BRD: Die Residenzpflicht abschaffen!
Flüchtlinge
dürfen sich in Deutschland (anders als in anderen europäischen Staaten)
nach einer Bestimmung der Ausländergesetzgebung nicht frei bewegen, d.h.
der Landkreis, dem sie zugewiesen sind, darf ohne Genehmigung nicht verlassen
werden.
Die Genehmigung
kann dann erteilt werden, wenn ein berechtigtes Anliegen vorhanden ist. Für
die äußerst willkürliche Genehmigung müssen dann noch 10-15,-
DM bezahlt werden und das bei 80,- DM Taschengeld im Monat. Bei Zuwiderhandlung
gibt es eine Geldstrafe zwischen 20,- und 5000,- DM, später auch Gefängnisstrafe,
die dann zur Abschiebung führen kann. Für Jose-Maria Jones ist dies
Wirklichkeit geworden, da er es gewagt hatte, seinen Landkreis dreimal ohne
Genehmigung zu verlassen.
Neben der Residenzpflicht
werden den Flüchtlingen aber viele weitere Probleme bereitet: Die Flüchtlingsunterkünfte
befinden sich oft am Arsch der Welt; es herrscht Arbeitsverbot; FreundInnen,
Familien und Verwandte werden oft voneinander getrennt untergebracht.
Nicht nur die
Residenzpflicht, sondern auch die schriftliche Anwesenheitsbestätigung
in einigen Heimen ist schikanös, da mit der Anwesenheit auch die Wertgutschein-
und Taschengeldvergabe verknüpft ist – wiederholte Nichtanwesenheit
ist Abschiebungsgrund.
Diese und weitere
Probleme führen für viele Flüchtlinge zu großen psychischen
Problemen. Soziale Kontakte, politisches Engagement wie z.B. die Teilnahme am
Karawanenkongreß im April dieses Jahres in Jena sowie Teilnahme am kulturellen
Leben werden praktisch unmöglich gemacht.
Die rassistischen
Sondergesetze, die 1993 nochmals verschärft wurden, indem z.B. der Verstoß
gegen die Residenzpflicht zum Straftatbestand erhoben wurde (jeder Flüchtling
kann damit öffentlichkeitswirksam zum Kriminellen gemacht werden...), ist
Wasser auf die Mühlen des alltäglichen Rassismus.
Der Flüchtlingskongreß
in Jena hat die Residenzpflicht zum Hauptthema gemacht. Das Land Brandenburg
war maßgebend in der Verweigerung von Reisegenehmigungen für sich
selbstorganisierende Flüchtlinge aus verschiedenen Heimen, hauptsächlich
aus Rathenow.
Politische Strategie
ist derzeit die offensive Verletzung der Residenzpflicht, so auch auf dem nächsten
Grenzcamp. Ohne zu moralisch werden zu wollen - mit diesen Gesetzesverletzungen
nehmen die Flüchtlinge ein sehr hohes Risiko auf sich: das der Abschiebung.
Wir sollten uns noch viele Gedanken machen, wie wir sie auf dem Camp und danach
politisch unterstützen können.
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