Frankfurt/Kelsterbach: Pressemitteilung des Grenzcamps zum 31.07.2001
Antirassistisches Grenzcamp im Rhein-Main-Gebiet
Kelsterbach an der B 43 Richtung Rüsselsheim
Pressegruppe:
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Medienmitteilung 5 31.07.2001
Das Grenzcamp entfaltet seine Themenvielfalt
Mit Aktionen zur Entschädigungsforderung von ZwangsarbeiterInnen sorgt das antirassistische Grenzcamp an der Börse in Frankfurt für eine Baisse der Stimmung. Um Punkt 12 Uhr betrat eine kleine Gruppe das Gebäude und entrollte in deutscher und polnischer Sprache ein Transparent mit der Forderung nach angemessener Entschädigung aller ehemaligen ZwangsarbeiterInnen: Keine Almosen - Kein Schlußstrich. Sie bewarfen die Priester des shareholder-value mit 'peanuts'. In der Vorhalle demonstrierten währenddessen ca. 400 CampteilnehmerInnen lautstark gegen die Börse als Institution. In der Frankfurter Börse werden die Aktien der Global Players gehandelt, deren räuberische Politik das weltweite soziale Ungleichgewicht hervorruft und somit einen wesentlichen Fluchtgrund für MigrantInnen darstellt.
Parallel dazu fanden auf Anfrage des Grenzcamps in Walldorf zwei Führungen auf dem Lehrpfad der Außenstelle des KZ Natzweiler statt. In dieser Außenstelle arbeiteten 1.700 jüdische Ungarinnen aus dem KZ in Auschwitz für den Frankfurter Flughafen. Am Abend wurde der Film 'Für Lohn und Würde' über den Kampf ehemaliger ZwangsarbeiterInnen der Flugmotorenwerke Daimler für ihre Lohnentschädigungszahlungen in der Frankfurter Innenstadt gezeigt.
Eine kurzfristige Besetzungsaktion des Frankfurter SPD-Büros unterstützte die Forderungen nach sofortiger Freilassung der immer noch 49 inhaftierten GlobalisierungsgegnerInnen in den italienischen Gefängnisses. Nachdem aus dem SPD-Büro Faxe unter anderem an NGOs, Botschaften und Bundestagsabgeordnete versendet wurden und die BesetzerInnen nach einer halben Stunde das Büro wieder verließen, kam es zu Ausschreitungen von Seiten der 23. Polizeieinheit aus Berlin-Kreuzberg in der S-Bahnstation 'Hauptwache'. Dabei wurden 3 DemonstrantInnen verletzt und 2 weitere kurzfristig in Gewahrsam genommen. Wir verstehen diesen Polizeieinsatz als erste Eskalation gegenüber den AktivistInnen des Grenzcamps.
In Bad Vilbel und Frankfurt-Fechenheim, an den Wohnorten eines CDU-Politikers und des Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik, wurden 'Denkmäler' wider der Reinwaschung der Wehrmacht und der Verharmlosung faschistischer Gewalt enthüllt. Ihre Hauswände wurden mit den Parolen 'Nie wieder Deutschland' und 'Patrioten sind Idioten' besprüht. Die DemonstrantInnen thematisierten damit die Grau- (oder besser: Braun-) Zone am rechten Rand der CDU. Der CDU-Politiker Wolfgang Bodenstedt rechtfertigte 1998 einen rassistisch motivierten Brandanschlag auf ein von Roma bewohntes Haus in Frankfurt Fechenheim. Götz Kubitcheck, Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik, war einer der Drahtzieher der Gegenaktivitäten der Ausstellung 'Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944'.
Auch auf dem Campgelände in Kelsterbach fanden weiterhin Informations- und Diskussionveranstaltungen statt. Am Montag Abend wurden die anderen Grenzcamps in Spanien, Polen, Slowenien und Mexico vorgestellt. Dienstag Abend berichtete eine Referentin aus Mexico von der aktuellen Situation in Chiapas/Mexico.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren nimmt die Zahl der TeilnehmerInnen des Grenzcamps auch mit Beginn der Woche weiter zu. Mittlerweile schätzen wir, daß sich mehr als 1700 CamperInnen auf dem Platz eingefunden haben, die ihre eigenen Themen und Aktionsformen mitbringen. Diese Vielfalt der unterschiedlichen Themen äußert sich in ebenso vielfältigen Aktionsformen und -orten.
Am morgigen Mittwoch wird die Innenstadt zum Hauptaktionsort der Aktivitäten. Es werden diverse Aktionen gegen rassistische Kontrollen und Überwachungsräume erwartet. Da durch den Großraum Frankfurt morgen vermutlich ein bis zwei Castortranpsorte in die Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield rollen werden, erwarten wir hier Aktionen von Anti-Atom-AktivistInnen, denen wir unsere Solidarität zeigen.
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