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Schwerin: Repressionen gegen Antifas

Neue Repressionswelle in Schwerin

Schwerin, 29.09.2000- In der Nacht zum Sonnabend fand im Neubaugettho Großer
Dreesch ein Punkkonzert mit lokalen Bands statt. Die dem Club
gegenüberliegende Tankstelle wurde zu dieser Zeit von einigen anwesenden
Punks zum Nachfüllen der Biervorräte genutzt. Dabei kam es zu einem
Zusammentreffen mit drei Neonazis, die sich gewaltsam in Szene setzten.
Während einer Selbstschutzhandlung traf die Bereitschaftspolizei am Ort des
Geschehens ein. Die Beamten in dunkelgrünen Kampfanzügen hatten natürlich
nichts besseres zu tun, als den Punk Matthias auf brutalste Weise zu
verhaften und den Abzug der Nazis zu sichern. Ihm wurden die Zähne
rausgeschlagen! Diese Art von Schlichtung einer Auseinandersetzung, wie es
die Polizei im nachhinein nannte, ist in Schwerin keine Seltenheit. Immer
öfter wurden Menschen aus der Links- Alternativen Szene Opfer einer
prügelgeilen "Ordnungsmacht".

Zahlreiche KonzertbesucherInnen verließen nun den Club und stellten sich den
Cops in den Weg. Es entwickelte sich eine Diskussion, in dessen Verlauf mehr
und mehr Einsatzfahrzeuge eintrafen. Die Polizei gab nicht zuletzt mit
dieser Geste zu verstehen, daß sie Gespräche mit Gewalt zu führen gedenkt.
Mehr Schilde, Knüppel und Helme wurden angefordert. Die Situation
eskalierte. Es entwickelte sich eine Straßenschlacht, an der etwa 40
Personen auf beiden Seiten beteiligt waren. Zwei beschädigte Polizeiautos
und zwei verletzte Beamte (Gehirnerschütterung und Nasenbruch) stehen 16
Verhaftungen gegenüber. Die Polizei griff dabei rigoros Menschen ab, die man
später zu "besonders aggressiven Jugendlichen" erklärte.

Vier weitere Personen wurden aus der Straßenbahn heraus mitgenommen. In das
Raster des Verdächtigen gerieten dabei alle, die aufgrund ihrer Kleidung,
Haarfarbe, etc. nicht in die Schublade der Normalität paßten. So befanden
sich unter den Verhafteten auch Menschen, die sich nur durch Zufall in der
Bahn befanden und sich nicht ausweisen konnten.

Die darauf folgenden Stunden verbrachten die Gefangenen mit Handfesseln in
einem Knastbus. In einer 60 x 80 cm großen Zelle mußten einige sogar bis
Sonntagabend zubringen. Den Inhaftierten wurden die dringendsten
menschlichen Bedürfnisse verwehrt. Sie bekamen weder etwas zu essen und zu
trinken, noch ließ man sie auf Toilette gehen.

Sowohl die Verhaftungen, als auch die nun folgenden Verhöre waren von einem
Höchstmaß an Brutalität gezeichnet. Viele der Betroffenen wurden teilweise
schwer mißhandelt. Nasenbrüche (Rippen)Prellungen und Hämatome sind nur die
offensichtlichen Zeichen der Qualen, die die Verhafteten erdulden mußten.

Im Laufe der Verhöre konzentrierte sich das Interesse der
Repressionsbehörden auf vier Menschen, die man am Sonntag dem Haftrichter
vorführte. Alle anderen Beschuldigten ließ man unter Meldeauflagen frei. Vor
Gericht bestätigte der zuständige Richter allerdings nur zwei Haftbefehle.
Die beiden Betroffenen, René und Matthias, wurden umgehend in die JVA nach
Bützow gebracht und das mit fadenscheinigen Begründungen! So wurde den
beiden trotz eines festen sozialen Umfelds Fluchtgefahr unterstellt. Daß
René in einer festen Beziehung lebt, einen Job hat und bei seinen Eltern
wohnt, strebte der richterlichen Entscheidung offenbar nicht entgegen.
Es bereitete Polizei und Staatsanwaltschaft auch keine Probleme, ihn zu
einem der Rädelsführer der Krawalle hoch zu stilisieren, obwohl er zu der
Zeit, als die Straßenschlacht richtig losging bereits im Knastbus war.
Gleiches galt auch für Matthias.

Nach fast zwei Wochen Untersuchungshaft, kam René aufgrund eines mündlichen
Haftprüfungsverfahrens auf freien Fuß. Die Freilassung von Matthias erfolgte
einige Tage darauf. Die Haftgründe erwiesen sich als nicht haltbar. Aber
dennoch sollte nicht vergessen werden, daß die Anklagen wegen "Schwerem
Landfriedensbruch" und "(Schwerer) Körperverletzung" nach wie vor aktuell
sind.

Solidarität muß praktisch werden!
Einstellung aller laufenden Verfahren!
Schluß mit der Kriminalisierung!
No Justice! No Peace!

Antirepressionsgruppe Schwerin/ Autonome Antifa Schwerin


 

30.10.2000
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