Genua/ Europe: Gipfelinfo 7.1.2002 zu Genua
gipfelinfo 7.1.2002
öffentlicher rundbrief der infogruppe [berlin]
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- Nach G 8-Gipfel in Genua abgesetzte Polizisten sind rehabilitiert
- WEF 2003: Sicherheitsplanung läuft
- Newsletter des Anti-NATO Komitees/Bündnisses; Ausgabe 4,
29.12.2001
Allen geht es gut
Die nach dem G 8-Gipfel in Genua abgesetzten Polizisten sind
wieder rehabilitiert, manche wurden sogar befördert.
Ein Erdbeben nie gesehenen Ausmaßes schien sich
abzuzeichnen, als Ansoino Andreassi, die Nummer zwei der
italienischen Polizei, Arnaldo La Barbera, der Chef der
Antiterrorismuseinheiten, und Genuas Polizeipräsident Francesco
Colucci, also einige der mächtigsten Männer der staatlichen
Repressionsorgane, entlassen wurden. Aber vier Monate nach dem
G 8-Gipfel in Genua, nach der unfassbaren Bilanz von einem Toten,
600 Verletzten und fast 300 Verhaftungen - von denen sich die
meisten als rechtswidrig erwiesen haben - ist die Suche nach den
Verantwortlichen schon wieder beendet. Die überführten Täter der
Übergriffe vom 20. und 21. Juli durften entweder auf ihren Posten
bleiben, wurden wieder eingesetzt oder sind mit neuen,
prestigekräftigen Aufgaben betraut worden.
Die Berichte der Regierungskommission hatten die Verantwortung
von Polizisten, Carabinieri, Finanz- und Strafvollzugsbeamten
aufgezeigt. Die Polizei verzichtete als erste auf Strafen in ihren
Reihen, die anderen Organe folgten ihr darin. Die Carabinieri
leiteten vielmehr Disziplinarmaßnahmen gegen einen mutigen
Gefreiten ein, der es wagte, die geltenden Richtlinien des
Gebrauchs von Schusswaffen in Zweifel zu ziehen.
Die Finanz- und die Strafvollzugsbeamten verhielten sich, als hätte
es den G8-Gipfel nie gegeben. Sie versuchen zudem, die
Justizbehörden in Genua zu behindern, die dagegen im gewohnt
devoten unerträglichen Ton protestierten.
So händigte etwa die für den Strafvollzug zuständige Behörde auf
die Aufforderung, Fotos der in der Kaserne Bolzaneto anwesenden
und allesamt vermummten Beamten zur Verfügung zu stellen, nur
Kopien der Ausweise aus. In dieser Kaserne war es zu zahlreichen
Übergriffen auf verhaftete Demonstranten gekommen. Die Kopien
ermöglichten nicht einmal eine Unterscheidung von Männern und
Frauen.
Dass die Aufmerksamkeit für die Untersuchung des G8-Gipfels
nachgelassen hat, ist nicht zuletzt eine Folge des Kriegs in
Afghanistan. Und so bleibt Francesco Collucci der Einzige, der
ernsthafte Konsequenzen zu tragen hat. Andreassi und La
Barbera, die zusammen mit Colucci entlassen wurden, sind
rehabilitiert. Andreassi wurde kürzlich sogar zum stellvertretenden
Direktor des Inlandsgeheimdienstes (Sisde) ernannt, La Barbera
zur Nummer zwei des Cesis, der Koordinationsbehörde der zivilen
und militärischen Geheimdienste.
Für Colucci hingegen gibt es keine Gnade. Schuld daran ist
allerdings nicht seine katastrophale Einsatzleitung vor Ort, sondern
sein Angriff auf den Chef der Polizei, Gianni de Gennaro, vor dem
parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den Ereignissen
von Genua. Colucci erklärte, seine Behörde sei von den aus Rom
geschickten Beamten faktisch entmachtet worden.
Auch Vincenzo Canterini, der Chef der römischen Sondereinheit
Celere, die für die Misshandlungen in den Schulen Diaz und Pertini
verantwortlich gemacht wird, kam ohne ein Disziplinarverfahren
davon. Mittlerweile ist er ein hoher Funktionär der Consap, einer
rechts stehenden Polizeigewerkschaft. In dieser Eigenschaft hält er
Vorträge in Polizeikasernen in ganz Italien, vor den Richtern
scheint er keine Angst zu haben.
Ein anderer Fall ist Alessandro Perugini, ein ehemaliger
stellvertretender Leiter der politischen Polizei (Digos) in Genua. Er
wurde dabei gefilmt, wie er vermummt einen Minderjährigen aus
Ostia zusammentrat, der bereits festgenommen worden war.
Perugini wurde für kurze Zeit nach Rom versetzt und konnte nun
mit einer neuen Aufgabe nach Genua zurückkehren. Für alle
anderen 40 Polizisten, die für Übergriffe bei dem Sturm auf die Diaz-
Schule verantwortlich gemacht werden, gilt das Prinzip, das bei der
Polizei immer gilt: keine Suspendierung bis zum Gerichtsurteil.
Anders liefen die Dinge für die Präfekten Andreassi und La
Barbera, die vom Innenminister Claudio Scajola aus
"Opportunitätsgründen" am 3. August abgesetzt worden waren.
Andreassi, ein so genannter Antiterrorismusexperte, der der Linken
zugerechnet wird, hatte seine Arbeit schon vor dem G8-Gipfel
erledigt, indem er die Zusammensetzung des Widerstands
analysierte.
In Genua war Andreassi lediglich ein Supervisor ohne Zuständigkeit
für die öffentliche Sicherheit. La Repubblica zufolge war seine
Ablösung schon vor dem Gipfel eine beschlossene Sache. Am
Abend des 21. Juli äußerte sich Andreassi nur zur
Verhältnismäßigkeit des Einsatzes in der Diaz-Schule, dann ging
er und überließ La Barbera das Feld, dem einstigen Hardliner bei
der Bekämpfung der Mafia.
La Barbera war der ranghöchste Beamte vor Ort. Seine
Verantwortung steht in einem Zusammenhang mit dem römischen
Einsatzkommando Celere. Die während des Sturms auf die Diaz-
Schule verletzten Beamten gehören fast ausschließlich zu dieser
Einheit (15 von 17), und es ist bezeichnend, dass die Celerini es
ablehnen, sich der Justiz zu präsentieren.
Denn sie sind Immunität gewöhnt. Am 20. Oktober dieses Jahres
verletzten Angehörige dieser Einheit einen Fan der
Fußballmannschaft von L'Aquila in Lanciano schwer. Die Vorwürfe
der örtlichen Polizei wurden abgeblockt, der Täter konnte bis heute
nicht identifiziert werden. Vor der Großdemonstration gegen den
Krieg in Afghanistan in Rom am 9. November legten sie noch
einmal nach. Einige ihrer Mitglieder ließen über den Corriere delle
Sera die Drohung verbreiten, in Rom werde man die "Zugabe" zu
Genua erleben.
Als einzige Konsequenz der Ermittlungen blieb schließlich, dass
der neue Polizeiknüppel, ein übler, zugespitzter Schlagstock, den
die Polizei eigens für den Gipfel anfertigen ließ, künftig nicht mehr
zum Einsatz kommt. Die Krise der Polizei lässt sich nicht mehr
verbergen, und Andreassi hatte offensichtlich die Aufgabe, eine Art
Damm gegen den sich in ihren Reihen ausbreitenden
Rechtsextremismuns zu errichten.
Beunruhigender ist allerdings das Schweigen der Carabinieri. Sie
dürften unbeschädigt aus der Untersuchung des Mordes an Carlo
Giuliani hervorgehen. Der zuständige Staatsanwalt, Silvio Franz, ist
dabei, die Schüsse auf Carlo Giuliani als Akt der
Selbstverteidigung zu bewerten. Mario Placanica, der junge
Carabiniere, der aus dem Jeep heraus schoss, ist offensichtlich
nicht nur auf seinem Posten geblieben, sondern sogar befördert
worden.
Die Carabinieri wurden niemals aufgefordert, sich zu ihrem
Vorgehen während der Demonstrationen zu äußern, nicht zu ihren
Attacken, die keinen Fluchtweg offen ließen, nicht zu den 15
abgegebenen Schüssen und nicht zu den Fallschirmjägern der
Einheit Tuscania.
Der einzige wegen der Vorfälle von Genua bestrafte Carabiniere ist
der Obergefreite Valerio Mattioli. Er wurde bereits dadurch bekannt,
dass er die Öffentlichkeit über die Geheimakten informierte, die die
Carabinieri über viele Italiener angelegt haben. Mattioli wurde mit
einer zwölftägigen verschärften Ausgangssperre bestraft, weil er in
einem Brief an Liberazione die Verfassungsmäßigkeit des Artikels
53 des Strafgesetzbuches angezweifelt hatte. Dieser erlaubt es
den Ordnungskräften, in eine demonstrierende Menge zu
schießen, allein mit dem Ziel, sie aufzulösen.
Das Schweigen der Carabinieri, die bisher jeden Versuch einer
Gewerkschaftsgründung in ihren Reihen abgewehrt haben,
vermischt sich mit dem Streit zwischen der Regierung und der
Opposition über die Neubesetzung des Oberkommandos der
Truppe. Einige rechte Generäle möchten mit der Gewohnheit
brechen, einen General des Heeres mit diesem Amt zu betrauen,
während das oppositionelle Mitte-Links-Bündnis Ulivo still und
heimlich versucht, seine Schützlinge unterzubringen. Dabei war es
doch der Ulivo, der zu seiner Regierungszeit die Carabinieri in den
Rang des vierten Truppenteils neben dem Heer, der Marine und der
Luftwaffe erhoben hatte.
[Von Alessandro Mantovani, Rom. Der Artikel erschien zuerst in
der linken italienischen Wochenzeitung Carta, Nr. 21/01.
Übersetzung: Ambros Waibel. Aus: Jungle World Nr. 52/01 -
19./26. Dezember , Bergmannstraße 68, 10961 Berlin, Germany;
redaktion@jungle-world.com]
WEF 2003: Sicherheitsplanung läuft
[TA/ap] - Bundesrätin Ruth Metzler sowie die betroffenen Kantone
und Städte wollen sich für eine Durchführung des
Weltwirtschaftsforums (WEF) 2003 in Davos einsetzen. Sie haben
am Freitag bei einem Treffen in Bern eine entsprechende
Absichtserklärung vorbereitet, wonach Graubünden mit den
erforderlichen polizeilichen Mitteln unterstützt werden soll. Auf
Einladung von Bundesrätin Metzler trafen sich die politischen
Vertreter der Polizeikonkordate und die zuständigen
Regierungsmitglieder der Kantone Graubünden, Zürich und Tessin
sowie der Stadt Zürich in Bern, wie das Eidgenössische Justiz-
und Polizeidepartement (EJPD) mitteilte. Der Bündner Regierungrat
Stefan Engler habe dabei die Sicherheitsbedürfnisse sowie die
Voraussetzungen für die Umsetzung der Idee "Spirit of Davos"
erklärt. Der Kanton Graubünden benötige die Unterstützung der
anderen Kantone sowie der Städte Bern und Zürich, um der
Stiftung WEF die Gewährleistung der Sicherheit zusichern zu
können. Bundesrätin Metzler erwartet nun den Kantonen bis zum
kommenden 10. Januar grünes Licht. Das WEF seinerseits will vor
Ende Januar eine klare Aussage, ob das WEF 2003 wieder in
Davos stattfinden kann. [bluewin News 14.12.01, Buero gegen
finstere Zeiten Bern, www.lorraine.ch/genua]
Newsletter des Anti-NATO Komitees/Bündnisses; Ausgabe 4,
29.12.2001
Das Jahr nähert sich dem Ende und somit drängt die Zeit für die
laufenden Vorbereitungen für die Aktionen gegen die NATO-Tagung
in München. Hier also der vierte Newsletter mit den neuesten
Nachrichten... Diesmal enthalten:
- Richtigstellung
- Konzept der großen Abendveranstaltung am Samstag 2. Februar
- Rechtshilfetips
- Veranstaltungen im Vorfeld
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Richtigstellung
Im letzten Newsletter erschien ein Text "WEF und Nato, zwei
Seiten einer Medaille...". Dieser Text war im Inhaltsverzeichnis
fälschlicherweise als Gemeinsamer Aufruf der Anti WEF
Kampagne und der Münchner Vorbereitung angekündigt worden.
Das ist so nicht richtig. Der Text war als VORSCHLAG für einen
gemeinsamen Aufruf gedacht, nicht als tatsächlich gemeinsamer
Aufruf. Tut uns leid, das war ein Versehen und keineswegs als
Vereinnahmung gedacht.
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Schulter an Schulter gegen Nato und Kapital
Am Samstag den 02. Februar wird im Rahmen der Aktivitäten
gegen die NATO Sicherheitskonferenz in München eine
Veranstaltung mit Internationalem Podium stattfinden.
Die Idee der Veranstaltung ist es neben dem praktischen
Widerstand gegen diese Konferenz auch einen Ort der
Auseinandersetzung zu schaffen. Die Mobilisierungen gegen die
Globalisierung, die Entwicklung der EU und gegen die
Kriegsstrategen haben die politische Landschaft der letzten beiden
Jahre geprägt. In den Mobilisierungen gegen die Gipfel steckt
unserer Meinung nach politische Sprengkraft, die den Kampf gegen
Ausbeutung und Unterdrückung auf internationaler Ebene nach
vorne bringt. Es steckt aber auch die Gefahr darin sich an den
Gipfeln der Mächtigen aufzuarbeiten ohne dabei eine eigene
Perspektive zu entwickeln.
Die Veranstaltung soll die Möglichkeit einer Diskussion zwischen
den hoffentlich zahlreich erscheinenden AktivistInnen bieten.
Anhand der Einschätzung der ReferentInnen soll versucht werden
in die Diskussion die Perspektiven kontinuierlicher internationaler
Zusammenarbeit zu diskutieren.
Die Inhaltlichen Schwerpunkte der Veranstaltung sind:
- Einschätzung der Entwicklung der drei militärischen Säulen
NATO, US-Armee und Europäische Eingreiftruppen, im
gegenseitigen Verhältnis, im Zusammenhang mit der
Globalisierung und die darin liegenden Widersprüche.
- Fragestellung an die einzelnen VertreterInnen nach
internationalen Perspektiven der eigenen Arbeit, Zusammenarbeit
mit anderen Ländern/Bewegungen, Konsequenzen.
Podium:
- VertreterIn der griechischen Bewegung (Network for Social and
Political Rights)
- VertreterIn der italienischen Bewegung (aus dem besetzten
Zentrum CPA in Florenz)
- VertreterIn der deutschen Bewegung - Jemand aus dem
Vorbereitungskreis gegen die Münchner Sicherheitskonferenz.
- VertreterIn aus Frankreich (ligue communiste revolutionaire)
Wenn möglich und gewünscht, wird für Sonntagmorgen eine Art
Diskussionsfrühstück angeboten, an dem sowohl die
Podiumsgäste, als auch interessierte ZuhörerInnen teilnehmen
können, um weitere konkrete Perspektiven internationaler
Zusammenarbeit zu entwickeln. Hier können konkrete Vorschläge
für internationale Projekte und Aktivitäten besprochen werden oder
die Diskussion des Vorabends weitergeführt werden; was dort
inhaltlich besprochen wird entscheiden die TeilnehmerInnen.
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Rechtshilfetipps des Ermittlungsausschusses der Roten Hilfe
Der folgender Text ist eine Zusammenfassung der wichtigsten
Verhaltenstipps und Rechtshinweise, insbesondere für Menschen
aus dem Ausland. Allgemeine Informationen und
Verhaltenshinweise entnehmt bitte der unten aufgeführten
Broschüre "Was tun wenn's brennt" der Roten Hilfe e.V..
Tips für die Anreise:
Wir rechnen damit, dass auch bei der NATO-Sicherheitskonferenz
in München das Schengener Abkommen außer Kraft gesetzt wird
und es damit wieder Grenzkontrollen werden gibt und auch EU-
Bürger/innen die Einreise in die BRD verweigert werden kann.
- In der BRD ist es verboten, sowohl Gegenstände, die als Waffen
verwendet werden können und Vermummungsgegenstände auf
einer Versammlung und auf dem Weg dorthin mitzuführen. Waffen
sind: Knüppel, Tränengas, Messer, evtl. Nietenbänder,
Feuerwerkskörper, Stangen, etc. Vermummungsgegenstände sind
Sturmhauben, können aber auch Tücher, Kapuzen und
Sonnenbrillen sein
- Auf einer Versammlung darf auch keine "passive Bewaffnung"
mitgeführt werden, als sog. "Schutzwaffen" gelten Helme,
Gasmasken, Arm- und Beinschoner.
- Verboten sind außerdem der Besitz und Verkauf von Drogen
außer Alkohol und Tabak.
- Um Komplikationen zu vermeiden solltet Ihr Euren
Personalausweis mitnehmen und den Reisepass zu Hause lassen,
da dort sonst Stempel hinterlassen werden können. Wenn Ihr
keinen Personalausweis habt, solltet Ihr natürlich Euren Reisepass
mitnehmen.
- Nicht-EU-Bürger/innen müssen abhängig vom Herkunftsland evtl.
ein Visum beantragen (so früh wie möglich bei der deutschen
Botschaft nachfragen). Als Einreisegrund empfehlen wir, Tourismus
anzugeben.
- Die Einreise kann verweigert werden, wenn entweder bei der
Grenzkontrolle der Verdacht aufkommt, die Person könnte in der
BRD Straftaten verüben (z.B. durch Mitführen obiger Gegenstände)
oder die Person ist in einer Polizeikartei als "Gewalttäter³ vermerkt.
Vermutlich werden wie auch in Salzburg und Genua im Vorfeld die
Polizeidateien mit anderen EU-Ländern abgegelichen.
- Wurde ein Einreiseverbot verhängt, erfüllt die dennoch
durchgeführte Einreise in die BRD einen Straftatbestand.
- Auch nach dem Grenzübertritt muss mit verdachtsunabhängigen
Polizeikontrollen auf dem gesamten Weg nach und in München
gerechnet werden (Schleierfahndung).
Bei Polizeikontrollen:
- Man ist nur verpflichtet, die Personalien anzugeben (Name,
Wohnort, Geburtsdatum, allgemeine Berufsbezeichnung,
Familienstand). Wer sich nicht ausweisen kann, darf von der
Polizei zur Personalienfeststellung auf eine Wache mitgenommen
werden.
- Frauen haben das Recht, nur von einer Frau durchsucht zu
werden.
- Niemand ist verpflichtet, den Zweck des Aufenthalts und die
Unterkunft anzugeben. In München besteht bei jeder Festnahme
die Gefahr einer Hausdurchsuchung.
Festnahme:
- Es müssen und sollen nur die Personalien angegeben werden
(siehe oben). Nichts weiter!!! Keine Aussagen, keine Unterschriften!
- Jede/r hat das Recht auf ein Telefonat zu einer Person eigenen
Vertrauens. Nach Möglichkeit versuchen, den
Ermittlungsausschuss
(EA) zu erreichen.
- Nach einer Festnahme kann man maximal 48 Std.
(oder bis zum Ablauf des nächsten Tages) ohne
richterliche Vorführung in Gewahrsam bleiben.
- Im Regelfall wird eine erkennungsdienstliche
Behandlung durchgeführt (Fotos, Fingerabdrücke,
Körpermaße, besondere Merkmale). Wichtig ist,
Widerspruch einzulegen. Keinesfalls einer
Speichelprobe oder Blutabnahme zur DNS-Analyse
zustimmen. Dafür muss ein richterlicher
Beschluss eingeholt werden.
- Bei einer Straftat kann Untersuchungshaft
verhängt werden, wenn a) eine besondere Schwere
der Tat vorliegt, b) Fluchtgefahr oder c)
Verdunklungsgefahr vorliegt. Nach spätestens
zwei Wochen kann eine erneute Haftprüfung
stattfinden.
- Es gibt die Möglichkeit eines gerichtlichen
Schnellverfahrens, bei dem nach einer Woche die
Verhandlung stattfindet und man bis dahin in
Hauptverhandlungshaft bleibt. Nur möglich bei
eindeutiger Beweislage (z.B. Geständnissen) und
maximaler Haft von einem Jahr. Hier ganz
wichtig: Ermittlungsausschuss verständigen, wir
besorgen einen Anwalt. (mehr Infos zu
Schnellverfahren-PDF)
- Unterbindungsgewahrsam: In Bayern darf jemand
maximal 14 Tage (oder bis zum Ende des Anlasses)
in Haft bleiben, wenn ein Richter davon ausgeht,
dass die Person ansonsten Straftaten begehen
würde. Anhaltspunkte davor können vor allem
mitgeführte verbotenen Gegenstände sein.
- Nach der Entlassung unbedingt beim
Ermittlungsausschuss (EA) zurückmelden!
Demonstrationen:
- USK: Seit den 80er Jahren gibt es eine
bayerische Sondereinheit (Unterstützungskommando
USK) speziell für Versammlungen o.ä. Das USK
führt sog. "beweissichere Festnahmen" in kleinen
Gruppen mit Videodokumentation durch, indem der
Festgenommene gezielt aus einer Menschenmenge
meist unter Knüppeleinsatz herausgezogen wird.
Dabei wird ein Tonfa verwendet (asiatischer
Kampfstock mit seitlichem Griff), der sowohl zum
Schlagen als auch zum Zustechen und zur Abwehr
verwendet wird. Durch geschlossenes Auftreten
kann in entsprechenden Situationen die Arbeit
des USK erschwert werden.
- Wasserwerfer und großflächiger
Tränengaseinsatz sind in München ungewöhnlich.
-Pfefferspray: Seit knapp 2 Jahren verwendet die
bayerische Polizei Pfefferspray. Es wird bis zu
einer Distanz von 5m eingesetzt und bewirkt
starke Schmerzen an Augen und Schleimhäuten.
- Sehr oft werden Menschen nach Ende der
Versammlung festgenommen, manchmal auch erst
Stunden später. Deshalb die Versammlung nie
alleine verlassen.
Ermittlungsausschuss (EA)
- Während der Aktionen gegen die NATO-
Sicherheitskonferenz wird es einen
Ermittlungsausschuss geben. Das ist ein
Telefondienst, der versucht, Festgenommenen
möglichst schnell rechtliche Unterstützung
zukommen zu lassen. Wir arbeiten mit linken
AnwältInnen zusammen, die sich bei Bedarf sofort
um Festgenommene kümmern.
- Der EA ist erreichbar unter der Telefonnummer
(0049-89-) 448 96 38 von Donnerstag (31. Januar
2001) abend bis Sonntag (2. Februar 2001) abend.
- Bei Fragen im Vorfeld schickt eine e-Mail an
muenchen@rote-hilfe.de. Für weitere Fragen
wendet Euch an Rote Hilfe e.V., Schwanthalerstr.
139, 80339 München, muenchen@rote-hilfe.de
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Veranstaltungen im Vorfeld
In München werden verschiedene Veranstaltungen
im Vorfeld stattfinden, die sich inhaltlich mit
der Thematik NATO und Krieg auseinandersetzen.
Hier die feststehenden Termine:
Do. 17.1.2002
19 Uhr - Eine Welt Haus - Schwanthalerstr. 80
"Abenteuer Menschlichkeit" und langandauernder
Krieg
Neue NATO-Strategien und die Rolle der NGOs
mit Thomas Seibert (Medico international)
Mo. 21.1.2002
19 Uhr - Kleine Aula der Universität -
Geschwister Scholl Platz
"Innere Sicherheit" in der Festung Europa
mit Rolf Gössner (Rechtsanwalt, Publizist)
Angelika Lex (Rechtsanwältin)
Christian Wunner (Bayrischer Flüchtlingsrat)
Fr. 25.1.2002
19:30 Uhr - Eine Welt Haus - Schwanthalerstr. 80
Der globale Imperialismus im "Krieg gegen den
Terror"
mit Conrad Schuhler (Journalist, isw-Autor)
Di. 29.1.2002
19 Uhr - Eine Welt Haus - Schwanthalerstr. 80
Der deutsche Imperialismus und die Militärmacht
Europa
Komplizen und Konkurrenten im Krieg um die
globale Vorherrschaft
mit Tobias Pflüger (Informationsstelle
Militarisierung)
Claus Schreer (Münchner Bündnis gegen Rassismus)
Auf allen Veranstaltungen gibt es einen Info-
Teil zur aktuellen Vorbereitung der Proteste
gegen die Sicherheitskonferenz.
[ http://www.buko24.de/nato.htm, nato@buko24.de, Tel.:
49 - (0)89 - 169519]
Infogruppe Berlin
Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist
hervorgegangen aus der Infogruppe der
Genuagefangenen. Wir sind unter
genua.presse@uni.de zu erreichen. Wir haben
einen Email-Verteiler angelegt, über den
aktuelle Nachrichten zu Göteborg und Genua (und
andere Aktivitäten wie z.B. die Mobilisierung
nach Brüssel oder München) verschickt werden.
Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von
uns verfaßt sind, sind mit eckigen Klammern
versehen.
Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder
gelöscht) werden wollt, schickt einfach eine
Mail.
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