Berlin: 56. Prozesstag: Am Ende ist es eben "nicht erinnerlich"
56. Prozesstag: Am Ende ist es eben \"nicht erinnerlich\"
Heute wurde die Befragung des Kronzeugen zur Einlassung Rudolf Schindlers von der Verteidigung fortgesetzt. Thematisiert wurde dabei ausschließlich der Sprengstoffanschlag auf die Berliner "Zentrale Sozialhilfestelle für Asylbewerber" (ZSA) am 6. Februar 1987. Schindler hatte angegeben, dieser Anschlag sei "Mouslis Projekt" gewesen, den sie beide alleine durchgeführt haben. In Mouslis Version waren alle Angeklagten daran beteiligt. Er selbst habe nur Sicherungsmaßnahmen vorgenommen.
Die berechtigten Zweifel an Mouslis Version kommen nicht von ungefähr. Hatte er in ersten Vernehmungen alle Angeklagten beschuldigt, schloss er erst auf entsprechende Vorhaltungen des BKA die Beteiligung von Harald G. aus. Ihm war bekannt gemacht worden, dass sich Harald G. zum Zeitpunkt des Anschlags in Polizeigewahrsam befand. Nicht geklärt werden konnte heute, ob Harald G. an einem Nachbereitungstreffen eine Woche nach der Aktion teilgenommen hat, wie es Mousli behauptet hatte. Ob Harald G. dabei war oder nicht, war Mousli heute "nicht mehr erinnerlich". Offen blieb auch, warum Harald G. überhaupt zu dieser Aktion herangezogen worden sein soll, obwohl polizeiliche Ermittlungen gegen ihn stattfanden. So wurde noch im Dezember 1986 eine Hausdurchsuchung in Berlin in diesem Zusammenhang durchgeführt. Laut Mousli soll das aber die RZ nicht darin gehindert haben, Harald G. Anfang Januar 1987 in die Vorbereitung des Anschlags mit einzubeziehen. Ebenso ungeklärt blieb auch, warum die Aktion von allen RZ-Mitgliedern gesichert worden und warum Matthias B. eine Rolle bei der Auswahl des Anschlagszieles gespielt haben soll.
Die Hauptverhandlung wird morgen um 9.15 Uhr fortgesetzt.
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