Erfurt: Prozess gegen Erfurter Antifaschisten
---Pressemitteilung---
Prozess gegen Erfurter Antifaschisten
Am 14. März findet um 13 Uhr vor dem Amtsgericht in Arnstadt erneut der Prozess gegen einen Erfurter Antifaschisten statt. Ihm wird im
Zusammenhang mit der IWG Demonstration am 26.02. vergangenen Jahres versuchte Körperverletzung vorgeworfen, sowie Beleidigung im Rahmen
eines "Totengedenkens" des "Bundes der Vertrieben (BDV)". Die Verhandlung muss erneut stattfinden, da im November ein Zeuge der Anklage nicht anwesend war.
Am 26.2.00 marschierte die revanchistische Interessengemeinschaft
Wiedervereinigung Gesamtdeutschland (IWG) mit ca. 500 Menschen durch
Erfurt. Lediglich 100 Jugendliche versuchten, dem Aufmarsch der Neonazis Widerstand entgegen zu setzten in dem sie versuchten die Strecke zu
blockieren. Dabei ging die Polizei massiv gegen sie vor. Dieser einzige Protest wurde im Nachhinein als "zivilcouragiertes Handeln" von Presse und Politiker/innen aufgegriffen. Jetzt wird versucht jenseits aller Öffentlichkeit, die Menschen, die Widerstand leisteten zu
kriminalisieren und damit auch zu demoralisieren.
"Die Formen des Engagements gegen neonazistische Aktivitäten müssen
diskutiert werden. Dies darf allerdings nicht im Gerichtssaal geschehen,
da dort der politische Hintergrund keine Rolle spielt", so die
Rechtshilfegruppe Rote Hilfe.
Am 4.3.00 veranstaltete die Sudetendeutsche Landsmannschaft, eine
Sektion des Bundes der Vertriebenen, eine Gedenkveranstaltung auf dem
Erfurter Hauptfriedhof. Dort soll der Antifaschist Anwesende Mitglieder
des BDV als "Nazischweine" bezeichnet haben.
Der Bund der Vertriebenen vertrat in der Vergangenheit immer wieder revanchistische Positionen. So wurde dessen geplanter parlamentarischer Abend im Thüringer Landtag kurzfristig abgesagt, da der Vorsitzende
Latussek dort Flugblätter mit revisionistischen Positionen verteilt hatte. Unter dem Titel "Was jeder Deutsche wissen sollte" kritisieren
sie, dass "Kriegsopfer, Zwangsarbeiter oder Opfer rassistisch geprägter Machtpolitik (...) ständig in aller Munde seien, wohingegen das Leid des
"deutschen Volkes" zu selten betrachtet wird. So sprechen sie von "Zwangspolonisierung und Zwangstschechisierung" von Kindern nach dem 2.
Weltkrieg. Als verlogen bezeichnen sie das "Wohlverhalten einer politischen Elite" gegenüber den Siegermächten nach dem 2. Weltkrieg. In jenem Zusammenhang wird an die Geschichte appelliert, die "unser Volk
geprägt und groß gemacht hat."
Bekannt ist weiterhin, dass Latussek zahlreiche Verbindungen zum offen rechtsradikalen Gruppen hat. "Wenn Jugendliche sich kritisch mit dem
Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung auseinandersetzen sollte dieses Engagement unterstützt werden und nicht kriminalisiert. Fehlende Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus und Nationalismus ist mitverantwortlich für die Konjunktur neonazistischer Positionen" meint dazu Uli Schneider, Pressesprecherin der Roten Hilfe Ortsgruppe Erfurt.
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Die Rote Hilfe ist eine bundesweite Rechtshilfeorganisation. Sie
unterstützt Menschen, die aufgrund ihrer emanzipativen Politik von
Repression betroffen sind.
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LAG Antifa/Antira A.L.F.
Stichwort: "Repression"
Kto-Nr.: 237 124 37 01
BLZ: 820 101 11, BfG Erfurt
Rote Hilfe Ortsgruppe Erfurt
(Kontakt: erfurt@rote-hilfe.de)
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