Aachen: Aktion 26.8.00 WKA/Friedenspreis
G e f a n g e n i n d e r U n m e n s c h l i c h k e i t
Vor einem Jahr erhielt das Wanderkirchenasyl den Aachener Friedenspreis. Die
Auszeichnung galt dem Mut, mit dem 450 Flüchtlinge aus der Türkei,
unterstützende katholische und evangelische Kirchengemeinden und die
Kampagne kein mensch ist illegal für elementare Menschenrechte eintreten.
Seit Amtsantritt von Schily und Fischer hat sich die dt. Innen- und
Außenpolitik kaum verbessert. Im Gegenteil. Im Frühjahr 2000 wurden die
ersten Friedenspreisträger in die Türkei abgeschoben: Yusuf Demir wurde
direkt bei Ankunft in Istanbul verhaftet, zum Wanderkirchenasyl verhört und
mißhandelt. Er muß sich derzeit vor Polizei und Militär verstecken. 2 Kinder
wurden Fatma Bag per Abschiebung entrissen. Ihre Schicksale sind typisch für
ca 30.000 jährliche Abschiebungen.
Ihre Dörfer in Kurdistan wurden vom Militär zerstört; sie sind bei der türk.
Polizei gefoltert worden; sie verweigerten sich dem Krieg gegen ihre
Landsleute. Eine Zukunft dort ist bei ihrem passiven und aktiven
Widerstandes z.Zt. undenkbar. Sie können allein wegen exilpolitischen
Auftretens nicht in die Türkei zurück, sie sind Gefangene vor dem eigenen
Land.
Der türkische Staat hingegen kann seine Kurdenpolitik durch den EU-
Aufnahmestatus einmal mehr als anerkannt betrachten. Entgegen den aktuellen
Berichten von Menschenrechtsorganisationen zur andauernden Verfolgung der
kurd. Bevölkerung behauptet das deutsche Außenministerium Fortschritte zur
Menschenrechtsfrage in der Türkei. Andere Folterstaaten wie etwa Iran oder
Nigeria werden angesichts außenpolitischer Interessen Deutschlands / der EU
vergleichbar hofiert.
Nach deutschem Recht wurden Anträge von KurdInnen auf Asyl zu 70% abgelehnt.
Viele Flüchtlinge müssen sich ihrer Abschiebung durch Abtauchen in die
Illegalität entziehen. Illegalität bedeutet absolute Rechtlosigkeit: ohne
Anspruch auf medizinische Versorgung, ohne die Möglichkeit, den
Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, kein Schulbesuch für die Kinder,
völlige Perspektivlosigkeit unter ständiger Angst vor Entdeckung. Die letzte
Station des Asylverweigerungverfahrens in Deutschland ist der
Abschiebeknast: Hochsichere Abschreckungsmaßnahme zur Vollstreckung der
Auslieferung von Flüchtlingen auch in die Hände ihrer Folterer.
Illegale Menschen im Kirchenasyl leben in einer Art offenem Gefängnis: Bei
Aufgreifen durch die Polizei sind sie jederzeit von Abschiebung in die
Türkei bedroht. In Duisburg wurde z.B. Anfang Juli das Kirchenasyl der
Roma-Familie Zumberov aus Makedonien polizeilich abgeräumt. Im
Wanderkirchenasyl leben noch fast 300 Menschen seit 2 ½ Jahren in ungewisser
Situation. Perspektivlosigkeit und fehlender Schutz machen psychisch krank.
Schlaflosigkeit, schwere Depressionen, Traumatisierungen und gravierende
psychosomatische Störungen bis hin zur Suizidgefährdung sind einige Folgen.
W i r b r e c h e n a u f !
Das Wanderkirchenasyl und andere Initiativen zeigen: Sowohl die politische
Isolation, als auch die wirtschaftliche und soziale Gefangenschaft
illegalisierter Menschen kann aufgebrochen werden. Das erfolgreich errungene
Bleiberecht für einige Flüchtlinge im Wanderkirchenasyl reicht jedoch bei
weitem nicht! Wir brauchen Unterstützung!
Wir brechen auf zum politischen Protest gegen die repressiv fortgesetzte
Flüchtlingspolitik rotgrüner Regierungsmehrheiten.
K e i n M e n s c h i s t I l l e g a l
B l e i b e r e c h t f ü r a l l e
A b s c h i e b e s t o p p i n d e n F o l t e r s t a a t
T ü r k e i
Gefangen in der Unmenschlichkeit - wir brechen auf!
Die Aachener Gruppe des Wanderkirchenasyls ruft mit Unterstützung aus
anderen NRW- Städten auf zum
P r o t e s t m a r s c h
mit demonstrativen Inszenierungen zum Wanderkirchenasyl in NRW
2 6. A u g u s t 2 0 0 0 , 1 3 h , Aachen
Treffpunkt Kugelbrunnen, weiter über Elisenbrunnen bis zum Markt
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Fluechtlingsplenum Aachen
c/o Rotes Buero Aachen
Charlottenstr. 6, 52070 Aachen
Tel 0241/5152476 Fax 0241/5152478
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