Wuppertal: Mehmet Kilic, Sprecher des Wuppertaler Wanderkirchenasyls in Abschiebehaft
> Presseerklärung
> Mehmet Kilic befindet sich seit 7 Jahren in Deutschland. 1992 hatte die
> türkische Regierung das kurdische Neujahrsfest in Cizre blutig beendet.
> Bei diesem ?Newroz-Massaker? wurden 101 Menschen kurdischer Abstammung
> umgebracht. Mehmet wurde in diesem Zusammenhang bei einer Razzia
> festgenommen und 15 Tage verhört und mißhandelt. Als am 18.2.93 sein
> Bruder Kemal Kilic hingerichtet wurde, gab es für Mehmet nur einen
> Ausweg, das Land zu verlassen. Sein Asylantrag wurde am 11.3.93
> abgelehnt. Seit dem 22.11.98 befindet er sich im Wanderkirchenasyl.
> Erst im Januar diesen Jahres wurde ein anderer abgeschobener Teilnehmer
> des Wanderkirchenasyls von den türkischen Sicherheitsbehörden massiv
> misshandelt und dabei unter Vorlage von Bildern insbesondere nach Namen
> von Akteuren und Initiatoren des Wanderkirchenasyls befragt. Selbst der
> korrigierte Lagebericht des Auswärtigen Amtes beschreibt die
> Gefährdungspotentiale für abgeschobene Flüchtlinge in der Türkei. Er
> folgt damit zumindest ansatzweise den Darstellungen von
> Menschenrechtsorganisationen über anhaltende Folterungen, Misshandlungen
> extralegale Hinrichtungen und anderen massiven
> Menschenrechtsverletzungen in der Türkei. Er schließt insbesondere die
> Verfolgung von TeilnehmerInnen des Wanderkirchenasyls nicht aus.
> Aktuell sitzen 3 kurdische Flüchtlinge aus dem Wanderkirchenasyl in
> Abschiebehaft. Wir vermuten, dass dies ein gezielter Versuch ist,
> insbesondere die politisch aktiven Flüchtlinge abzuschieben und somit
> das Wanderkirchenasyl auszuhöhlen.
> Die drohenden Abschiebungen passen sich nahtlos ein in die direkte
> Anordnung des Innenministeriums an die Ausländerbehörden in NRW,
> aufenthaltsbeendende Maßnahmen gegen die Teilnehmer des
> Wanderkirchenasyls NRW einzuleiten. Diese Anordnung ignoriert die
> nachgewiesene Gefährdung auf unverantwortliche Weise und ist -
> angesichts des aktuellen staatlich angeordneten Antirassismus - nur noch
> zynisch und verlogen zu nennen. Es ist eine Doppelzüngigkeit, einerseits
> Zivilcourage bei der Bekämpfung rechter Gewalt zu fordern, andererseits
> gleichzeitig die Abschiebung von Flüchtlingen anzuordnen, die von Folter
> und Tod bedroht sind. Wir verwehren uns gegen diese Art von geheucheltem
> Antirassismus und fordern einen sofortigen Abschiebestopp.
>
> Wir forden Freiheit für Mehmet Kilic, Halil Arslan und Hüseyin Calhan
> aus dem Wanderkirchenasyl!
> Keine Abschiebung in den Folterstaat Türkei!
>
> kein mensch ist illegal - UnterstützerInnen des Wanderkirchenasyls
> Wuppertal
>
> Mehmet Kilic, Sprecher des Wuppertaler Wanderkirchenasyls in
> Abschiebehaft
>
> Am Samstag, den 7.10.00 wurde Mehmet Kilic bei einer Razzia während
> seiner Arbeitszeit in Bergisch Gladbach festgenommen. Er befindet sich
> aktuell in Abschiebehaft in Büren. Es ist zu befürchten, dass Mehmet
> sehr kurzfristig abgeschoben wird.
>
> Heute abend findet um 19.00 Uhr ein Treffen im Autonomen Zentrum
> Wuppertal, Wiesenstr. 11 statt. Dort wollen wir überlegen, was wir im
> Falle der Abschiebung am Flughafen machen wollen. Da es noch nicht klar
> ist, ob die Abschiebung morgen oder in der nächsten Zeit stattfindet,
> ist es gut, wenn ihr, falls ihr heute abend nicht kommen könnt, ab 19.00
> Uhr im Autonomen Zentrum anruft, Tel. 0202 / 45 51 92.
>
> k.m.i.i. Wuppertal
|