Europe: EU StudentInnenproteste Übersicht
EU StudentInnenproteste
vom 10. bis 14. Dezember
Info Nummer 7
Dezember 2001
Mit dieser Info erhaltet Ihr eine Übersicht von sämtlichen Aktionen, die
während der Protestwoche gelaufen sind. Die Übersicht ist nicht vollständig,
aber dennoch reicht es, um ein Gespür dafür zu bekommmen, was überall gelaufen
ist. und es wird eine erste Einschätzung über den Verlauf und Fortgang der
Proteste und der Aufbau des europäischen Netzwerkes gegeben...
Deutschland
In Deutschland gab es Streiks in Berlin, Halle und Augsburg.
An der FU Berlin hat die Polizei 2x einen besetzten Hörsaal geräumt und es
wurden viel StudentInnen angezeigt (Mehr Infos: http://www.astafu.de ). Der
Streik, der am 11.12.2001 anfing, wurde Montag 18.12.2001 beendet und ausserdem
ist ein Aktionstag am 16. Januar geplant. Es fanden auch mehrere andere
Aktionen in Berlin statt, u.a. 3 gut besuchte Demonstrationen.
In Halle wurde vom 11.12.2001 bis 12.12.2001 gestreikt, wobei und auch das
Rektorat 4 Tage lang besetzt wurde. Ebenso gab es auch hier viele Aktionen:
u.a. eine Demonstration mit 1500 SchülerInnen und StudentInnen.
In Augsburg streikten StudentInnen seit 12.12.2001 und die Vollversammlung
hat entschieden, den Streik bis Weihnachten fortzusetzen.
In Bochum mauerten Studentinnen am 10.12.2001 den Zugang der Ruhr-Uni
symbolisch mit ein Wand aus Pappe zu und sprengte ein paar Tage später die
Senatsitzung. Am 11.12.2001 fand eine Demo mit ungefähr 400 SchülerInnen und
StudentInnen in der bochumer Innenstadt statt. Der für Donnerstag angekündigte
Warnstreik gegen Studiengebühren hat an der Ruhr-Universität Bochum für
Aufmerksamkeit gesorgt. Von acht bis 16 Uhr fanden in dem großen Hörsaalgebäude HGC
keine Veranstaltungen statt. Streikposten haben vor den Eingängen des Gebäudes
über die drohende Einführung von Studiengebühren in NRW informiert.
Interessanterweise stand der Streik unter Beobachtung von einigen Beamten in
Zivil. Zu einer weiteren Eskalation, die mit den Vorgängen z.B. in Berlin
vergleichbar wären, kam es jedoch nicht.
Auch in Bremen, München, Köln, Wiesbaden, Cottbus, Potsdam, Frankfurt,
Münster und Kassel fanden Aktionen statt (Siehe auch der Übersicht auf:
http://www.indymedia.de/2001/12/12309.html ). An vielen Uni`s und Schulen in
Deutschland gab es alternative Vorlesungen und Unterrichtstunden über den GATS-Vertrag.
Griechenland
Es gab Aktionen an den Uni`s in Thessaloniki, Athen und Patras. In Patras
wurde von Montag, den 10. bis Mittwoch, den 12. Dezember gestreikt. Diverse
Uni-gebäuden wurden besetzt. In Thessaloniki wurden neben diversen Unigebäuden
auch die Theater-Schule besetzt und am 14.12.2001 gab es dort noch eine Demo.
Auch in Athen wurden diverse Uni-Gebäude besetzt. Nach unsere Informationen
wurde an insgesamt 15 Uni`s und Schulen in Griechenland gestreikt.
Spanien
In Spanien streikten mehr als 140.000 StudentInnen in mehrere Städten am
12.12.2001. Es gab viele Demo`s an diesem Tag mit insgesamt Zehntausenden
TeilnehmerInnen. Letzte nachricht: spanische studentInnen rufen auf um während ein
konferenz der EU bildungsminister in salamanca am 15.,16. und 17. märz ein
gegengipfel in salamanca und protesten zu organisieren.
Mehr Infos: http://www.geocities.com/observaglobal/
Italien
In Italien gab es am 14.12.2001 StudentInnendemo`s in Mailand, Triest und
Brescia. Am 20.12.2001 Demonstrierten 100.000 SchülerInnen und StudentInnen in
Rom gegen die Privatisierung der Bildung. (Mehr Info auf unsere Webseite:
htp://int-protest-action.tripod.com , http://italy.indymedia.org/ oder
http://germany.indymedia.org/Bildung.html )
Belgien
In Brüssel hat die ULB, die französichsprachige Universität von Brüssel, vom
10. bis 14. Dezember gestreikt. Viele andere Uni`s und Schulen haben am 13.
und 14. Dezember gestreikt. Es gab viele alternative Vorlesungen über GATS
und Bologna. Am 13. Dezember gab es auch ein StudentInnenblock auf der
Gewerkschaftsdemo in Brüssel, wo hunderte von belgischen StudentInnen mitgelaufen
sind.
Schweden
Auf die Södra Latin Schule in Stockholm gab es eine Alternative Vorlesung
über GATS und es wurde eine neue Gewerkschaft gegründet. In Luleċ und
Hässleholm gab es Kundgebungen.
Dänemark
In Dänemark gab es 3 Demo`s (Aarhus, Kopenhagen und Odenske). Die Dänen
bereiteten auch StudentInnen-Proteste während der EU-Gipfel in Kopenhagen im
Dezember 2002 vor.
Frankreich
In Montpellier änderten StudentInnen die Namen von diversen Uni-Gebäuden in
"Bill Gates-building", "Nike-Universität" usw. Es gab die ganze Woche
Aktionen in Montpellier und anderen Städten, wie z.B Caen.
Österreich
In Österreich gab es eine kleinere Aktion an der Uni Innsbruck
Niederlande
In den Niederlande entfernten StudentInnen der Uni Utrecht sämtliche Werbung
aus ihre Uni. Sie überklebten z.B. Erbetafeln mit einem Text gegen die
Kommerzialisierung der Bildung.
Schweiz
In Zürich haben StudentInnen der Eingang der Universität durch eine
Sitzblockade blockiert.
14. Dezember: Demo in Brüssel
Am 14. Dezember gab es dann die Demo in Brüssel. Es kamen ungefähr 25.000
Menschen die in verschiedenen Blöcken liefen. KomunistInnen, AnarchistInnen,
ATTAC und auch mehrere StudentInnenblöcke. Mehrere? Ja mehrere. (später mehr
darüber!). Es gab einen Block von dänischen und deutsche StudentInnen (aus
Kassel, Köln und Bochum), einen Block von griechische StudentInnen, einen Block
von französischen StudentInnen usw. Die Demo war laut und in dem Block, indem
ich gelaufen bin (Dänisch/Deutsche StudentInnenblock), waren die Studierenden
sehr laut: "Education not for sale - people not profit!". Was schade war
ist, dass die Polizei direkt vor der Demo Polizisten im Einsatz hatte, die alle
Leute von der Straße geschickt haben: Es könnte gefährlich werden, es wäre
also besser, nicht auf die Straße zu gehen... Dadurch und durch den Fakt, dass
die Originalroute der Demo verboten worden war, bekamen zuwenige Menschen die
Demo richtig mit. Es gab aber von Balkons aus durchaus positive Reaktionen.
Am Ende kesselte die belgische Polizei den Endpunkt der Demo "Tout le Taxis"
ein. Zwei von uns waren eine halbe Stunde vorher auch schon auf der Sraße
vor "Tout le Taxis und da bahnte sich diese Auseinandersetzung schon an: die
belgische Polizei fing plötzlich an, mit voller "Robocop-Ausrüstung" (inklusive
2 Wasserwerfern) Leute von der Straße zu schieben, keiner weiß, aus welchen
Grund (in dem Moment passierte nichts!). Dass war ungefähr 200 bis 300 Meter
von "Tout le Taxi" entfernt. Viele von diesen Menschen wollten einfach nur
nach Hause. Ich persönlich bekam auf jedenfall stark das Gefühl, dass noch ein
paar Bilder von randalierender Black Blockers gebraucht wurden, damit die
Presse nicht zu positiv berichtet. Alles in allem: Die Demo hat mir richtig
Energie gegeben. Ich werde weitermachen... Und so geht es vielen, mit denen ich
gesprochen habe.
Verlauf und Organisationsprobleme
Abends, nach der Demo viel erstmal die Pressekonferenz flach... weil... die
Pressegruppe auch in "Tout Le Taxis" eingekesselt war. Zum internationalen
StudentInnentreffen haben wir es dann aber doch noch geschafft. Während des
internationalen Treffens in Brüssel wurde eine Art von Arbeitskreis gegründet,
die sich um eineb Plattformtext kümmert. (Mehr darüber auf:
http://int-protest-action - Laufende und gelaufene Aktionen - D14: Berichte
über Demonstrationen und das internationale StudentInnen-Treffen in Brüssel)
Es war unserer Meinung nach eine gute Protestwoche mit vielen Aktionen in
sämtlichen EU Ländern und es hat vielen SchülerInnen und StudentInnen neue
Energie gegeben. Wir sind aber nicht am Eendpunkt angelangt, sondern stehen eher
am Anfang von einem langen und harten Kampf gegen diverse Regierungen und
transnationale Konzerne und ihre Instrumenten, wie z.B. die EU und WTO (World
Trade Organisation), die Schritt für Schritt weiter an der noch weiter
fortschreitenden Kommerzialisierung der Bildung arbeiten. Es war auch ein richtiger
und wichtiger Schritt um die Proteste zur Internationalisierung und zur
Politisierung (was allerdings seit langem auch von andere StudentInnen und
SchülerInnengruppen mit gemacht wird) zu fördern. Es gibt mehrere Gruppen, die diesen
Meinung teilen.
Der Asta München hat in der letzten Woche z.B. geschrieben: "Anders als noch
während der Studierendenproteste 1997/98 haben die momentanen Proteste eine
politische Note. Reduzierten sich die Forderungen damals auf ein "Wir wollen
bessere Bildung in einer besser ausgestatteten Bildungseinrichtungen" so wird
heute das Gesellschaftsystem für die Misere verantwortlich gemacht. Der
Aufhänger bleibt somit die Unterausstattung, aber es werden auch Ursachen
benannt, die sich nicht mehr mit Verständnis und dem Hinweis auf Sachzwänge
entwaffnen lassen.
"Bildung ist keine Ware", "Gegen Privatisierung", "Der Kapitalismus hat
keine Fehler, er ist der Fehler" oder "Bildung statt Krieg" sind die Parolen mit
denen sich auch Gewerkschaften oder die Antiglobalisierungsbewegung
identifizieren können. Dies könnte dem Ganzen eine völlig andere Brisanz geben."
(Zitatende Asta München)
Wir (StudentInnen- und SchülerInnenbewegung) sind noch relativ wenige, aber
es werden immer mehr. Unser Postfach wird nach wievor zugebombt mit e-mails.
Außerdem können wir durch kreative Aktionen auch viel erreichen und den
Widerstand an Uni`s und Schulen weiter ankurbeln.
Aber es muß auch sehr viel verbessert werden. Es war unheimlich viel Arbeit,
um die internationale Vernetzung zustande zu bringen und jede praktische
Arbeit wurde nur durch wenige Schultern getragen. Viele StudentInnen und
SchülerInnen waren natürlich vor Ort aktiv und haben einen vollen Job mit
Überstunden geleistet. Es muss aber noch besser vernetzt werden, damit alle einen
besseren Überblick haben, von wo und vor allem auch was passiert.
Die Diskussion über einen zukünftigen Aufruf läuft jetzt in dem Arbeitskreis
weiter und soll in einer Art Plattformtext verarbeitet werden. Wir
versprechen uns davon, dass zukünftige Proteste inhaltlich stärker werden. Das Ganze
soll im Frühjahr in den unterschiedlichen Gruppen der beteiligten Länder
durchdiskutiert werden, und dann während eines internationalen Treffens in Sevilla
im Juni 2002 abgestimmt werden. In diesemn Arbeitskreis soll auch über die
Koordination, Organisation, Verteilung von Aufgaben für zukünftige Aktionen
diskutiert werden, damit die Sachen, wie sie oben beschrieben werden, dann
besser laufen.
Die Pressegruppe muss sowohl auf nationaler als auch auf internationaler
Ebene besser funktionieren. Viele Infos über Aktionen kamen nicht oder erst spät
an und es wurde innerhalb der Pressegruppe zuwenig kommuniziert, dies soll
keine Schuldzuweisung sein (Ich war schließlich selbst in die Pressegruppe und
weiss wie kurz die Vorbereitung war, usw.), sondern ist meine subjektive
Meinung. Pressemäßig war meine Meinung nach mehr drin gewesen. Die
internationale Pressegruppe funktionierte überhaupt nicht. Es wird in dem Arbeitskreis
auch noch darüber diskutiert werden müssen.
Auch die Organisation von einem StudentInnenblock auf den Demos in Barcelona
(März 2002) und/oder Sevilla (Juni 2002) muss und wird viel besser laufen.
In Spanien sieht die Sache besser aus, da es dort schon StudentInnen gibt
(gracias Montxo), die angeboten haben, diesen Teil der Organisation eines
StudentInnenblockes zu übernehmen. Wir waren in Brüssel mit nur 4 Leute vor Ort um
den Block zu organisieren und waren maßlos Überfordert. Dies ist der
wichtigste Grund, warum viele den Block nicht gefunden haben. Anderseits wurde in
sämtlichen Sprachen die Nummer des Infotelefons bekannt gegeben, aber bis auf die
StudentInnen aus Bochum und die leute von D14 hat keiner diese benutzt. Die
StudentInnen aus Bochum, die das Infotelefon angerufen haben, habe den Block
dann auch gefunden (sie wurden abgeholt).
Fortgang der Proteste
Viele StudentInnen machten klar, dass sie weitermachen wollen. Die dänische
StudentInnengewerkschaft "National Organisation of Pedagogical Social
Education Students" möchte Proteste während des EU-Gipfels in Koppenhagen
vorbereiten (Dezember 2002) und spanische StudentInnen haben angeboten, Proteste in
Barcelona (März 2002) und Sevilla (Juni 2002) während EU-Gipfeltreffens dort
vorzubereiten.
Ob wir für beide oder nur für Sevilla mobilisieren steht noch in den Sternen
(d.h. es muss noch entschieden werden).
Auch in Deutschland gibt es Ankündigungen für weitere Aktionen: In Augsburg
wird immer noch gestreikt und an der Ruhr-Uni Bochum gibt es am 20.12 im
SOWI-Fachbereich einen Warnstreik. In Berlin ist für den 16. Januar zu einem
Aktionstag aufgerufen. Wir würden es, wie auch viele StudentInnengruppen in
anderen EU Ländern, gut finden auch im kommenden Jahr auf internationaler Eebene
zu agieren. Neben den Vorschlägen aus Dänemark und Spanien (wo wir gerne
wieder eine dezentrale, internationale Protestwoche mit Demo`s, Streiks und vielen
kreativen Aktionen sehen würden und am Ende die Teilnahme an einem
StudentInnenblock bei der Gipfeldemo) würde ich es persönlich auch befürworten einen
"extra" internationalen Protesttag zu organisieren. Terminunabhängig von
irgendwelchen Gipfeltreffen, damit wir unseren Kalender nicht nur noch von solchen
bestimmen lassen.
Es gibt also viel zu tun, lasst uns anfangen!
Kontakt:
eustudenten@gmx.net
Mailinglisten:
Englisch: (Die internationale Mailingliste mit Teilnehmern aus ganz Europa):
http://groups.yahoo.com/group/international-pupil-and-studentactions
Niederländisch:
http://groups.yahoo.com/group/int-scholieren-en-studentenakties
Deutsch:
http://de.groups.yahoo.com/group/int-schueler-und-studentenaktionen
Webseite:
http://www.studi-protest.de.vu oder
http://int-protest-action.tripod.com
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