nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Mackerverhalten --- Thessaloniki --- Evian

Gipfelinfo - Meldungen über globalisierte Solidarität
und die Proteste gegen unsolidarische Globalisierung
--------------------------------------------------------------------------

- Anti-Sexistische Aktion und Bericht aus Thessaloniki
- Protestkundgebung vor griechischer Botschaft in Berlin
- Letter from 'Kastro', Syrian refugee imprisoned in Thessaloniki
- G-8-Gipfel - Al-Qaida-Scherz eines Fluglotsen löste Alarm aus

------------------------------------------------------------------
Anti-Sexistische Aktion und Bericht aus Thessaloniki

Aktionen gegen Sexismus während der Proteste gegen den EU-Gipfel auf dem Campus
der Universität Thessaloniki im Juni 2003

was geschah :
Der Campus der Universität Thessaloniki ist ein Ort an dem der Widerstand gegen
den EU-Gipfel organisiert wird. Die Atmosphäre hier auf dem Campus ist z.T. sehr
aggressiv.
Dies betrifft nicht nur sexistisches Verhalten, sondern die generelle Atmosphäre
ist immer mal wieder extrem gewaltbereit. So werden politische Konflikte
zwischen einzelnen und Gruppen auch durch Einsatz körperlicher Gewalt
ausgetragen. Menschen, die sich anschreien, sich Prügel androhen oder sich
prügeln prägen den Umgang. Auch der Diskussionsstil ist u.a. rücksichtslos.
Menschen fallen sich ins Wort, lassen sich nicht ausreden, schreien sich an,
beziehen sich in Diskussionen nicht aufeinander.
Über die generelle Atmosphäre hinaus dominiert ein Machismo die Szenerie.
Während Männer in Diskussionen dominieren, werden Frauen z.T. dort nicht
ernstgenommen oder glattweg ignoriert. Sexistische Anmache, Übergriffe und
Grenzüberschreitungen haben stattgefunden. In der patriarchalen Realität finden
Frauen meist nicht die geschützte Atmosphäre und den Ort, die erfahrene Gewalt
zu teilen. Wir gehen davon aus, dass es in dieser Weise hier auf dem Campus
ähnlich ist und es sexistische Übergriffe gibt, die nicht öffentlich gemacht
worden und von denen wir deswegen nichts wissen.
Darüberhinaus empfinden wir die Atmosphäre auf dem Campus als sehr heterosexuell
und homophob. Lesben, Schwule, Bi, und Transgender people sind ein Teil der
Bewegung, fühlen sich jedoch hier nicht vollständig respektiert und akzeptiert.
Dies alles sind Ausgangspunkte, warum Frauen am Dienstag, den 17.06.2003 ein
Frauenplenum einberiefen, um sich über die Vorkommnisse auszutauschen, sie zu
besprechen und zu überlegen, wie sie agieren wollen. Als Ausdruck dieser
Diskussion wurde spontan eine direkte Aktion entwickelt, bei der Frauen das Wort
ergriffen. So eroberten sich einige Frauen am DIENSTAG-Abend während des
Konzertes die Konzertbühne, um ihr zuvor geschriebenes Manifest zu verlesen.:

ANTI-SEXIST MANIFESTO
of women Squatting the Stage at Thessaloniki anti-authoritarian camp
(diese Version, verändert am 19.Juni, ist eine leicht modifizierte Fassung der
Ursprungserklärung vom 17.Juni)

We are here today because we all feel uncomfortable as women and men in this space

There have been cases of sexual harassment and also, women have been surpressed
or not taken seriously because of their gender

There have been violent muggins and fist fights

In this camp men have sexually insulted women and reduced them to sexual objects
- allthis continues

Additionally, women have not been listened to, not taken seriosly and not
treated as equal persons - even when we tried to point it out from this stage
two nights ago, the response was insulting and disrespectful

Alltogether, the atmosphere in the camp is very masculine-dominated

To our knowledge, this camp is supposed to be anti-authoritarian and
anti-hierachical, but in this camp, the sexism , that exists in society, is
beeeing reproduced

Sexism is aform of oppression, as is racism and homophobia

We will not tolerate masculine oppression within this camp anymore

Smash capitalism - Smash Patriarchy !

Diese direkte Aktion richtete sich sowohl an die Männer, die zur sexistischen
Atmosphäre beitragen, als auch an alle, die hier auf dem Campus an dem
Widerstand gegen den EU-Gipfel teilnehmen. Es ging uns darum, die sexistische
Atmosphäre in einem großen Rahmen zu benennen und vielen AktivistInnen
mitzuteilen, dass sexistische Grenzüberschreitungen stattgefunden haben und
klarzustellen, dass wir als Frauen uns dies nicht bieten lassen. Enough is
Enough.! Die Reaktion der hauptsächlich männlichen BesucherInnen war recht
unterschiedlich: es gab positive Reaktionen, wie Applaus zum Beispiel, aber
andererseits gab es auch recht krasse und sexistische Kommentare. Einige Leute
haben es überhaupt nicht ernstgenommen. Allem in Allem war es für uns eine sehr
kraftgebende und mutmachend Erfahrung. Trotz negativer Reaktionen, das
wichtigste für uns war, aktiv zu werden, unsere Stimme zu erheben und die Leute
darauf aufmerksam zu machen, dass Sexismus hier auf dem Campus existiert. Unsere
direkte Aktion wurde aufgenommen und auf verschiedene Indymedia-Seiten gepostet,
wo es auch angehört werden kann. Es hat viele Diskussionen ausgelöst.
Ein positives Ergebnis unserer Aktion war, dass viele Leute unser nextes
gemischtes Treffen von Frauen und Männern besuchten. Wir wollten ein gemischtes
Treffen , weil wir dachten, dass es wichtig ist, dass auch Männer Verantwortung
im Umgang mit Sexismus übernehmen.
Wir sollten zusammenarbeiten und gemeinsam eine Sensibilität und Bewusstsein für
alle Formen von Diskriminierungen gegen Frauen und Andere schaffen.
Wir entschieden uns aktiv zu werden und gründeten vier verschiedene Gruppen :
1. Eine direkte Aktionsgruppe
2. Eine Anti-Gewalt und Unterstützung-Anlaufstelle. Dies ist ein Ort, wo
Menschen um Unterstützung fragen und sich aufhalten können, wenn sie sich in
irgendeiner Art und Weise diskriminiert fühlen.
3. Eine Transparent und Poster -Gruppe, die durch ihre Slogans patriarchale
Strukturen sichtbar machen wollen
4.Eine Öffentlichkeitsgruppe

Wir hoffen, dass durch unsere Aktionen und Diskussionen wir eine mehr
angenehmere Athmosphäre für alle schaffen können.

Real Change starts within ourselves !!!!
You cannot smash capitalism without smashing patriarchy !!!!
Fight back !!!!

Frauen und Männer aus Thessaloniki während den Protesten gegen den EU-Gipfel
auf dem Campus der Universität Thessaloniki. Juni 2003

[indymedia.de, von aktivistInnen aus thessaloniki - 29.06.2003 13:53]

------------------------------------------------------------------
Protestkundgebung vor griechischer Botschaft in Berlin

Für heute, dem 27.6. um 13 Uhr wurde spontan zu einer Protestkundgebung vor der
griechischen Botschaft in Berlin-Mitte in der Jägerstraße 54 aufgerufen. 7
Personen sitzen noch im Knast in Thessaloniki.

Trotz der geringen Teilnahme von ca. 50 Personen aus den unterschiedlichen
politischen Spektren Berlins war die Kundgebung sehr lautstark und für alle
TouristInnen weit über den Gendarmenmarkt zu hören. Auch einige Presse war
anwesend, sowie griechische VertreterInnen der unterschiedlichen Initiativen aus
Thessaloniki. [...]

FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN! SOLIDARITÄT IST EINE WAFFE! STOP
EU-REPRESSION!

Aufgerufen wurde spontan zu einer Demonstration gegen die Repression in
Thessaloniki und Evian, um 13 Uhr vor der griechischen Botschaft in
Berlin-Mitte. In zahlreichen europäischen Städten - wie in Griechenland selbst -
fanden und finden heute Protestaktionen, Kundgebungen und Demonstration statt.

Ca. 50 Personen aus den unterschiedlichen Spektren der Linken, Autonomen und
Antiglobalisierungsbewegung in Berlin waren anwesend, einige Transparente gegen
die EU-Repression wurden entrollt und Beiträge zur aktuellen Situation und zur
Repression in Thessaloniki verlesen. 7 Gefangenen sitzen derzeit noch in
Thessaloniki ein - sie werden eine hohe Kaution zahlen müssen um rausgelassen zu
werden.

Die Bullen hatten die griechische Botschaft massiv mit ihren Wannen versperrt,
es gab massive Vorkontrollen: Rucksäcke wurden durchwühlt, Personen abgetastet
und der Inhalt von jedem Transparent wurde aufgeschrieben.

Vorgesehen war eine Demonstration zur schweizerischen Botschaft um ebenfalls
gegen die Repression rund um den Gipfel in Evian zu protestieren, was die Bullen
wegen angeblich "zu geringer Teilnahme" (unter 50) nicht zulassen wollten. So
wurden die Beiträge zu Evian ebenfalls vor der griechischen Botschaft verlesen.

Der Gendarmenmarkt in der Nähe war wegen des guten Wetters vollgefüllt mit
TouristInnen die als Schaulustige das Geschehen beobachteten - genauso wie die
BotschafterInnen den lautstarken Protest vor der Botschaft wahrnehmen mussten.
Die Musikbeschallung über den Lauti - wie unter anderem "wir wollen nur die
regierung stürzen" - war weithin über den Gendarmenmarkt zu hören.

Unter anderem waren auch griechische VertreterInnen der Kampfinitiative
Thessaloniki, der Antiautoritären Initiative und vom Legal Team anwesend, die
zusammen mit Linken von hier in der Botschaft ein Protestschreiben mit der
Forderung der Freilassung der Gefangenen überreichten.

Auch die anwesende Presse erhielt so Gelegenheit, sich bei den griechischen
GenossInnen zu informieren, Presse und TouristInnen konnten hautnah ein
Stückchen "Thessaloniki" in Berlin fotografieren.

Vor allem riefen die GenossInnen aus Griechenland dazu auf, Spenden zu sammeln,
um die noch einsitzenden Gefangen freizubekommen und um die in nächster Zeit von
Gerichtsprozessen Betroffenen zu unterstützen.

Unter anderem das "Legal Team", in dem auch zahlreiche griechische AnwältInnen
und JuristInnen organisiert sind, wird sich um die Koordinierung der
Antirepressionsarbeit kümmern. [...]

Spendenkonto für Prozesskosten an:
rote hilfe berlin
Berliner Bank
kto-nr.: 7 189 590 600
BLZ: 100 200 00
stichwort: thessaloniki

weitere Informationen, auch für Interviews usw., hier:
++30-6973-727674 (Michael K., Handy)
und e-mail:  sprachanwendungen@yahoo.de

[indymedia.de, von autonomer internationalist - 27.06.2003 16:42]


------------------------------------------------------------------
Letter from 'Kastro', Syrian refugee imprisoned for June 21 anti-EU demo in
Thessaloniki

I was sixteen years old when they coercively cut all my hair and tortured me for
the first time.
It was again because I was saying NO to the racist oppression by the
military-dictatorial regime of Syria, that is called arab Republic of Syria.
I didn't find it strange: it is a dictatorial regime, the army governs, so the
police can do whatever they want, unobstructed.

In these conditions many people are forced to look for other countries, for more
humane conditions -and I was one of those who were saying that a democratic
country where I could live and where human rights are respected is Greece.

After 18 years, in the country that is called greek republic, this time in a
regime that co-decides who will be the next peoples to die, who will starve and
who will migrate, after 18 years that maybe in Syria they have forgotten this
kind of behaviors, I was found along with all the other arrested, again for
saying a NO, coercively shorn and shaven. I experienced and I saw such violence
that I had not seen before, not even in the dictatorial regime, and faced
threats of rape by the police ("we will you throw you in a cell with the gypsies
to rape you").

I don't want to disappoint the people who fought for democracy and paid for this
fight with imprisonment and exile, but maybe I will embitter them, leaving them
with the question whether this is a justice state or a police state.

The public prosecutor and the interrogation judge didn't hear any of the
accused, but only the testimonies of the police who were giving the orders. And
the dismal justice was applied, without any doubt, despite that many testimonies
of the police are obviously fake and ridiculous, if someone looks at them better.

They stated for me and one Spanish that we had the same bag with the same
things: 2 slingshots, 3 screws and 1 coil of copper-weir, but they charge us for
molotov, resistance et.c.

The prosecutors and interrogators keep us in prison, and not only in different
cells but also in different floors. I don't know if they really believe they are
being just, or if they execute orders. ...What is prison and what is medieval
treatment... I hope this is happening only in the prison of Thessaloniki, and
that the reason for this is that it is so close to dictatorial Turkey. Endless
violence, psychological and physical, from the moment of our arrest until now.

I have some hope in the small possibility that Greece is a state of justice and
make (such) trial, because what we have seen us, the foreigners, is only police
state and such mediaeval situations, that every citizen would be ashamed for.

>From Diavata judicial prison - Thessaloniki
27 June 2003,
Kastro

[www.geocities.com/anar_gr/gr/kastro.htm]


------------------------------------------------------------------
G-8-Gipfel - Al-Qaida-Scherz eines Fluglotsen löste Alarm aus

In der Schweiz ist ein Fluglotse suspendiert worden, der einem verirrten
Helikopter im Scherz den Namen "al-Qaida" gegeben hatte. Der Hubschrauber wäre
beinahe abgeschossen worden, weil er sich dem Tagungsort des G-8-Gipfels
genähert hatte.
Zürich - Eine französische Mirage-Staffel hatte bereits die Verfolgung des
Hubschraubers aufgenommen. Der Hubschrauber aber drehte rechtzeitig ab und
entging somit seinem Abschuss. Das berichtete das Schweizer Fernsehen am
Freitagabend.

Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten sieben westlichen
Industriestaaten und Russlands am Genfer See war der Luftraum gesperrt worden.
Der Hubschrauber war irrtümlich doch in diesen Bereich eingeflogen. Daraufhin
hatte der Lotse der Schweizer Flugsicherung dem Helikopter in scherzhafter
Absicht den Terror-Spitznamen verpasst. Wie die Flugsicherung Skyguide
bestätigte, tauchte der Name "Kaida" dann auch auf den Radarschirmen der
französischen Luftwaffe auf, die den Luftraum sicherte und die Mirage-Flugzeuge
auf den Weg schickte. Bei dem Hubschrauber soll es sich um einen französischen
Transporthelikopter gehandelt haben. Der Schweizer Verteidigungsminister Samuel
Schmid hat eine Untersuchung des Zwischenfalles eingeleitet. Skyguide,
mehrheitlich im Besitz der Schweizer Regierung, hatte im Süden Deutschlands im
vergangenen Juli den Luftraum kontrolliert, als 71 Menschen beim Zusammenprall
eines russischen Passagierflugzeuges und eines Frachtjets starben. Ein
Skyguide-Lotse hatte dem russischen Piloten irrtümlicherweise Anweisungen
gegeben, die ihn auf Kollisionskurs hielten.

[SPIEGEL ONLINE - 28. Juni 2003, 13:03]


--------------------------------------------------------------------------
gipfelsoli infogruppe

Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns verfasst sind, sind
mit eckigen Klammern versehen. Wir können leider keine Verantwortung
für die Richtigkeit der Beiträge übernehmen. Auch geben die Beiträge
nicht zwangsläufig unsere Meinung wieder.

Kontakt, Kritik, Beiträge:  gipfelsoli@nadir.org


 

29.06.2003
gipfelsoli   [Aktuelles zum Thema: Globalisierung]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht