Berlin: Pressemitteilung SHUDODA - 2.7.2000
Die Initiative SHUDODA informiert:
Abschiebeflughafen immer noch in Betrieb!
Mit fassungslosen Entsetzen reagierten die AktivistInnen der SHUDODA (Shut
down deportation airports!)- Initiative auf die Tatsache, daß es den
Bütteln des Werthebach- und Schönbohm-Regimes gegen den Protest der Bevölkerung
gelungen ist, den Betrieb des Abschiebeflughafens Schönefeld auch am 1. Juli -
wenn auch unter großen Mühen - aufrecht zu erhalten.
Im Verlauf des Tages näherten sich ca. 700 Menschen auf fünf
Demonstrationszügen dem nach Frankfurt/ Main zweitwichtigsten Abschiebeflughafen der BRD.
Parolen und Aufschriften von Transparenten waren unter anderen:
Gegen die Herrschenden dieser Welt, bis die letzte Grenze fällt!
Wir demolieren jetzt Schönefeld, kommt heraus und gebt uns Geld!
Kein Hahn nach kräht, kein Hund nach bellt - shut down Schönefeld!
Für eine bessere Welt - let`s shut down the airport schoenefeld!
Hunde laßt das Bellen sein - beißt dem BGS ins Bein!
Viva shudoda!
Gegen den rassistischen Normalzustand!
Nicht alle fliegen freiwillig!
Stop all the deportations!
kein mensch ist illegal!
Das Ziel vieler AktivistInnen war es, in den Terminal zu gelangen, um eine
eintägige Betriebsstillegung zu erreichen. Das wurde leider durch massive
Polizeipräsenz und die Verlegung des Kundgebungsortes außer Hör- und
Sichtweite des Flughafengebäudes verhindert. Letzteres wurde damit begründet, daß
der gesamte Bereich des Flughafens inklu-sive der Parkplätze "Privatgelände"
und damit ein von der Polizei zu schützendes Rechtsgut sei. Klar, daß damit
das Demonstrationsrecht einmal mehr zur Farce wurde. Das kommt der von der
staatlichen Administration betriebenen Transformation des Rechtes auf freie
Versammlung und Meinungskundgabe in ein bedeutungslos erscheinendes Element
kollektiver gesellschaftspolitischer Aktivitäten entgegen.
Anderseits sagen wir den Verantwortlichen schon jetzt - egal wieviele
Gesetze Ihr Euch noch einfallen laßt, um uns aus dem von uns beanspruchten
öffentlichen Raum zu drängen - die Abschiebung von Flüchtlingen in den privaten
Gemächern der Flughafengesellschaften wird niemals eine Privatangelegenheit
sein!
Noch ein paar Worte zum Polizeieinsatz - im Verlauf des Tages gab es
insgesamt 11, weitgehend willkürliche Fest-nahmen. Bemerkenswert ist in diesem
Zusammenhang, daß entgegen aller Gewohnheit Beamte der Berliner Polizei
weitgehend darauf verzichteten, DemonstrationsteilnehmerInnen mit Fußtritten oder
Schlägen ins Gesicht zu malträ-tieren. Möglicherweise lag diese ungewohnte
Zurückhaltung an der umfänglichen Präsenz von BeobachterInnen des Komitees
für Grundrechte und Demokratie. Auch deshalb gab es glücklicherweise im
Vergleich mit ähnlichen De-monstrationsanlässen nur wenige Verletzte.
Allerdings ließen es sich Berliner PolizistInnen gegen 16 Uhr nicht
nehmen, massiv auf dem Kundgebungsgelände drohende Präsenz einzunehmen. Offenbar
trafen die Beamten Vorbereitungen, die Kundgebung zu zerschlagen, weil diese
von AktivistInnen als Ausgangspunkt dafür benutzt wurde, ihren völlig
berechtigten Protest immer wieder auf die angrenzende Bundesstraße zu tragen, um
so eine noch bessere Information der Bevölkerung über ihr Anliegen zu
erreichen. Erstaunlicherweise zogen sich die Uniformierten dann wieder zurück.
Auch wenn die Betriebsstillegung des Abschiebeflughafens Schönefeld nicht
durchgesetzt werden konnte, kam es im Verlauf des Tages trotz massiver
Präsenz von Zivilfahndern der Polizei zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen im
Flug-hafengebäude. Wer auch immer - jemand sorgte dafür, daß die S-Bahn von
Grünau bis Schönefeld für zwei Stunden außer Betrieb gesetzt wurde. Zum Teil
kam es aufgrund wiederholter Straßenblockaden von
Demonstrationsteilneh-merInnen zu kilometerlangen Verkehrsstaus.
Das Zusammenwirken dieser vielfältigen Störaktionen gab einen Vorgeschmack
darauf, wie der Abschiebeflughafen Schönefeld von der Infrastruktur Berlin
und Brandenburgs abgekoppelt werden kann. Wir stellen uns in diesem Sinne
vor, in Zukunft mindestens 10 Prozent der hier lebenden Bevölkerung als aktive
MitstreiterInnen der SHUDODA-Inintiative zu gewinnen. Ein Schelm, der/ die
glaubt, dann würde immer noch alles so weiter gehen wie bisher.
Berlin, den 2.7.2000
Mit freundlichen Grüßen
Paula, Paul, Pauline, und Paulchen Schubert
für die Initiative SHUDODA
Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir Ihnen leider vorläufig
nicht mehr zur Verfügung. Die Web-Seite der Initiative
http://members.tripod.com/blockade/index.htm bleibt weiter bestehen und wird in Zukunft als
Diskussionsfo-rum genutzt werden. Unsere e-mail-Adresse lautet weiterhin:
SHUDODA@gmx.de
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