesamte Linke betrifft und wo es auch gewiß mehr als notwendig erscheint, neue Wege zu suchen und zu finden.
Zurück zum Schwarzmarkt im Konkreten. Wie gesagt, in aktive Politik involvierte Leute sind von existentieller Bedeutung für einen Infoladen. Weil sie es sind, die uns Informationen geben, die Inhalte vermitteln, die den Schwarzmarkt zu einer Art Knotenpunkt machen können. Offensichtlich ist jedoch: Sie wollen es nicht. Und wie eigentlich alles auf der Welt, hat auch dies wiederum seine Gründe.
Auf zwei von ihnen möchten wir hier ansatzweise eingehen.
Eine nicht unbeträchtliche Zahl an NutzerInnen hat sich im Zuge der Diskussion um die Arranca! Nr. 8 sowie den verschiedenen darauffolgenden Ereignissen und Konflikten vom Infoladen verabschiedet. Folge davon war die Verlagerungen z.B. des Broschürenverkaufs auf den Buchladen im Schulterblatt und andere Läden oder Zentren. Daß diese Leute gesagt haben "Da gehen wir nicht mehr hin", ist Produkt einer vehementen Kritik am Infoladen Schwarzmarkt in einer konfliktreichen und vielleicht auch etwas hochgeschaukelten Situation. Das ist jetzt gut zwei Jahre her, doch sicherlich wäre es möglich, die damaligen Konflikte aufzuarbeiten, schließlich stehen einige Kritikpunkte auch weiterhin im Raum. Allerdings muß auch gesehen werden, daß sich in den letzten zwei Jahren im Schwarzmarkt etwas geändert hat. Mittlerweile läßt sich durchaus von einem kompletten Generationswechsel sprechen. So hat der eine Teil von uns die damaligen Entscheidungen mitgefällt, der andere ist neu dazugekommen. Von daher würden wir uns heute anstatt einer doch mühevollen und wahrscheinlich wenig erfolgversprechenden Aufarbeitung eher eine Diskussion wünschen, die ihr Hauptaugenmerk auf die heutige Situation legt, sich um Veränderungen, eventuelle Richtungswechsel und letztendlich um einen Blick in die Zukunft dreht, ohne daß das heißen muß, die damaligen Kritikpunkte nicht einfließen lassen zu können. Das heißt aber auch, eine Diskussion gerade mit denen, die dem Infoladen aufgrund ihrer Kritik ablehnend gegenüberstehen.
Es gibt aber auch Leute, die durchaus aktiv Politik betreiben, mit diesen alten Konflikten jedoch nichts zu tun haben, vielleicht nicht einmal um diese wissen und die trotzdem den Schwarzmarkt nicht nutzen. Die einzelnen Gründe hierfür können wir nicht mehr als vermuten und unser Bild konnte bislang nur durch "private" Gespräche mit einzelnen entstehen. Fakt ist jedoch eine verloren gegangene zwingende Notwendigkeit eines Hamburger Infoladens: Es schließt sich nunmal keineswegs aus, politisch aktiv zu sein, ohne jemals den Schwarzmarkt auch nur betreten zu haben. Es gibt heute andere Möglichkeiten seine Funktionen zu kompensieren, an Informationen zu gelangen oder einen Austausch zu ermöglichen. Und genau das wirft die Frage auf: Wenn es auch anders funktionieren kann und bereits funktioniert, wofür ein Hamburger Infoladen? Und wenn klar sein sollte wofür, wie müßte sich dieser gestalten?
What ever will be - the future's not ours to see?
Tja, und jetzt?
Angenommen also, wir stellten die vielbesagte Notwendigkeit eines Infoladens überhaupt in Frage wie gesagt, Informationen kriege ich auch über«s Internet, andere Leute kann ich auch in der B5 treffen, meine Interim hole ich mir im Buchladen Schulterblatt und ein Postfach für die eigene Gruppe kann ja wohl auch nicht das große Problem sein. Heißt das dann, ihn einfach zu schließen? Oder gibt es vielleicht doch den einen oder anderen Vorteil an seiner Existenz und eine Notwendigkeit muß neu bestimmt und umgesetzt werden? Keine Frage, zumachen wäre dann doch ein bißchen zu einfach und auch nicht die einzige Antwort auf diese Frage - wollen wir nicht, haben wir nicht vor, es sei denn, es kristallisiert sich irgendwann heraus, daß das alles so ziemlich eine sinnlose Zeit- und Kraftvergeudung ist. Wir hängen am Schwarzmarkt, aber sich von ihm kaputtmachen zu lassen, ohne daß irgendwer irgend etwas davon hat, geht dann doch zu weit. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten. Vielleicht sind die internen Strukturen des Infoladens viel zu eingefahren für eine wirklich grundsätzliche und nach vorne bringende Veränderung so denn gewollt. Dann ließe sich z.B. über einen kompletten personellen Wechsel, sozusagen über die Übergabe des Projektes, nachdenken. Das hieße also, der Infoladen würde öffentlich ausgeschrieben, wir würden sagen: "Hier, das ist er, nehmt ihn, macht was draus, wie auch immer und auf Wiedersehen." Das wäre eine Möglichkeit. Doch damit es so weit nicht kommen muß, erhoffen wir uns von einer Diskussion neue Anstöße und Ideen, um mittels dieser nicht nur beim träumen bleiben zu müssen, sondern bestehende Probleme gemeinsam aus dem Weg räumen zu können.
Oder es fänden sich einzelne Gruppen, die einzelne Tage übernehmen und diese dadurch inhaltlich bestimmen könnten. Wir würden allerdings aufgrund früherer Erfahrungen zu bedenken geben, daß es beträchtliche Schwierigkeiten geben kann, wenn die einzelnen Tage isoliert voneinander bestehen und sich nicht in direktem Bezug zueinander befinden. Trotzdem auf jeden Fall eine Überlegung wert. Für eine solche Variante müßte zudem aber auch erstmal geklärt werden, ob ein Infoladen als Infoladen Politik machen soll mit dem was er tut oder ob es lediglich um die Bereitstellung von Möglichkeiten geht. Allerdings ist das eine Diskussion, die in Zukunft sowieso einmal mehr geführt werden muß.
Um auch mal eine Möglichkeit durchzuspielen, die nicht alles über den Haufen wirft: Denkbar wäre auch die Gewährleistung des organisatorischen Rahmens durch "Infoladenleute" in Kombination mit Leuten aus unterschiedlichen politischen Bereichen, die an verschiedenen Tagen ansprechbar wären, sich an "ihrem" Tag jedoch nur um den jeweiligen Bereich kümmerten.
Vielleicht läßt sich der Infoladenteil auch mit etwas anderem als einem Buchladen verbinden vielleicht ein Café, obwohl da gibt es ja eigentlich schon z.B. die B5 -, um dem ganzen eine andere Ausrichtung zu geben. Die Bücher kauft eh niemand, also weg damit.
Oder aber wir packen den Infoladen in ein paar Kisten, zögen um und fusionierten mit einem der anderen bestehenden Projekte.
Wahrscheinlich ließe sich hier noch eine Menge mehr ausdenken und aufzählen, vielleicht ist das alles auch Quatsch oder geht in eine völlig falsche Richtung. Außerdem setzt es ein "Ja" auf die Frage voraus: "Braucht Hamburg zukünftig einen Infoladen?" Wir sagen immer noch "Na klar!", aber es ist längst nicht mehr bei allen so vehement und letztendlich sind nicht nur wir es, die das zu entscheiden haben. Entscheiden tun auch die, die den Infoladen nutzen oder nicht wenn wirklich niemand mehr kommt, ist die Entscheidung gefallen.
This is the end
Wir wissen, in diesem Text fehlt ganz viel. Doch wir begreifen ihn als ersten Schritt bzw. Versuch und werden hoffentlich nicht wieder in jahrelanges Schweigen verfallen.
Worüber wir uns hier u.a. nicht ausgelassen haben, sind die doch nicht unerheblichen finanziellen, personellen und organisatorischen Probleme, die uns der Schwarzmarkt bereitet. Aber erstens würde dies sehr schnell zum Jammern führen und zweitens befinden wir diese Fragen für zweitrangig, auch wenn sie vielleicht seine Existenz gefährden.
Doch Kraftakte sind möglich, wenn klar ist wofür.
Infoladen Schwarzmarkt, Winter 1998/99
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