Berlin: Der 7. Tag im Weinrich-Prozess

"Plötzlich veränderte sich das Licht in der Straße"

Am 7. Verhandlungstag wurde der Weinrich-Prozeß mit der Vernehmung französischer Opfer des Anschlages in der Rue Marbeuf fortgesetzt

Am 22. April 1982 explodierte in der Pariser rue Marbeuf kurz nach 9 Uhr eine Autobombe. Die Explosion richtete erheblichen Sachschaden an, eine Frau kam ums Leben, Dutzende Menschen wurden verletzt.

Die Staatsanwaltschaft Berlin wirft Johannes Weinrich vor, als Mitglied der "Organisation Internationaler Revolutionäre" - besser bekannt als ,Carlos-Gruppe' . an diesem und fünf weiteren Anschlägen maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Demnach soll der Anschlag der arabischen Zeitung "Al Watan al arabi" in der rue Marbeuf 33 gegolten haben und von der Carlos-Gruppe im Auftrag des syrischen Luftwaffen-Geheimdienstes ausgeführt worden sein.

"Al Watan al arabi" war für seine pro-irakische und anti-syrische Ausrichtung bekannt.

Gleichzeitig verfolgte die Carlos-Gruppe laut Anklage mit diesem Anschlag auch eigene Ziele. Mit Angriffen auf französische Einrichtungen sollte Druck auf die französische Regierung ausgeübt werden, zwei Mitglieder der Gruppe, gegen die seinerzeit vor einem Pariser Gericht verhandelt wurde, freizulassen.

Drei Zeuge des Anschlages konnten heute jedoch nichts zur Klärung der Urheberschaft beitragen. Sie schilderten die Explosion, umherfliegende Splitter und Verletzungen. Eine der Zeuginnen hatte offensichtlich den Lichtblitz vor dem Knall wahrgenommen und schützend den Arm vor ihr Gesicht gehalten. Ihr Satz: "Plötzlich veränderte sich das Licht in der Starße" gab einen merkwürdig sinnlichen Eindruck des Geschehens. Ansonsten erging es auch diesen Zeugen wie schon einigen zuvor: Sie konnten sich nach über zwanzig Jahren teilweise noch nicht einmal mehr an polizeiliche Vernehmungen erinnern. "Ich erinnere mich nicht mehr" oder "Ich weiß das nicht mehr genau" waren (wieder einmal) häufige Antworten.

Nächster Termin:

28.04., 9.30 Uhr, Turmstr. 91, Saal 500