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Hamburg: crossroadz Festival | Film. Politik. Antirassismus.

C R O S S R O A D Z

FILM. POLITIK. ANTIRASSISMUS.

06.06. - 08.06.03 Hamburg. Echochamber. Nobistor 24.

 http://www.crossroadz.net contact:  crossroadz@gmx.net

Programm

Freitag, 06.06.03.

16.00 Uhr. Der Prophet und die Madonna im deutschen Kino. Vortrag plus
Visuals über den Ausländerdiskurs in deutschen Filmen von Nanna Heidenreich.


Wer sieht was - Und wie? Wer sieht was nicht? Wie wird überhaupt gezeigt und
gesehen? SolcheFragen werden besonders virulent in den filmischen
Inszenierungen des deutschen Ausländerdiskurses, in seinen
V/Erkennungsdiensten, den Sichtbarkeitsobsessionen und Enthüllungs- und
Verhüllungsszenarien. Anstatt den 'Inhaltismus'-Blick auf die Handlung zu
richten und die üblichen Fragen nach der 'Authentizität' der Darstellung zu
stellen, interessiert hier deren Art und Weise sowie ihre Funktion.


17.30 Uhr. MAUS. Antisemitismustheorie des Comic. Stereotypie oder
Genealogie? Dia - Vortrag von Ole Frahm.


Gibt es eine Theorie des Antisemitismus im Comic? Lassen sich im Medium der
Stereotype antisemitische Stereotype kritisieren, oder wiederholen sich
diese aufgrund der Tradition antisemitischer Karikaturen notwendig? Anhand
von Art Spiegelmans MAUS - A Survivor's Tale wird in dem Vortrag eine
Comic-Theorie des Antisemitismus als Theorie der Performativität entwickelt
und eine Antwort auf diese Fragen versucht. „Nicht obwohl MAUS ein Comic
ist, kann es den Holocaust darstellen, sondern weil es ein Comic ist.“

19.00 Uhr. Antirassistische Videos überarbeitet. Kommentierte Video Clips
von Massimo Perinelli.


Massimo Perinelli stellt in seinem Videovortrag die Ebene der Repräsentation
zur Diskussion. Er bezieht sich dabei kritisch auf Videos die in der
Antirassistischen Szene gezeigt und/oder produziert werden. Vor allem die
Darstellung der „Betroffenen“ wird hier untersucht und kommentiert, diese
reicht oftmals von einer Atmosphäre der überwältigen Tristesse und des
Mitleids. Und geht bis hin zu Bildeinstellungen, die es schaffen, Leute, die
aufgrund ihres Statusses anonym bleiben müssen, wie „Kriminelle“ aussehen zu
lassen. Der ungewollte Nebeneffekt stellt sich als eine (unreflektierte)
Verobjektivierung dar: Kameraauge und Zuschauerblick ergänzen sich in ihrer
letztlich rassistischen Tendenz.

20.30 Uhr. Kanak Stories von Imran Ayata. Lesung

21.30 Uhr. Bambule in Hamburg (Stefanie Platen u. Timo Selengia. BRD. 60
Min. 2002.)
Einführung mit Yavuz Fersoglu - Landessprecher PDS - und Diskussion mit
FilmemacherInnen und Sprecher der Bambule.
Mittlerweile verstehen sich unterschiedlichste politische Akteure der
Hamburger Szene als Bestandteil der Bambule-Bewegung. Mit Yavuz Fersoglu
fragen wir nach dem antirassistischem Gehalt dieser städtischen Kämpfe und
ihrer Bedeutung zwischen Brechmitteleinsätzen und drastischen
Sozialkürzungen des Hamburger Senats. Abschließend diskutieren der
Pressesprecher der Bambule und die FilmemacherInnen den aktuellen Stand der
Bewegung.


Samstag, 07.06.03
15.00 Uhr. Wir hatten eine Dora in Südwest (Tink Diaz. BRD/Namibia. 1991.
70 Min.)
Gespräch über die Kolonialschule Rendsburg im Kontext von „race“, class und
gender mit Dorothea Siegle und Tink Diaz.
Tink Diaz´ Dokumentation präsentiert verschiedene Frauen in Namibia und der
BRD, die in ihrer Jugend die Koloniale Frauenschule in Rendsburg besucht
haben. Hier wurden sie für das „koloniale Abenteuer“ ausgebildet, um dann in
das damalige Deutsch Südwest zu fahren und dort auf den Farmen eingereister
Kolonialisten den „deutschen Haushalt“ zu simulieren und für ebenso „reinen“
Nachwuchs zu sorgen. In ihrem Vortrag diskutiert Dorothea Siegle anhand der
Kolonialschule Rendsburg Machtbeziehungen, die den kolonialen Diskurs und
darin die Kategorie „Geschlecht“ prägten. Sie geht hierbei auf das
Verhältnis der deutschen Frauen zu ihren „Untergebenen“ in den Kolonien ein.
Dieser Beitrag fordert eine Auseinandersetzung mit einem
geschlechterspezifischen Ansatz in der historischen Debatte um die
Kolonialgeschichte. Ein Aspekt der oftmals unberücksichtigt bis
unterschlagen bleibt.

17.00 Uhr. Diese Arbeitsniederlegung war nicht geplant. (Thomas Giefert /
Karl Baumgartner. BRD 1983. 45. Min.) Einführung und Diskussion mit Serhat
Karakayal? und Thomas Giefert zu migrantischen Arbeitskämpfen am Beispiel
des Fordstreik in Köln 1973.


Serhat Karakayal? kontrastiert in seinem Vortrag das Bild des unterwürfigen
Arbeitsmigranten im Niedriglohnsektor der 70er mit einer Geschichte der
Wilden Streiks. In dem hier dokumentierten sechstägigen Streik in den
Ford-Werken Kölns, weigerten sich die sog. GastarbeiterInnen die schlechten
Arbeitsverhältnisse, denen sie ausgesetzt waren, zu akzeptieren und
forderten gleiche Bezahlung. Nicht zuletzt die mangelnde Solidarität der
deutschen Kollegen führte zum Scheitern. Der Film zeigt beeindruckende
Bilder vergangener Kämpfe und lässt die Akteure zu Wort kommen. Die
rassistische Segmentierung des Arbeitsmarktes der 70er, der Widerstand und
das Migrationsregime heutiger Tage sind die Stichwörter dieser Beiträge.

19.00 Uhr. Stella Tsianios liest Der Mann Lesung

20.00 Uhr. Otras Vias (FrauenLesben Filmkollektiv. BRD. 2001. 56 Min.)
Diskussion mit Mucolade und dem FrauenLesben Filmkollektiv über Sexarbeit,
Illegalität und Sichtbarkeit.
Aus dem Spanischen übersetzt bedeutet der Titel „Andere Wege“. Darum geht es
auch in dieser Dokumentation. Sexarbeiterinnen aus Lateinamerika erzählen
über ihre Lebenssituation in der BRD. Dabei sind sie aber nicht bereit sich
als hilflose Opfer zu imaginieren, sondern erzählen von ihren vielfältigen
kleinen und großen Widerstandsmöglichkeiten, von ihrem Alltag zwischen
Freiern, der Polizei und ihren Ehemännern. Der Film bewegt sich zwischen der
Visualisierung von illegalisierten Lebensverhältnissen und der tatsächlichen
Organisierung dieser Verhältnisse von Frauen und Transsexuellen zwischen
Hamburg, Berlin und Frankfurt.

Sonntag, 08.06.03

15.00 Uhr Befreien Sie Afrika! (Martin Baer. BRD. 1999. 70 Min.)Diskussion
über neue und alte Afrikabildern mit Martin Baer.

In seinem Artikel “Von Heinz Rühmann bis zum Traumschiff. Bilder von Afrika
im deutschen Film“, schreibt der Filmemacher und Autor Martin Baer:
“Deutschlands Niederlage im Weltkrieg hatte auch den Verlust der Kolonien in
Afrika besiegelt, und es begann eine Zeit der Verherrlichung deutscher
Kolonialherrschaft. Nationalkonservative Kreise stellten sich gegen die
Bedingungen des Versailler Vertrages die Forderung nach Rückgabe der
Kolonien in den Mittelpunkt ihrer Kampagnen. Eine Flut von Abenteuerromanen,
Autobiographien, Reportagen, Bildbänden und Filmen zeichnete ein idyllisches
Bild vom heroischen Kampf der deutschen Entdecker, Forscher und Eroberer in
’Deutsch - Südwest“, Kamerun oder ’Deutsch – Ostafrika’. “ Martin Baer
zeichnet in seinem Film diese Bilder und Projektionen nach und entlarvt
sie. Darüber hinaus schlägt er eine ungewöhnlich treffende Brücke zu
aktuellen außenpolitischen Interessen– oftmals getarnt als sog.
Entwicklungshilfe – indem sie in den historischen Kontext der deutschen
Kolonialgeschichte eingereiht werden.

17.00 Uhr. Kaiser Wilhelms Minen. Kolonialismus, “race“ und gender in Joe
Mays Film “Die Herrin der Welt“ (1919/20). Videovortrag von Tobias Nagl.

Joe Mays vor heimischen Studiokulissen gedrehter, achtteiliger Abenteuerfilm
"Die Herrin der Welt" (1919/20) gehörte aufgrund seines exotischen Settings
zu den spektakulärsten Produktionen der Weimarer Republik. Zeitgenössischen
Zuschauern erlaubte er die imaginäre Aneignung der Welt aus dem Kinosessel
heraus und diente somit, folgt man dem Kritiker Siegfried Kracauer, als
filmische Kompensation für den Verlust der deutschen Kolonien: der Film
gleiche dem "Tagtraum eines Gefangenen". Kracauers Diktum aufgreifend,
werden die darin enthaltenen Kolonialphantasien in den Blick genommen und
anhand von bislang unbekannten Archivquellen mit den antirassistischen
Protesten chinesischer Migranten gegen den Film kontrastiert.

18.30 Uhr. Irgendwo ist immer Afrika... Blackface in alten DEFA-Filmen.
Bildvortrag von Peggy Piesche.


20.00 Uhr. Eigene Bilder. Selbstermächtigung oder Repräsentationsfallen?
Filmscreening und Diskussion mit Kanak TV, Abdel Rahman Satti, Mabouna II
Moise Merlin und Brigitta Kuster

Selbstermächtigung ist eine Strategie des Antirassismus. Führt die Aneignung
von Bildern und Bildproduktion, ihre Umdeutung und Setzung unweigerlich zu
Konzepten der Selbstrepräsentation? Die unterschiedlichen Gewinnmomente und
Fallstricke dieser Strategie sollen die Klammer des abschließenden
Filmscreenings und der Diskussion bilden. Alle FilmemacherInnen reflektieren
dieses ambivalente Verhältnis und finden in ihren Arbeiten darauf
unterschiedliche Antworten.

A.R. Satti – Brothers Keepers Go East (BRD 02, 22 min.)
Kanak TV – Philharmonie Köln- 40 Jahre Einwanderung (BRD 01, 9Min.)
M.II M. Merlin und B. Kuster – Rien ne vaut que la vie, mais la vie même ne
vaut rien [Nicht ist wie das Leben, aber das Leben ist nichts] (BRD 02/03,
24 min.)

22.00 Uhr. Darius James reads Voodoo Stew.

Lesung
23.00 Uhràcrossroadz .support.party im Echochamber mit den DJs:

kem fuego (triple a, berlin) - freestyle

reef liquid (golden pudel club, hamburg)- hiphop

franky nutz (teamsport/trainingslager, hamburg)- hiphop. funk

 

29.05.2003
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