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Berlin: 23.Prozesstag - Mouslis Erinnerungen werden geweckt

23.Prozesstag: Mouslis Erinnerungen an Schulden und Anschlagsvorbereitungen werden geweckt - BAW verspricht, 23 immer noch fehlende Aktenordner am kommenden Montag nach Berlin zu speditieren

Gericht und Verteidigung setzten heute die Befragung von Tarek Mousli fort.
In Bezug auf ein Darlehen über 40.000 DM sagte Mousli, es hätte sich dabei um einen zinslosen Kredit gehandelt, den er 1986 für seine damalige Firma bei einem Freund aufgenommen habe. "Das hört sich absurd an", bemerkte der Beisitzende Richter Lechner, als der Kronzeuge erklärte, er sei nie davon ausgegangen, dass er dieses Geld auch zurückzahlen müsse.
Warum Mouslis Freund 1995 auf einem erneuten schriftlichen Schuldanerkennungsschreiben bestanden hatte und Jahre später einen Vollstreckungsbescheid erwirken sollte, wusste Mousli nicht zu erklären. Ebensowenig konnte der Kronzeuge erhellen, warum seine damalige Freundin Karmen T. sich bei ihrer Aussage daran erinnert hatte, Mousli habe besagtes Darlehen als keine reale Schuld, sondern als Mittel der "Geldwäsche" bezeichnet. Dass er bei seinen Vernehmungen durch das Bundeskriminalamt 1999 diese Schulden als "fiktiv" bezeichnet hatte, nannte Mousli heute einen "nicht ganz glücklich" gewählten Begriff.

Weitere Widersprüche taten sich auf, als der Kronzeuge zu seiner konkreten Beteiligung an RZ-Aktionen aussagte. Erst erklärte er, insgesamt nur an drei Anschlägen beteiligt gewesen zu sein. Auf Vorhalt von seiten der Verteidigung kam ihm dann doch die Erinnerung an seine Verwicklung in zumindest eine weitere Anschlagsvorbereitung zurück. Einen geplanten Anschlag, von dem Karmen T. ausgesagt hatte, Mousli habe ihr über sein Mitwirken berichtet, wollte er heute nur aus Erzählungen von Lothar E. kennen. Er selbst sei nicht beteiligt gewesen.

Nach wie vor liegen beweisrelevante Dokumentationen umfangreicher Telefon-Überwachungsmaßnahmen aus dem Zeitraum September 1999 bis Januar 2000 weder dem Gericht noch der Verteidigung komplett vor. 955 in diesem Zeitraum aufgezeichnete Kassetten wurden inzwischen ausgehändigt. 23 Ordner mit Protokollen sollen am kommenden Montag nach Berlin überstellt werden.

Die Hauptverhandlung wird am 27.9.01 um 9.15 Uhr mit der Vernehmung von Janette O., der späteren Lebensgefährtin Mouslis, fortgesetzt.

 

22.09.2001
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