Begleitprogramm

Das Programmheft zu den Begleitveranstaltungen können Sie hier runter laden.

Samstag, 2. April, 19.00 Uhr

Eröffnungsveranstaltung mit Karl Rössel: "Unsere Opfer zählen nicht. Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg"
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Sonntag, 3. April, 14.00 Uhr

Führung durch die Ausstellung mit Karl Rössel (Autor und Ausstellungsmacher)
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Mittwoch, 6. April

Workshop „Perspektiven in Welt- und Geschichtsbilder – Erinnerungskultur in Europa“. (Mehr Informationen hier)
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Freitag, 8. April, 18.00 Uhr

Film- und Diskussionsveranstaltung: "Das Schweigen durchbrechen: Die sexuelle Versklavung von Frauen durch das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg". Mit Nataly Jung-Hwa Han (Korea-Verband Berlin) und Tsukasa Yajima (Fotograf und Menschenrechtsaktivist Berlin/Japan). (Mehr Informationen hier)

Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Dienstag, 12. April 20 Uhr und Mittwoch 13.4.2011, 18 Uhr

Filmvorführung: "Indigènes. Tage des Ruhms" Algerischer Spielfilm über Kolonialsoldaten aus Nordafrika. (Spielfilm, 119 Minuten, Algerien/Marokko/Frankreich/Belgien 2006. Regie: Rachid Bouchareb) (Mehr Informationen hier)
Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

Donnerstag, 14. April, 20 Uhr

Vortrag: "Lateinamerika und Karibik im Zweiten Weltkrieg" Veranstaltung mit Gert Eisenbürger (Informationsstelle Lateinamerika, Bonn). (Mehr Informationen hier)
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Sonntag, 17. April, 20 Uhr

Vortrag und Diskussion: "global struggle - global health" Veranstaltung mit Maria Hamlin Zuniga. (Mehr Informationen hier)
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Dienstag, 19.4., 18.30 Uhr

Führung durch die Ausstellung mit dem Schwerpunkt Asien.
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Dienstag, 19.4., 20 Uhr und Mittwoch 20.4.2011, 18 Uhr

Film: "Pakt des Schweigens- Das zweite Leben des Erich Priebke" Dokumentarfilm über die Flucht des SS-Hauptsturmführer Erich Priebke in der argentinischen Kleinstadt Bariloche, Priebkes Leben in Argentinien und seine Enttarnung 1994. (Mehr Informationen hier)
Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

Donnerstag, 21.4., 17 bis ca. 20 Uhr

Von der "Hilfe im Handgemenge" zur "kritischen Nothilfe". Postkoloniale Geschichte und Wandel der Solidarität.
Vortag in vier Bausteinen mit Diskussionsrunden: Thomas Seibert (medico international). (Mehr Informationen hier)
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Dienstag, 26.4.2011, 20 Uhr und Mittwoch, 27.4.2011, 18 Uhr

Fimvorführung: "63 Years on..." Dokumentarfilm mit Interviews und Archivmaterial zur sexuellen Versklavung von Frauen durch das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg (Kim Dong-Won, Südkorea 2008, OF m. dt. UT, 60 Minuten)
(Mehr Informationen hier)
Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

Donnerstag, 5. Mai, 18.15 Uhr

Vortragsveranstaltung: Prof. Dr. Ulrich Braukämper, Göttingen: "Ethnologische Perspektiven zur Afrika-Politik des "Dritten Reiches"
(Mehr Informationen hier)
Hörsaal des Instituts für Ethnologie, Theaterplatz 15, Göttingen

Samstag, 7. Mai, 19.00 Uhr

Lesung und Diskussionsveranstaltung: "Die Verdammten dieser Erde im Zweiten Weltkrieg" mit Alice Cherki (Algerien/Paris): Psychiaterin, Publizistin und Kampfgefährtin Frantz Fanons in der FLN. Im Anschluss Kulturprogramm in den 8. Mai 2011. (Mehr Informationen hier)
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

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Workshop „Perspektiven in Welt- und Geschichtsbilder – Erinnerungskultur in Europa“

In einen ca. einstündigen Workshop in den Räumen der Austelllung erarbeiten die Basisgruppen Ethnologie und Kulturanthroplogie an der Universität Göttingen gemeinsam mit den Teilnehmenden die Perspektiven unserer Welt- und Geschichtsilder und deren gesellschaftspolitischen Hintergründe. Was ist Eurozentrismus? Was ist eine globale, verflochtene Geschichte? Was ist Erinnerungskultur? Anhand von anschaulichen Beispielen der Austellung, sowie aus weiteren Zeit- und Raumkontexten sollen die Probleme eurozentrischer Erinnerungskultur und Geschichtsschreibung diskutiert werden. Der Workshop soll helfen, sich gemeinsam die Weltvorstellungen in europäischen Gesellschaften aufzuzeigen und sich für eine kritische Perspektive zu sensibilisieren.

Die Methoden und Inhalte des Workshops sind insbesondere auf TeilnehmerInnen ohne tiefe Vorkenntnisse als eine Einführung in die Thematik angelegt.

Mittwoch, 6. April

Ort: Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

 

Veranstaltungstipp: Dieser Workshop wird auf Anfrage auch für Schüler_innen, Geschichts- und Politikurse angeboten (Weitere Informationen hier). Informationen und Anmeldungen: 0551 - 48 71 41 oder 0551 - 48 70 66

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Das Schweigen durchbrechen: Die sexuelle Versklavung von Frauen durch das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg

Film: "63 Years On..."

Vortrag von Nataly Jung-Hwa Han (Koreaverband Berlin): "Von der Ohnmacht zur Ohrmacht"

Foto- und Klanpräsentation von Tsukasa Yajima (Fotograf und Menschenrechtsaktivist Berlin/Japan): "Von Angesicht zu Angesicht"

Das japanische Militär verschleppte während des Zweiten Weltkriegs über 200.000 Frauen zu sexuellen Diensten und nannte sie Ianfu (jap. Trostfrau). 1991 überwand Kim Hak Soon als erste der Frauen ihre Schamgefühle und klagte die japanische Regierung an. Allein in Südkorea gingen 233 der wenigen Überlebenden an die Öffentlichkeit. Die japanische Regierung hat sich bisher weder offiziell entschuldigt noch die Frauen entschädigt. Die Zeit drängt, 2011 sind allein in Korea bereits drei dieser mutigen Frauen gestorben. Die Überlebenden sind über 80 Jahre alt, sie wollen noch an einer Aussöhnung in Asien mitwirken.

Nataly Jung–Hwa Han wird mit Tsukasa Jayima am 8. April 2011 in Göttingen sein. Sie ist Menschenrechtsaktivistin und wurde 1962 in Seoul/Südkorea geboren. 1978 kam sie nach Stuttgart und lebt heute in Berlin. 1991 besuchte sie das Selbsthilfeprojekt Turebang für Frauen, die von US–amerikanischen GIs in Südkorea prostituiert wurden. Seitdem engagiert sie sich für die Rehabilitierung sexuell versklavter Frauen. Sie brachte 2007 die Ausstellung „Sex-Zwangsarbeit im KZ“ von Ravensbrück nach Korea. Nataly Jung-Hwa Han leitet das „Korea Kommunikations- und Forschungszentrum“, die „AG Trostfrauen“ im Korea-Verband e.V. und „Courage KIM Hak-Soon, Aktionsbündnis zur Aussöhnung im Asien-Pazifik-Raum“.

Tsukasa Yajima; Fotograf, Journalist, Menschenrechtsaktivist; wurde 1971 in Gunma/Japan geboren und wuchs dort auf. Seit 2006 lebt er in Berlin. Er porträtierte ehemalige sexuell versklavte Frauen in Korea, China und Taiwan. 2003-2006 lebte er mit sogenannten „Trostfrauen“ im „The House of Sharing“ (Nanum–ui jib) in Seoul/Südkorea, die er 2010 zusammen mit Nataly Jung-Hwa Han zuletzt besuchte.

Im „Haus des Teilens“ leben seit 1998 ehemalige Sexsklavinnen des japanischen Militärs gemeinsam in einer Wohngemeinschaft. Sie erzählen dort BesucherInnen authentisch über ihre Erfahrungen, über die sie jahrzehntelang schwiegen. Das Haus wird gleichzeitig als Museum genutzt, in dem historische Beweismaterialien und Dokumente ausgestellt bzw. im Archiv aufbewahrt werden. Ergänzt wird die Dauerausstellung durch Ergebnisse einer Maltherapie, die die Frauen durchgeführt haben.

Freitag, 8. April, 18 Uhr

Ort: Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Link: Haus des Teilens

Link: Korea-Verband Berlin

 

Filmtipp: «63 Years On…» – «63 Jahre später…»

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Tage des Ruhms - Originaltitel: Indigènes

Filmographische Angaben: Spielfilm, 119 Minuten, Algerien/Marokko/Frankreich/Belgien 2006. Regie: Rachid Bouchareb. Darsteller: Bernard Blancan, Sami Bouajila, Jamel Debbouze, Samy Naceri, Roschdy Zem.

Der zentrale und aktuellste Spielfilm zum Thema über vier Kolonialsoldaten aus dem Maghreb, die im Zweiten Weltkrieg erst in Italien, dann in der Provence und schließlich im Elsass für die Befreiung Europas von der Naziherrschaft kämpften.

Der algerische Regisseur Rachid Bouchareb erzählt die Geschichte von vier Kolonialsoldaten der französischen Streitkräfe im Zweiten Weltkrieg: von ihrer Rekrutierung in Nordafrika bis zu ihren Kämpfen gegen die deutsche Wehrmacht in Italien, der Provence und schließlich in einem abgelegenen elsässischen Dorf bei der Befreiung Frankreichs von der Naziherrschaft. Mit großartigen Schauspielern, die beim Filmfestival in Cannes 2007 kollektiv als beste männliche Hauptdarsteller ausgezeichnet wurden, und bewegenden Bildern über das Kriegsgeschehen erzählt dieser Film am Beispiel seiner vier Protagonisten von der weitgehend vergessenen Beteiligung Zehntausender afrikanischer Soldaten an den brutalen Schlachten entlang der eisigen Fronten des letzten Kriegswinters in Europa. Aufnahmen von französischen Friedhöfen, auf denen afrikanische Gefallene begraben sind, sowie von erbärmlichen Wohnheimen, in denen Veteranen aus dem Maghreb, die in Frankreich geblieben sind, bis in die Gegenwart leben müssen, verweisen auf die Geschichtsvergessenheit in Europa und die bis heute anhaltende Diskriminierung der Kolonialsoldaten in Frankreich. Rachid Bouchareb hat für diesen Film langwierige Recherchen in französischen Staatsarchiven und Bibliotheken durchgeführt, aber die wichtigsten Hintergrund-Informationen lieferten ihm afrikanische Veteranen und ihre Nachfahren: «Wir haben Leute gesucht, die diese Epoche noch selbst miterlebt hatten, und sind dafür nach Bordeaux, Marseilles und Nantes gefahren, aber vor allem auch in den Senegal, nach Marokko und Algerien. Auf den Erfahrungen und Gefühlen dieser Zeitzeugen beruht unser Film. Bei den Gesprächen mit ihnen wurde mir auch klar, dass ich nicht die Geschichte eines einzelnen Soldaten erzählen wollte, sondern eine Geschichte, die für den gesamten afrikanischen Kontinent steht.» Die deutsche Fassung des Films ist im Begleitprogramm zur (Wander-)Ausstellung «Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg» erstmals hierzulande zu sehen.

Dienstag, 12. April, 20 Uhr und Mittwoch, 13. April, 18 Uhr

Ort: Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

Link: Informationen zum Film auf englisch

 

Veranstaltungstipp: Die Verdammten dieser Erde im Zweiten Weltkrieg

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"Lateinamerika und Karibik im Zweiten Weltkrieg"
 Vortrag von Gert Eisenbürger (Informationsstelle Lateinamerika, Bonn)

Gert Eisenbürger hat für das Buch Unsere Opfer zählen nicht - Die Dritte Welt im 2.Weltkrieg das Kapitel zu Lateinamerika verfasst und wird in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf die ökonomischen und militärischen Folgen des Krieges auf diese Region legen. Außerdem wird die Bedeutung verschiedener lateinamerikanischer Länder als Zufluchtsorte für jüdische und politische Flüchtlinge aus Europa erörtert.

Donnerstag, 14. April, 20 Uhr

Ort: Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Link: Informationsstelle Lateinamerika Bonn

 

Filmtipp: Pakt des Schweigens - Das zweite Leben des Erich Priebke

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Pakt des Schweigens - Das zweite Leben des Erich Priebke (Originaltitel: Pacto de Silencio)

Dokumentarfilm - DE, AR, 2005, Farbe + s/w, 88 min. Regie Carlos Echeverría, Produzent Gutierrez Films, Jens Terrahe, Jörg Langer, Drehbuch Carlos Echeverría Kamera Ramiro Civita, Heribert Kansy

Synopsis

Mitte des vorigen Jahrhunderts taucht SS-Hauptsturmführer Erich Priebke in der argentinischen Kleinstadt Bariloche unter. Neben anderen schweren Verbrechen ist er verantwortlich für die Hinrichtung von 335 Zivilisten am 24. März 1944 in den Ardeatinischen Höhlen in Italien.In Bariloche, Priebkes Fluchtort jenseits des Atlantiks, wächst Carlos Echeverría auf, Kind eines argentinischen Vaters und einer deutschen Mutter. Ein Außenseiter, prädestiniert für die Rolle des Beobachters. Seine kritische Distanz und die Jahre, die er später in Deutschland verbringt, ermöglichen ihm, genau zu beschreiben, was in seiner Heimatstadt passiert. Erich Priebke beeindruckt den jungen Carlos Echeverría. Carlos beobachtet Priebke in der deutschen Gemeinde und erfährt von dessen NS-Vergangenheit. In seiner Dokumentation zeichnet Echeverría das erschreckende Bild eines Systems nach, in dem Priebke, anfänglich ausgestattet mit einer neuen Identität, wieder zu Macht und Ansehen gelangt. Sensibel arrangierte Spielszenen und noch nie gesehene Privataufnahmen geben Einblick in die Gemeinschaft, in der Priebke nicht nur Aufnahme findet, sondern auch Respekt und Anerkennung. Unterstützt von Gleichgesinnten, baut er sich ein neues Leben auf und gelangt in einflussreiche Positionen. Als Vorstand der deutschen Schule verdrängt er missliebige Lehrer wie Direktoren und verbreitet nationalsozialistisches Gedankengut, während die Schule sich mit staatlichen Zuwendungen aus der Bundesrepublik finanziert. Mitarbeiter der deutschen Botschaft wissen das und schweigen. Priebke wird 1994 enttarnt und der italienischen Justiz übergeben, die ihn zu 15 Jahren Haft verurteilt. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes verbüßt er die Strafe als Hausarrest.

Dienstag, 19. April, 20 Uhr und Mittwoch 20.4.2011, 18 Uhr

Ort: Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

Link: Informationen zum Film

 

Vernstaltungstipp: Lateinamerika und Karibik im Zweiten Weltkrieg

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Von der "Hilfe im Handgemenge" zur "kritischen Nothilfe"
Postkoloniale Geschichte und Wandel der Solidarität

Vortag in vier Bausteinen mit Diskussionsrunden: Thomas Seibert (medico international)

Den von Armut, Not und Gewalt bedrückten Menschen des Südens zu "helfen" und sich für die "Entwicklung" ihrer Gesellschaften einzusetzen, scheint sich wie von selbst zu verstehen. Es scheint vor allem etwas ganz "unpolitisches" zu sein: Hilfe soll "ankommen" und die Dinge einfach "richten". Die 1968 gegründete Hilfsorganisation medico international hat das von Anfang an anders gesehen und "Entwicklungs-" wie "Nothilfe" immer politisch verstanden: als Teil kolonialer und postkolonialer Geschichte und als Versuch, ihr zu entkommen. In den ersten Jahrzehnten arbeitete medico im solidarischen Bezug auf die antikolonialen Befreiungsbewegungen dieser Zeit - der Begriff dafür war die "Hilfe im Handgemenge", wichtige Orte waren (und sind) z.B. Nicaragua, Südafrika oder Israel/Palästina. Auch wenn die meisten dieser Bewegungen historisch in Schwierigkeiten kamen, haben sie und die "Hilfe im Handgemenge" doch vieles ändern können. Einiges davon trägt noch heute, wo es immer weniger um "Entwicklung" aus kolonialer Abhängigkeit heraus, sondern um "vernetzte Sicherheit" in "globalisierter" Welt gehen soll. In der häufen sich, so viel ist deutlich, zunächst einmal die Katastrophen, im zurückliegenden Jahr z.B. die in Haiti und Pakistan. Das bleibt nicht ohne Folgen für Hilfsorganisationen - und das Problem ihrer "NGOisierung". Der unmittelbaren Not wie ihrer politischen Dimension stellt sich medico mit "kritischer Nothilfe" und einem "globalisierten" Begriff von Solidarität. Noch immer geht es darum, dass Hilfe und Politik nicht zu trennen sind - schon weil es um ein gemeinsames Eintreten für gleiche globale Rechte für alle Menschen geht. Zum Beispiel um das globale Recht auf gleichen Zugang aller zu Gesundheit, für das ein Projekt in Bangladesh einen examplarischen Anfang versucht.

Donnerstag, 21. April, 17 bis ca. 20 Uhr (Achtung! Die Uhrzeit im Programmheft wurde falsch abgedruckt)

Ort: Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Link: medico international

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«63 Years On…» – «63 Jahre später…»

Die preisgekrönte koreanische Dokumentation «63 Years On» über das Schicksal der von den japanischen Streitkräften in Militärbordelle verschleppten Frauen wurde von Recherche International e.V. und dem Korea-Verband untertitelt.

Regie: Kim Dong-Won, Südkorea 2008, 60 Min., OF m.dt.UT

Mit bewegenden Interviews und beeindruckendem Archivmaterial dokumentiert der Film die sexuelle Versklavung Hunderttausender Frauen durch die japanischen Streitkräfte während des Zweiten Weltkriegs in Asien und der Pazifikregion (1937-1945). Beispielhaft werden fünf Betroffene aus China, Korea, den Philippinen und den Niederlanden vorgestellt. (Die indonesischen Inseln waren bis zum japanischen Einmarsch eine niederländische Kolonie.) Die von den japanischen Besatzern zynisch als «comfort women» («Trostfrauen») titulierten Opfer berichten von ihrer Verschleppung, ihrem qualvollen Alltag in den Miltärbordellen und ihrem Leben in den 63 Jahren danach.

Der Film wurde 2008 mit dem Asia Pacific Screen Award als beste Dokumentation ausgezeichnet und erhielt weitere Auszeichnungen auf internationalen Festivals.

Dienstag, 26. April, 20 Uhr und Mittwoch, 27. April, 18 Uhr

Ort: Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

 

Veranstaltungstipp: Das Schweigen durchbrechen - Die sexuelle Versklavung von Frauen durch das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg

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Die Afrika-Politik des "Dritten Reiches" – Ethnologische Perspektiven

Ulrich Braukämper, Göttingen

Die Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie war überall in Europa eine eng mit dem Kolonialismus verbundene Wissenschaft. Der Verlust seiner Kolonien nach dem Ersten Weltkrieg wurde von der Mehrheit der deutschen Ethnologen nicht nur als eine nationale Schande empfunden, sondern auch als eine schwer wiegende Beeinträchtigung ihrer Forschungsmöglichkeiten bedauert. Die von den Nationalsozialisten seit 1938 verfolgte Politik einer Rückgewinnung des Kolonialbesitzes in Afrika fand deshalb zumeist auch die Zustimmung der Fachvertreter, die nicht der staatlichen Ideologie anhingen.
Mit den anfänglichen Siegen im Zweiten Weltkrieg erstarkte die "Kolonialbewegung" und Pläne nach Besitzungen in Übersee schienen in greifbare Nähe zu rücken. Während Japan den asiatisch-pazifischen Raum als sein Herrschaftsgebiet beanspruchte, galt Afrika als Teil der Hegemoniesphäre von Nazi-Deutschland. Seine Bestrebungen richteten sich wie schon im Ersten Weltkrieg darauf, über die ehemaligen Schutzgebiete hinaus ein großes zusammenhängendes Territorium in "Mittelafrika" aus französischen, britischen, belgischen und portugiesischen Kolonien zu okkupieren, das dem Reich als Lieferant für tropische Rohstoffe dienen konnte. Für Hitler selbst hatte überseeischer Kolonialbesitz gegenüber Eroberungen in Osteuropa jedoch nur einen so geringen Stellenwert, dass der Feldzug in Nordafrika 1941-1943 ihm im Kontext seiner Kriegführung nie sehr bedeutsam erschien. Nach der Niederlage von Stalingrad erlosch das Interesse der nationalsozialistischen Führung an Expansionsplänen in Afrika weitestgehend, obwohl kolonialkundliche Zeitschriftenorgane teilweise noch bis 1945 fortgeführt wurden.
Ethnologen – wie etwa auch Geografen und Sprachwissenschaftler - haben den kolonialen Revisionismus durchweg nicht nur aus nationalistischer Überzeugung unterstützt, sondern auch weil für darin einen willkommenen "Brotkorb" für die Vertreter ihrer Fachdisziplinen sahen. Sie versuchten in Institutionen wie dem Reichskolonialamt, Kolonialschulen, Verlagen der kolonialen Zeitschriften und gelegentlich auch in militärischen Positionen ihr Know-how über außereuropäische Gebiete einzubringen, waren dabei jedoch insgesamt wenig erfolgreich. Anders als der Wirkungsbereich von Ethnologen etwa in Großbritannien mit den praktischen Erfordernissen seines gewaltigen Kolonialimperiums blieb der ihrer deutschen Kollegen zumeist auf ideologische Schulungen mit geringen Einflussmöglichkeiten begrenzt. Es war sicherlich ein historischer Glücksfall, dass sich die Ethnologie im Hinblick auf eine kolonialistisch-rassistische Praxis nicht so entfalten konnte, wie das im Falle einer Okkupation afrikanischer Gebiete hätte geschehen können.
Anhand der Schriften und der Biografien namhafter Ethnologen während der Zeit des Zweiten Weltkrieges soll hier Unterstützung für, aber auch Widerstand gegen die Afrika-Politik von Nazi-Deutschland aufgezeigt werden.

Donnerstag, 5. Mai, 18.15 Uhr,

Ort: Hörsaal des Instituts für Ethnologie, Theaterplatz 15, Göttingen

Link: Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung

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"Die Verdammten dieser Erde im Zweiten Weltkrieg"

Vortrag von Alice Cherki (Algerien/Paris)

Im Anschluss Kulturprogramm in den 8. Mai 2011

Alice Cherki wird am 7. Mai 2011 in Göttingen sein. Sie ist Psychiaterin und Publizistin, in Algerien geboren und hat dort als jüdisches Kind die antisemitischen Gesetze des Vichy–Regimes persönlich miterleben müssen. So musste sie im Alter von drei Jahren ihren Kindergarten verlassen, „weil sie Jüdin war“. In den 1950er Jahren hat Alice Cherki als Psychiaterin und Aktivistin der algerischen Befreiungsfront eng mit Frantz Fanon zusammen gearbeitet: bei der Revolutionierung der algerischen Psychiatrie und im Befreiungskampf gegen die französische Kolonialmacht im algerischen und tunesischen Untergrund.

Frantz Fanon hat BefreiungskämpferInnen im Trikont und Ozeanien sowie Intellektuelle in den sogenannten Industrieländern gleichermaßen fasziniert und beeinflusst – zum einen mit seiner Analyse des europäischen Kolonialismus und Rassismus, zum anderen mit den praktischen Konsequenzen, die er daraus zog. Fanon wurde auf der karibischen Insel Martinique geboren und kämpfte während des Zweiten Weltkriegs als Antifaschist in den Truppen des „Freien Frankreichs“. 1953 ging er als Chefarzt in die französische psychiatrische Klinik in Blida bei Algier, in der auch Cherki arbeitete. 1955 trat er der Front de Libération Nationale (FLN) bei.

Die FLN wurde 1954 von Ahmed Ben Bella gegründet, um die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich zu erreichen. Im November 1954 begann mit dem bewaffneten Kampf der FLN und ihrer Armee Armée de Libération Nationale (ALN) der Algerienkrieg. 1958 bildete die FLN eine provisorische Regierung in Tunis und erreichte 1962 die Unabhängigkeit Algeriens.

Im Anschluss an die Veranstaltung mit Alice Cherki findet ein Kulturprogramm in den 8. Mai 2011 statt. Mit südamerikanscher Musik (Sub-Terra) und cubanischer Cocktail-Bar. In Kooperation mit der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Samstag, 7. Mai, 19 Uhr

Ort: Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 3, Göttingen

Link: Frantz Fanon - Ein Portrait

 

Filmtipp: Tage des Ruhms - Indigènes

 

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