Gipfelinfo: Aufruf der Eltern von Carlo Giuliani
Gipfelinfo - Meldungen über globalisierte Solidarität
und die Proteste gegen unsolidarische Globalisierung
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Juli 2003: Kommt bitte wieder nach Genua
Sie haben den Juli 2001 in Genua ausnutzen wollen, um Macht, Arroganz,
Unterdrückung, Gewalt und Tod zur Schau zu stellen. Sie haben versucht, das
Streben nach Gerechtigkeit und Solidarität zu verstecken, das eine große Zahl
von Menschen in die Öffentlichkeit der Welt getragen hatte, deren Programme und
Vorschläge, um die Hoffnung auf eine bessere Welt konkret werden zu lassen. Das
ist heute noch nötiger denn je, angesichts der Kriege, der wachsenden Armut und
der Barbarei in den internationalen Beziehungen.
Wir wollen den Juli 2003 zur Erinnerung nutzen, zum Nachdenken, um diesen Themen
auf den Grund zu gehen, um Kultur und Musik zu machen und das Leben zu feiern.
Wie im vergangenen Jahr wollen wir uns wieder treffen, um gründlich zu
diskutieren und - auch in Vorbereitung auf das nächste Europäische Sozialforum -
auf die nicht gehaltenen Versprechen der sogennnten acht Großen hinzuweisen. Wir
wollen von unseren Erfahrungen berichten, von den verleugneten Wahrheiten, hier
wie anderswo in der Welt. Wie im vergangenen Jahr wollen wir uns erinnern, um
nach vorn zu schauen und eine humanere und gerechtere Art zu leben zu
entwickeln. Wir werden, wie schon 2001 und 2002, viele sein und wir werden
friedlich und entschlossen sein.
Deshalb wenden wir uns vor allem an die Genueser, an die, deren man sich in
Italien wie im Ausland erinnert, weil sie während der Tage des G8-Gipfels
Wasser, Unterschlupf und Solidarität boten. Wir wenden uns auch an die, die
vielleicht nicht sofort verstanden, was sich abspielte, die aber sechs Monate
später auf die Straße gingen, um gegen einen brutalen und falschen
Polizeieinsatz zu demonstrieren. Wir wenden uns auch an die aufrechten
Demokraten, die an die Fernseh-Märchen derer geglaubt haben, die sich das Recht
anmaßen, freie Städte zu besetzen. Wir wenden uns an alle, die wieder oder zum
ersten Mal nach Genua kommen wollen.
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch vom 12. bis 20. Juli an den verschiedenen
Initiativen beteiligen würdet - angefangen beim Treffen der Bürgerkomitees, die
über zwei Jahre hinweg die Erinnerung gegen das Verschweigen und die
Straflosigkeit verteidigt haben. Wir laden euch ein zu einer Ausstellung, die
die Ereignisse und die Justizskandale nicht nur in Fotos dokumentiert. Es werden
neues Filmmaterial und neue Bücher vorgestellt. Im Modena-Theater sind
Aufführungen zu sehen. Viele Vereinigungen haben Podiumsdiskussionen
organisiert. Die Globalisierungskritiker treffen sich im Teatro della Tosse, am
Sitz der Provinzverwaltung und an anderen Orten, um über die Kampagnen und die
nächsten Aufgaben für den Herbst zu diskutieren.
Sonntag den 20. Juli werden wir mit Musik, einem Straßentheater und
Friedensfahnen auf dem Alimonda-Platz sein. Von dort bewegen wir uns nach 18 Uhr
alle zusammen in einem Straßenzug nach la Foce, wo später ein Konzert
stattfinden wird.
Wir rufen Euch dazu auf, mit einem Pflaster auf dem Mund zu demonstrieren, um
mit Eurer Anwesenheit und der Kraft Eures Schweigens die Verleugnung von Rechten
- auch die Verleugnung des Rechts auf Wahrheit durch Einstellung von
Strafverfahren - anzuklagen.
Die verhinderte Gerichtsverhandlung um den Tod von Carlo Giuliani werden wir am
Abend zuvor im Teatro Modena in Szene setzen.
Und ein weiteres Mal laden wir Euch dazu ein, dabei zu sein.
[Die Eltern von Carlo Giuliani]
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