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rundbrief 4.12.

gipfelinfo 2.12.2002
öffentlicher rundbrief der infogruppe [berlin]
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- REPRESSION GOES ON: AGAIN ARRESTS IN ITALY ABOUT
GENOA 2001
- THE BIG WAVE - REPRESSION IN ITALIEN
- ZUR ERMITTLUNGSAKTE IN SACHEN CARLO GIULIANI
- KEINE ANKLAGE IN GENUA
- KRITIK AM BEITRAG "ALLE GEMEINSAM ODER FREIHEIT
FÜR ALLE"

REPRESSION GOES ON: AGAIN ARRESTS IN ITALY ABOUT
GENOA 2001

Seit vier Uhr heute morgen Vollstreckt die
italienische politische Polizei Digos 23 neue
Haftbefehle in ganz Italien

In Genova, La Spezia, Parma, Milano, Pavia,
Lecco,Bergamo, Brescia, Padova, Rovigo, Firenze,
Roma, Napoli, Avellino, Reggio Calabria, Palermo,
Ragusa, Messina und Catania sind 23 Personen von
Haftma?nahmen wegen Verwüstung, Plünderung,
Brandstiftung, Fabrikation, Mitführen und Verwahren
von Sprengstoff, Mitführen und Verwahren von
atypischen Waffen, Widerstand und Gewalt gegen
Staatsbeamte betroffen. Straftaten wegen Vereinigung
wie es in Cosenza der Fall war, wurden nicht
vorgeworfen.

Neun Personen sind in Gefängnishaft, vier im
Hausarrest, sechs haben Residenzpflicht, vier
Meldepflicht... Zwei Betroffene wurden nicht
ausfindig gemacht. Die Maßnahmen wurden von den
Staatsanwa"lten Anna Canepa und Andrea Canciani in
Genua angeordnet. Es wurden außerdem noch 45
Hausdurchsuchungen durchgefu"hrt. Unter den Leuten
im Hausarrest befindet sich auch Massimo Monai, der
Mann, der auf der Piazza Alimonda mit dem Brett beim
Carabinieri-Jeep aus dem gegen Carlo Giuliani
geschossen wurde, fotografiert wurde. Um 11 Uhr
sollen die Maßnahmen bei einer Pressekonferenz im
Polizeipra"sidium erla"utert werden.

[indymedia.de, von imc italy - 04.12.2002 15:20]


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THE BIG WAVE - REPRESSION IN ITALIEN

Die Welle der Repression in Italien geht weiter:
Wieder atmen wir die Luft dieses Regimes.

Am Morgen des 4. Dezember leiteten Richter
Ermittlungen gegen 23 Personen aus verschiedenen
Orten Italiens ein. Zudem fanden 45 Razzias statt.
Die Anklagepunkte gegen die festgenommenen Personen
sind: Verwüstungen, Plünderungen(Verbrechen die mit
8-15 Jahren Haft bestraft werden normalerweise nicht
angefochten werden.),
Herstellung und Besitz von Sprengstoff, illegaler
Besitz von Waffen und Widerstand und Gewalt gegen
Staatsbeamte.

Der Richter, Elena D'Alosi, ordnete
Sicherheitsverwahrung für 9 der 23 Personen an gegen
die ermittelt wird.(Vier sind unter Hausarrest,
Sechs wurden gebeten Zuhause zu bleiben; weitere
vier sind im Moment noch auf einer Polizeistation.)
All diese Vorkehrungen wurden jetzt getroffen,
eineinhalb Jahre nach den betreffenden
Vorkommnissen.

All das passiert einen Tag nach der Freilassung der
Aktivisten die am 14. November 2002 festgenommen
wurden.
Die Show geht weiter, in diesen Tagen in denen die
Richter den Fall gegen Placanica schliessen wollen -
Der Carabinieri der beschuldigt wird Carlo Giuliani
erschossen zu haben.
Wieder spricht jeder über Genua: Die Anschuldigungen
gegen die neuen Festgenommenen hängen zusammen mit
den Ereignissen in Genua, während des G8 Gipfels im
Jahr 2001 - Ereignisse die mit der Ermordung von
Carlo Giuliani geendet haben: Gerechtigkeit ist für
alle gleich, Legitimierte Verteidigung ist es nicht.

Übersetzung von
 http://italy.indymedia.org/news/2002/12/124858.php
Homepage:  http://therhymesofrevolution.tk

[indymedia.den von faradway - 04.12.2002 15:44]


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ZUR ERMITTLUNGSAKTE IN SACHEN CARLO GIULIANI

Seht selbst. Ermittlungen von Unten ergeben ein ganz
anderes Bild, als das der Notwehr für den
Carabiniere Placanica.

wer hat wirklich geschossen?
Der Staatsanwalt Silvio Franz hat die Einstellung
des Ermittlungverfahrens zu Lasten des Carabiniere
Mario Placanica beantragt, der im Juli 2001 Carl
Giuliani den Todesschuss versetzt haben soll. Nach
Ansicht des Staatsanwalts feuerte Placanica die
Schüsse aus Notwehr ab, von denen einer Carlo
Giuliani traf. Des Anwalt Giuliano Pisapia, der die
Eltern Carlos vertritt, hat Widerspruch angekündigt,
unter Berufung darauf, dass die faktischen und
juristischen Voraussetzungen für Notwehr nicht
vorliegen. Carlos Vater meint, dass die Wahrheit nur
über einen Prozess ans Licht gebracht werden kann.
Die Zentralrepräsentanz der Carabinieri CoCeR
brachte Zufriedenheit zum Ausdruck, Placanica selbst
meint, er fühle sich erleichtert und der damalige
Minister des inneren Scajola hat u.a. den
bestialischen Spruch gelassen, es "gefalle" ihm, an
den Toten Jungen zu erinnern... Die
Sachverständigenkommission hat eine Reihe sehr
seltsamer Hypothesen aufgestellt, ein Stück Putz
soll just zum Zeitpunkt des Abfeuerns in die Luft
und nicht auf Carlo mit dem tödlichen Projektil
kollidiert sein, was die Flugbahn desselben in
Richtung Carlo gelenkt haben soll. Der Tatbestand
der Notwehr wird darin gesehen, dass sich Placanica
durch den Feuerlöscher bedroht fühlte. Die
Sachverständigen, die von Carlos Eltern engagiert
wurden, sehen das alles ganz anders. Der soeben
seines Amtes enthobene Disobbediente-Priester, der
jetzt keiner mehr sein darf, sagte in einem
Interview, Placanica sei nur ein Sündenbock, meint
damit aber "Strohmann". Schon als Carlo starb, war
hartnäckig von einem misteriösen vierten Mann in der
Jeep-Besatzung die Rede und von der Tatsache, dass
die anschließend vorgeführte Bestzungskonstellation
nicht der entsprach, die hätte sein sollen. Es
fehlte nämlich der Offizier.

Zwei fleißige und sehr konsequente unabhängige Leute
haben die ganze Zeit nicht locker gelassen und eine
Art Gegenermittlung angestellt. Diese ist umwerfend,
weil sie eine ganze Reihe Indizien zu Tage gefördert
hat, die die These, dass Placanica gar nicht der
Todesschütze gewesen sein könnte, eindrucksvoll
bekräftigen. Das in Kürze wiederzugeben wäre
unseriös und auch nicht nachvollziehbar, soviel aber
steht fest: es gibt genug Stoff um überhaupt in
Frage zu stellen, ob es Placanica war. Hier vorerst
nur soviel: Plakanica hatte eine Kopfverletzung. Es
gibt Fotos, wo man einen der Carabinieri im Jeep
sieht, der sich die Hand zum Kopf geführt hat und im
Profil zu sehen ist. Jede Menge Leute sind sich
einig, dass es Placanica ist. Je mehr Leute sich das
angucken, je mehr sind sich alle einig, das Profil
ist gut sichtbar und die Ähnlichkeit mit Placanicav,
von dem ein Foto bei der Rettungsstelle kurz nach
den Ereignissen existiert unübersehbar.

Die Vergleichsanimation kann Mensch sich hier
ansehen, sie ist das zweite Bild von oben. Warten,
und es geht los.

 http://www.sherwood.it/portal/article.php?sid=3865&m
ode=&order=0

[Mit der Zeit übersetze ich ´mal den ellenlangen
Krempel, oder wenigstens das wichtigste, das wird
aber noch etwas dauern, das ist echt Arbeit!]

Zurück zur Sache: Das gleiche Foto zeigt auch die
Hand mit der Pistole. Also doch ein anderer?
Immerhin reagierten die dem linken Spektrum nahen
Tageszeitungen "Il Manifesto" und "l´Unitá" und
nahmen die Hypothese der Gegenermittlung auf. Diese
endet aber nicht damit. Ungeheuerlich schmutzige
Zusammenhänge mit üblen Straftaten italienischer
Soldaten im Ausland kamen bei der Untersuchung zu
Tage, und noch mehr schlimmes Zeug über manchen
hohen Beamten, der in Genua dirigierte.

Die Autoren der Recherchen und Gegenermittlungen von
unten, die das alles zu Tage förderten, betonen, die
Arbeit sei offen für Ergänzungen und Kritik und
nicht abschließend, dennoch zeigt sich bisher jeder,
der sie sich zu Gemüte geführt hat, sehr beeindruckt
bis voll überzeugt.

Hier in der Folge, die Übersetzung des gestrigen
Artikels der Zeitung "il Manifesto" zum Thema und
eines offenen Briefes eines italienische
Journalisten an den Staatsanwalt, der im vergangenen
Frühjahr eine ebenfalls sehr gute Arbeit in Form
einer umfassenden und akribischen investigativen
Rekonstruktion der Ereignisse auf Sherwood.it
veröffentlicht hatte. Zum Artikel des "Manifesto"
ist zu sagen, dass er extrem vorsichtig gehalten
ist, also nur ganz sachte Elemente aus Untersuchung
der unabhängigen Ermittler von unten wiedergibt. Zu
Lello Voce, dem Journalisten der Untersuchung auf
Sherwood it ist zu sagen, dass einige Zetern, weil
er sich in dem Brief zur Justiz als fundamentale
Institution der Demokratie bekennt. Darüber scheiden
sich die Geister, es steht aber fest, dass in der
Tat die größten und massivsten Versuche, die
italienische Richterschaft in Misskredit zu bringen,
von rechts und von mafiosen Strukturen kommen.
Selbst Cosenza wird von einigen im stillen
Kämmerchen als doppeltes Manöver gesehen: einerseits
natürlich Einschüchterung, andererseit aber auch
Versuch, so die Linke im Land dazu zu bringen, eine
Justizreform zu befürworten, die angesichts der
Machtkonstellationen eine werden würde, die gar
nichts gutes für die Unabhängigkeit der richter
verheißt.

Voilá les Translations.

Il Manifesto:

Fotos und Protokolle

Sind wir sicher, dass er geschossen hat?

Placanica könnte der Carabiniere sein, der rücklings
im Jeep ist, während ein anderer die Waffe gegen die
Demonstranten hält.

A.MAN:
War es wirklich Placanica, der geschossen hat? Nicht
einmal hierüber gibt es Klarheit. Abgesehen von den
Aussagen des jungen Carabiniere aus Kalabrien, der
seit der Nacht vom 20. Juli 2001 erklärt, er habe
den tödlichen Schuss abgefeuert, gibt es lediglich
einen zurückhaltenden Sachverständigenbericht über
die Fotos von Piazza Alimonda. Nicht einmal die
Sachverständigen des Staatsanwaltes Silvio Franz,
die nicht zögerten, die Hypothese des vom Stein
umgeleiteten Schusses für sicher zu geben, haben
sich je wirklich entschieden dazu geäußert. Für sie
ist Placanica mit dem Carabiniere der geschossen hat
"assozierbar", "am meisten passend", "kompatibel".
Also ist es möglich, dass er geschossen haben
könnte. Mehr sagen sie nicht, und das ist nicht
genug. Über Piazza Alimonda hat man allerlei
geschrieben. Ein erster Sachverständiger hatte
gesagt, dass die Tatwaffe nicht die Placanicas war
(aber dann waren zwei weitere Gutachten
gegenteligausgefallen), vorher noch hatte der
französische Fotograf Charles Rousseau den Schützen
in dem Trüppchen Carabinieri, die zu Fuß waren
ausgemacht und nicht im Jeep, dann war die
Geschichte mit dem misteriösen "vierten Mann" im
Defender aufgetaucht, die ein Zeuge erzählt hatte,
den der Staatsanwalt nie angehört hat.

Die Hypothese die jetzt aber aufgestellt wird ist
anders und völlig kompatibel, mit dem Wenigen, was
nach siebzehn Monaten Ermittlungen gesichert ist.
Mindestens zwei Elemente geben zu denken, dass
Plakanica nicht der Carabiniere gewesen sei, der in
dem von Demonstranten angegriffenen Wagen die waffe
hielt, sondern der, der mit dem Rücken zum Platz und
zu Carlo Giuliani war, als die Pistole schon am
hinteren Teil des Jeeps in Erscheinung getreten war.

Das Bild, das zählt, ist das des Fotografen Devin
Ash. Im Defender, der in Piazza Alimonda blockiert
war, sieht man einen Carabiniere, der sich die Hand
zum Gesicht oder zum Kopf führt, und das Blut
aufhalten will, das von seiner linken Gesichtshälfte
tropft. Unterhalb von ihm und durch ihn geschützt,
ist ein anderer Soldat. [1] Und es kann nur dieser
Zweite sein, der schiesst: nur seine Hand kann
nämlich die Pistole fassen, die schon die
Demonstranten bedroht. Nun, nach einer minutiösen
Gegenüberstellung des Wenigen, was von dem
Carabiniere mit dem Rücken zum Platz und Placanicas
Gesicht, das kurz nach der Tragödie heimlich am
Eingang des Galliera-Krankenhauses fotografiert
wurde, ist die Ähnlichkeit beeindruckend. So endet
die Rekonstruktion die im Netz über
Italy.Indymedia.org und Sherwood.it. die die
anonymen "Arto und Franti" firmieren und eine ganz
simple Software wie Photoshop benutzten. Und es gibt
noch mehr. Auch die Verletzung scheint die gleiche
zu sein: der Carabiniere, der den Rücken zur Piazza
Alimonda hat, ist auf der linken Seite am Kopf
verletzt, wie Placanica bei der Rettungsstelle. Die
Verletzungen korrespondieren hingegen nicht bei
Dario Raffone, der zweite Soldat, der erklärt hat,
er habe sich im hinteren Teil des Jeeps befunden.

Die Sachverständigen des Staatsanwaltes Silvio Franz
hingegen, meinen, es handle sich genau um Raffone,
der vom Körperbau Ähnlichkeit mit placanica
aufweist, aber eine weniger Breite Stirn als der
Kollege hat. "Im Innnneren des Defender" liest man
in den Schlussbemerkungen, "sieht man das Gesicht
einer Person. Es wurden Abbildungen Placanicas und
Raffones angeführt, um die physiognomische und
anthropometrische Kompatibilität zu prüfen. Es muss
präzisiert werden, dass die Zone, die verwertbar
ist, der Stirnteil ist, der eine größere
passgenauigkeit zum zweiten Subjekt aufweist; der
erste hat nämlich eine ziemlich breite Stirn,
während die Raffones weniger breit ist."

Eine komplizierte metrische Analyse hat die
Sachverständigen zu einem rein spekulativen Schluss
veranlasst, nach dem die aus dem Bild Raffones
gewonnenen Koeffizienten dem misteriösen Carabiniere
mit dem Rücken zum Platz eher näher kommen, als die
Placanicas. Es ist aber alles, außer eine
Gewissheit. Es wird auch nicht auf der folgenden
Seite Gewissheit, wo die Sachverständigen nach dem
Vergleich der Hände Placanicas mit denen an der
Waffe hinzufügen:" Man kann beobachten, wie das
Aussehen der Konformation der Finger und der
Handfläche mit der Hand Placanicas assoziizerbar
sind. Die rechte Hand, die die Pistole hält, und die
linke, in fast geschlossener Haltung, sind in hohem
Maße auf Placanica rückführbar." Nirgends aber ist
der Vergleich zu finden, den "Arto und Franti"
zwischen dem Carabiniere mit dem Rücken zum Platz
und Placanica vor dem Galliera-Krankenhaus
angestellt haben.

Das andere, vielleicht noch relevantere Element,
wurde von Placanica und Raffone selbst geliefert,
während der ersen Verhöre nach dem Mord. Am Abend
des 20.Juli um 23 Uhr erklärte der Carabiniere
Ausiliario Placanica gegenüber den Staatsanwölten
Anna Canepa, Francesco Pinto und Andrea Canciani:
"(...) Ich habe angefangen zu schreien, und sagte
dem Fahrer, dass wir uns davon machen sollen, und
brüllte, dass sie drauf und dran waren, uns zu
töten; wir waren von den Demonstranten umzingelt,
ich habe vernommen, dass es Hunderte waren; in dem
Augenblick habe ich die Schwierigkeiten meines
Kollegen bemerkt, und habe gedacht, dass ich ihn
schützen sollte; ich habe ihn an den Schultern
umarmt, und versucht, ihn auf den Grund des Jeeps
ducken zu lassen; ich trat um mich, weil die
Demonstranten mich an einem Bein zerrten (...)" Am
folgenden Tag, dem 21.Juli um 12,30 Uhr, war Raffone
dran, der von dem Staatsanwalt Pinto zusammen mit
dem Kollegen Silvio Franz angehört wurde, der die
ermittlungen führt. Hier der Protokollauszug: (im
Ganzen einundhalb Seiten) seines einzigen Verhörs: "
Ich versuchte, mein Gesicht zu bedecken, während der
Carabiniere der vor mir war seinerseits versuchte,
sich über mir zu kauern, um uns zu schützen. Da sah
ich nichts mehr, aber hörte die Schreie und die
Geräusche der Gegenstände, die in den Wageninnenraum
ankamen" Also schien alles klar zu sein, oder
wenigstens scien klar zu sein, dass Placanica der
war, der über Raffone, und der unten war. Sicher, es
ist immer möglich, dass sich die beiden geirrt
haben, in dem sie sich gegenseitug die Position des
anderen zugeschrieben haben. Nicht von ungefähr hat
Placanica, den Repubblica gütig am vergangenen 23.
August interviewte, versucht, dem zu begegnen, in
dem er sich verewigen ließ, wie er die Geste aus
einer halb liegenden Position macht, der Psition
also, die er Raffone zugeschrieben hatte.

Für das Carabinieri-Heer haben Raffone und Placanica
den gleichen Wert, kaum mehr als null. Sie sind
beide Ausiliari, also junge Wehrplichtige, niedere
Kräfte des Bataillons Sicilia. Wenn also Placanica
dazu gebracht wurde, sich selbst eines Mordes zu
beschuldigen, ist es bestimmt nict um Raffone zu
decken, sondern höchstens, um jemanden vor dem Ärger
zu schützen, der sich nicht leisten konnte, sich auf
Notwehr zu berufen. Mindestens ein Unteroffizier,
wenn nicht ein kleines bißchen mehr.

Offener Brief von Lello Voce an den Staatsanwalt.

Sehr geehrter Dr. Franz, obwohl verchiedene Bilder
beweisen, dass Carlo Giuliani der letzte gewesen
ist, der in die Nähe diesen Defenders ankam, am 20
Juli 2001, obwohl andere gestochen scharfe Bilder
jenseits jeden vernünftigen Zweifels beweisen, dass
diese Pistole schon lange Zeit auf Menschenhöhe
gerichtet war, bevor Carlo den Feuerlöscher aufhob
und dass also, mit großer Wahrscheinlichkeit Carlo
ihn nur aufhob, um sich selbst und die anderen vor
einer unmittelbar drohenden Gefahr zu schützen,
obwohl, wie offensichtlich ist, die Entfernung
Carlos vom Defender zum Zeitpunkt des Schusses mit
Sicherheit über drei Meter war, obwohl man in einem
Film der technischen Einheit der Polizei klar sieht,
dass Carlo noch bevor er die Möglichkeit gehabt
hätte, den Feuerlöscher zu werfen, getroffen wird,
der alleine durch das Trägheitsgestz an der Seite
des Jeeps kullert, obwohl Filme und Fotografien mit
beeindruckender Klarheit beweisen, dass Carlo noch
am Leben war, als der von Cavataio gesteuerte Jeep
ihn zwei mal überrollte, obwohl eine Reihe
Journalistischer und gegenöffentlicher Enquétes
haben Zweifel aufkommen lassen, dass lediglich drei
Personen an Bord des Defenders waren, obwohl der,
der geschossen hat, unter Missachtung jeder Regel
der öffentlichen Ordnung nicht in die Luft
geschossen hat und hingegen sofort vor sich her
gezielt hat, auf Menschenhöhe, obwohl jede
magnetische Spur von der MRT, die beweist, dass ein
Vehikel, das mehrere Tonnen schwer ist, über den
Körper eines schmächtigen, 1,65 Meter großen Jungen
fahren kann, ohne ihm jeden Schaden zuzufügen,
obwohl eine Reihe Erhebungen beweisen, dass dieser
Jeep in Wirklichkeit nie gegen den Müllcontainer
prallte, und dass dieser Container wie auch immer,
mitten auf der Straße positioniert war, wo ich sage
nicht ein Defender, aber ein Panda ihn leicht hätte
wegschieben können, obwohl dieser Feuerlöscher leer
war und obwohl dies den Soldaten wahrscheinlich
bekannt war, von denen einer, wahrscheinlich der,
der schoss, ihn gerade mit Tritten herausgeworfen
hatte, obwohl beim Stand der Dinge - immer auf der
Grundlage diverser Fotografien und Filmaufnahmen -
fundierte Zweifel bestehen, dass genau der
Carabiniere Mario Placanica geschossen habe und
nicht jemand anders, der im Jeep anwesend war,
obwohl Placanica bis heute mindestens fünf mal seine
Version der ereignisse geändert hat, so dass sein
Verteidiger zurücktrat, obwohl eine Reihe Enquétes
der Gegenöffentlichkeit bewiesen haben, dass die
Carabinieri in der Piazza Alimonda von Offizieren
befehligt wurden, die in den Akten des Mißbrauchs in
Somalia verwickelt waren, die dort von italienischen
Soldaten begangen wurden und die jemand mit dem Mord
an Ilaria Alpi in Verbindung gebracht hat, obwohl
kürzlich auf der Seite von Radio Sherwood eine
Bilderreihe erschienen ist, die uns veranlassen, die
Hypothese aufzustellen, dass die ersten, die vor der
Reaktion der Demonstranten in der Via Caffa sich in
die Flucht schlugen genau die Unteroffiziere der
Carabinieri und der mit dem Kommando beauftragte
Funktionär Öffentlichen Sicherheit [2] waren, ein
mit anderen Details schon längere Zeit bekannter
Umstand, der Sie wahrscheinlich hätte veranlassen
können, das Verhalten der auf der Piazza Alimonda
aktiven Befehlskette zu untersuchen, obwohl mit
großer Wahrscheinlichkeit auch nach seinem Tod über
Carlos Körper Grausamkeiten begangen wurden, obwohl
- ganz egal was der Dr. Bassino hierzu denken mag -
in unserem physikalischen Universum das Licht
schnellaer als der Schall ist und es also unmöglich
ist, dass diesr Putzbrocken das Projektil getroffen
hat, das dann Carlo erreichte, trotz alledem, Dr.
Franz, haben sie beschlossen, die Einstellung des
Verfahrens für Placanica zu beantragen, weil dieser
aus Notwehr gehandelt habe. Und wahrscheinlich auch
für Cavataio, auch wenn ich mir überhaupt nicht
vorstellen kannnn, aus welchem Grund, da es sich
sicher nicht um Notwehr handelt, weil Carlo am Boden
war, als der Defender ihn überrollte und sicher auch
Cavataio zum Tod eines Mannes beigetragen hat, aus
dessen Gesicht noch einige Minuten nach den
ereignissen ein Springbrunnen Blut herausspritzte
und dessen Herz klopfte, wenn auch nur sehr schwach,
zur Zeit der ersten Rettungsbemühungen. Gut,
verehrter Dr. Franz, ich möchte Ihnen sagen, dass
trotz ihrer Entscheidung wir alle weiterhin
Vertrauen in die Italienische Justiz haben, und mit
Gelassenheit warten, das der Untersuchungsrichter
entscheiden möge, ob Italien eine so reife
Demokratische Republik ist, dass auch ihre Bürger in
Uniform einem Prozess unterzogen werden können,
falls es den fundierten Zweifel gäbe, dass sie
während einer politischen Demonstration eine
Straftat begangen haben könnten.

Ich will ihnen aber etwas anderes sagen, und zwar,
dass auch wenn die Entscheidung des
Untersuchungsrichters uns zuwider laufen wird, wir ,
die wir seit diesem 20. Juli 2001 kämpfen, damit
Carlo Wahrheit und Gerechtigkeit widerfahren mögen,
nicht anhalten werden. Wir werden, alle, witer nach
der Wahrheit suchen und seien Sie außer Tweifel,
dass wir sie finden werden, welche immer sie sein
möge und wo immer sie sich verberge. Und wir werden
sie öffentlich machen, auch wenn sie unbequem sein
wird, für uns, oder für die, die in jenen Julitagen
beschlossen haben, jede demokratische legalität
aufzuheben. Wir werden sie öffentlich machen, damit
es am Ende die Menschen seien, die urteilen mögen
und glauben sie mir, es wird sich um ein Urteil
handeln, das in der Zeit andauern wird. Italien, Dr.
Franz, ist daran gewöhnt, sie hat es schon wegen der
Blutbäder und Dutzender politischer Delikte von
Pinelli bis Giorgiana Masi, von Franco Serantini bis
Ilaria Alpi tun müssen. Ihre Schlussflgerungen,
verzeihen sie, können teilbar sein oder nicht, aber
sicher haben sie nicht den Siegel der Originalität.

[1] Die Carabinieri sind die Vierte Kolonne der
italienischen Streitkräfte
[2] Polizia

[indymedia.de, von r.f. - 04.12.2002 04:49]


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KEINE ANKLAGE IN GENUA

Staatsanwaltschaft: Polizist, der beim G-8-Gipfel
einen Demonstranten erschoss, handelte in Notwehr
GENUA dpa Gegen den italienischen Polizisten, der
vor knapp anderthalb Jahren während des G-8-Gipfels
in Genua einen Demonstranten erschoss, wird keine
Anklage erhoben. Dies gab die Staatsanwaltschaft
gestern bekannt. Die Entscheidung über eine
Einstellung des Verfahrens gegen den Todesschützen
muss nun der zuständige Untersuchungsrichter fällen.
Laut Staatsanwaltschaft hatte der Polizist mit den
Schüssen gegen den Globalisierungskritiker Carlo
Giuliani in Notwehr gehandelt. Daher könne das
Verfahren eingestellt werden. Giuliani wollte das
Polizeiauto, in dem sich der Polizist befand, mit
einem Feuerlöscher attackieren, als die Schüsse
fielen. Der Polizist hat wiederholt beteuert, in
Todesangst abgedrückt zu haben.

[taz Nr. 6920 vom 3.12.2002, Seite 2, 27 Zeilen
(Agentur)]


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KRITIK AM BEITRAG "ALLE GEMEINSAM ODER FREIHEIT FÜR
ALLE"

Dieser Beitrag wurde als Flugblatt auf der Italien-
Solidaritätsdemonstration in Berlin am vergangenen
Mittwoch verteilt und auch über den Infoverteiler
verteilt und soll hier aus einer nichsekterischen
kommunistischen Perspektive kritisiert werden .

Einerseits ist es sehr lobenswert, dass in dem Text
darauf eingegangen wird, dass es in Italien neben
den gefangenen No Globals auch andere revolutionären
Gefangene erwähnt werden und die Solidarität mit
ihnen eingefordert wird. Allerdings geschieht das in
solch einem besserwisserischen Stil, dass die
begrüßenswerte Intention der VerfasserInnen darunter
leidet. Statt gerade die Tatsache, dass die
Repression in Italien nun flächendeckender auch
gegen nichtrevolutionäre Teile der Bewegung
angewandt wird, zu nutzten, um sich gegen jede
Spaltung in gute und böse Gefangene zu wenden, wird
in diesem Text die Spaltung umgekehrt selber
nachvollzogen. Die Klischees der ReformistInnen
gegen den sog. Schwarzen Block etc. werden
spiegelbildlich übernommen, wenn den Hunderttausend,
die in Florenz während und nach dem Sozialforums auf
der Strasse waren, als VerteidigerInnen eins
menschlichen Kapitalismus zu qualifizieren. Mit der
Realität hat das allerdings nichts zu tun. Vielmehr
war Florenz ein Markt der Möglichkeiten, wo sehr
wohl antikapitalistische und vor allem
antimilitaristische Inhalte zu sehen waren.
Besonders auf der Abschlussdemonstration war das zu
beobachten. Dort überwogen die
systemantagonistischen Parolen. Gerade die
kämpfenden ArbeiterInnen von Fiat und anderen
Fabriken waren vertreten und haben auch nach Florenz
ihre Kämpfe mit den No Globals koordiniert. So
gehörten GewerkschafterInnen auch zu den ersten, die
sich solidarisch mit den Repressionsopfern zeigten.
In diesen Kämpfen werden Lernprozesse über die
Verfasstheit der kapitalistisch-patriarchalen
Gesellschaft gemacht. KommunistInnen - und die
VerfasserInnen des Textes beanspruchen solche zu
sein - unterstützen diese Lernprozesse, in dem sie
eben einen Schritt weiter gehen als die Massen. Aber
sie stellen sich nicht darüber und belehren. Daher
atmet der ganze Text einen blutleeren
Seminarbolschewismus aus, der vom Schreibtisch aus,
Zensuren der Radikalität verteilt. Das ist eine
Haltung des Sektiererismus, die in der Geschichte
der kommunistischen und revolutionären Bewegung
immer wieder zu beobachten war. Als KommunistInnen
unterstützen wir für die antikapitalistische und
antimilitaristische Zuspitzung der breiten Bewegung
der Massen, wie sie in Italien im Kampf gegen die
Repression der No Globals und im Kampf gegen die
Schließung der Fiat-Werke zum Ausdruck kommt. Unsere
Solidarität gehört Bewegungen wie den SIN COBAS, die
in ihrer Theorie und Praxis diesen Zusammenhang
schon längst erkannt haben.

Für einen nichtsektiererischen Kommunismus!
Für eine revolutionäre Zuspitzung der Massenkämpfe
in Italien!
Von den Sin Cobas lernen heißt siegen lernen!
Alle gemeinsam für Freiheit für alle!

[Kommentar auf www.indymedia.de/2001/11/35667.shtml]


INFOGRUPPE BERLIN

Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist
hervorgegangen aus der Infogruppe der
Genuagefangenen. Wir sind unter  gipfelsoli@gmx.de zu
erreichen. Wir haben einen Email-Verteiler angelegt,
über den aktuelle Nachrichten zu Prozessen in
Göteborg und Genua (und andere Aktivitäten wie z.B.
die Mobilisierung zu EU-, G 8- oder Nato-Gipfeln
oder internationalen Camps) verschickt werden.
Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns
verfasst sind, sind mit eckigen Klammern versehen.
Wir können leider keine Verantwortung für die
Richtigkeit der Beiträge garantieren.
Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder
gelöscht) werden wollt, schickt einfach eine Mail.

 

04.12.2002
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