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Porto-Alegre: 31.01.- 05.02.Welt-Sozial-Forum /Projekt Intergalaktica 2002

Mit dem folgenden Text wird vorgeschlagen, den Ausstauch in der
Anti-Globalisierungs-Bewegung auszubauen.
Dieses Projekt für Porto-Alegre und nachher wird mann/frau immer wieder
ändern : alle Beiträge sind willkommen.

Viele deutsche AktivistInnen werden wahrscheinlich in München gegen die Nato
demonstrieren. Porto-Alegre und München ist ein und derselbe Kampf gegen
dieses System und für eine andere Welt. Unterstützen wir uns gegenseitig !

Der Kampf geht weiter - eine andere Welt ist möglich !


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AKTIONSRÄUME IN PORTO-ALEGRE :PROJEKT « INTERGALACTIKA » 2002

Welt-Sozial-Forum von Porto-Alegre, 31. Januar bis 5. Februar 2002:
Machen wir zusammen einen Workshop zu unserer Widerstand-Praxis!


In den letzten Jahren wurden Gemüsegärten in Städten angelegt, haben
Studierende ihre Hörsäle zu Übungsfeldern freier Kultur gemacht und Dichter
Reklameplakate parodiert, wurden gut genährte Generaldirektoren mit
Sahnetorten bedacht, haben Lagerarbeiter ihre Helme mit dem Firmenabzeichen
abgenommen...
Die Welt hat sich verändert - in den Aktionsräumen unseres Widerstandes, in
den Zwischenräumen des neoliberalen Systems, ja selbst in seinem Zentrum.
Auf den Strassen der Grosstädte sind verzierte Gerüste aufgetaucht, die
ununterbrochene Feste beherbergen sollten, neue Geographien wurden
konstruiert, Marionetten als Protest gegen soziale Unsicherheit und
Karnevalgasmasken wurden gebaut, Dienstleistungen wurden unentgeltlich in
Anspruch genommen, Besetzungen wurden inszeniert, um Orte der Macht zu
räumen, ArbeiterInnen haben sich Fliessbänder wieder angeeignet, Kostüme von
aufmüpfigen Kämpfern oder von mit Nacktheit aus Rosa und Silber
provozierenden Vögeln, Robin Hoods, Piraten und SchatzsucherInnen waren in
der Öffentlichkeit zu sehen.
Unsere Bewegung erschafft ohne Unterbruch Figuren und Mythen, entdeckt
Helden und Respektlosigkeiten neu. Unsere Musiken, unsere Malereien, unsere
Bauten, unsere Strategien und unsere Spiele erdenken und malen eine andere
Gegenwart, die auch schon in London, Prag, Seattle, Rom, Mexico, Barcelona,
Genua, Bangkok, Tokyo, Paris oder Berlin zu finden ist...

Wir müssen diese Träume heute weiter bauen - gemeinsam - und sie grösser und
schöner machen. Nach all diesen Treffen und Versammlungen, von Gegengipfel
zu Gegengipfel, immer derselben Polizei gegenüber, selbst immer zahlreicher
und in immer engeren Reihen, müssen wir nun neue Wege suchen.
Porto-Alegre kann die Gelegenheit sein, unsere Fragen und Vorschläge
zusammenzulegen, in einem mehrstimmigen Workshop zum Thema der Praxis
unserer Kämpfe, in Laboratorien und Gesprächen in einem gemeinsamen Raum.

Stellen wir uns diesen Raum vor :
Mann/frau findet dort ein Ausbildungslager für "direct action", vom Klettern
auf den neuen Burgen zur gewaltlosen Antwort gegenüber der Ordnungskräfte.
Mann/frau findet dort Workshops, wo jedeR seine "Aktivistentruhe"
mitbringt... Kostüme von Kopf bis Fuss, Flugblätter und Plakate, Hüte,
Halstücher, kleine Flugzeuge, Katapulte, Filme... die jedeR in einer
ständigen, sich stets verändernden Ausstellung entdecken oder wiedererkennen
wird.
Mann/frau findet dort einen Raum für "Medien- und VideoaktivistInnen", mit
Filmvorführungen, aber auch der Möglichkeit einer Verbindung zu denen, die
nicht da sein werden.
Anderswo lernt mann/frau Marionnetten und Wagen bauen oder tauscht Gedanken
über die Strategie der Aktionen aus, mit einem Rollenspiel in einer riesigen
Phantasiestadt...
Schlussendlich geht es um Aktion : ausarbeiten sofortiger Aktionen in
Porto-Alegre (im Zusammenhang mit denjenigen, die in New York das World
Economic Forum stören werden), sammeln von Informationen und verknüpfen von
Aktionen über die Netzwerke der AktivistInnen (Aufbau einer Webseite
"Intergalactika", Verbinden der Netzwerken der Gegeninformation...), den
ersten Baustein legen zu gemeinsamen Aktionsprojekten, wie einen
internationalen Mobilmachungstag am 1. Mai, oder die Vorbereitung eines
dezentralen Gegen-G8.

Es geht auch darum, uns gemeinsam Fragen zu stellen über diese Bewegung -
die wir bilden - und zu versuchen, gemeinsam vorwärts zu gehen, indem wir
unsere Praxis zusammentragen und analysieren, was wir bisher gemacht haben.
Hier eine paar Vorschläge von Fragen :
? Haben wir alle Lehren aus dem Sieg von Seattle gezogen ? Wo stehen wir mit
den Gipfeltreffen und unseren Angriffspläne ? Welche neuen Strategien ?
? Kann mann/frau sich vom Kalender der anderen lösen ? Sind echte
internationale Aktionstage möglich (May-Day Vorschlag / ein Welt-Gegen-G8
für 2002) ?
? Koordinieren, ohne uns einzuengen : gemeinsame, gezielte Kampagnen
einleiten, z.B. gegen eine Multinationale oder über die Frage der
internationalen Repression.
? Rhythmen der Bewegung : was geschieht zwischen zwei Mobilmachungen ?
Austausch lokaler Erfahrungen, Ideenbörse... Räume erobern und besetzen, an
lokalen Kämpfen teilnehmen...
? Die AktivistInnen und die Finanzen: braucht mann/frau Geld, um zu handeln,
und was bedeutet das?
? Arbeits-/Nichterwerbswelt und neue Praktiken : mit den Gewerkschaften
arbeiten, welchen Austausch ? Beispiel von "Job With Justice" (sweatshops)
oder des Kampfes der Arbeiter von Mac Donald’s (Paris)
? Studierendenbewegung und neue Praktiken : Beispiel Italien, Spanien,
Mexiko (UNAM)
? Der Aktivismus der Alternativ-Medien : Fragen und Aufträge.
? Wie weit sind wir mit der Radikalität ? Stören wir "sie"wirklich ? Wie
wissen wir, wann wir nicht nur "gezähmte" Agitatore sind? Liegt die Antwort
nur in der Ausdehnung oder auch in der Taktik ?
? Die Organisation in der Bewegung : Erfahrungsaustausch über die
Versammlungen und ihren Lauf, wie kommen alle zu Wort, wie die Aufgaben am
besten verteilen, wie erreichen, dass alle an einer Aktion teilnehmen...
? Treffen für 2002 : die regionalen Sozialen Foren, die beschlossenen
Kampagnen (europäische "consulta"), das Bestürmen der NATO in Prag und den
G8 in Kananaskis...


Diesen Raum gibt es schon, wir haben ihn in den Kämpfen erobert. Es kann ein
Raum der Entdeckungen und der Wiedersehen werden, der Ort, wo begonnene
Diskussionen wieder aufgenommen und weiter entwickelt werden können. Es geht
nicht darum, durch dieses Treffen, neue Strukturen oder Vertretungen und
Instanzen zu bauen. Aber dieser unser gemeinsamer Aktionsraum wird stärker
werden, wenn wir alle zusammen an ihm bauen, mit unseren Differenzen, aber
auch mit dem Reichtum unserer Erfahrungen.

Praktisch gesehen wird dieser "Raum der Praktiken" im Jugendlager des
Sozial-Forums von Porto-Alegre existieren ; ein Nachmittag des gemeinsamen
Forums wird diesen Fragen gewidmet sein und nach unseren Wünschen gestaltet
werden. Ein steter Austausch innerhalb des gesamten Jugendlagers (ca. 15000
Personen sind erwartet) und des gesamten Welt-Sozial-Forums wird auf diese
Art stattfinden...

Deshalb fragen wir Euch :
- Werdet Ihr in Porto-Alegre dabei sein? Wünscht Ihr es ?
- Könnt Ihr einen Beitrag, einen Film, Bilder anbieten... oder einfach einen
Text schreiben oder ein Flugblatt schicken für die "Aktivistentruhe" ?
- Wollt Ihr die Animation eines Ateliers übernehmen, wo Ihr Eure Erfahrungen
einbringen könntet ?
- Könnt Ihr eventuell Eure Reise nach Porto-Alegre finanzieren ?

Es gibt eine Verteilliste für alle Informationen zum Projekt (Räume,
Kontakte, Titel der Workshops und Namen der Verantwortlichen). Falls Ihr
laufend informiert sein möchtet, schreibt an :  leyladakhli@yahoo.fr
Auf dieser Liste könnt Ihr Eure Anregungen, Vorschläge, Beiträge usw.
eingeben (am besten auf Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch oder
Portugiesisch - nur im äussersten Notfall auf Deutsch!).

 

26.01.2002
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