Bochum: Ankündigung zweier Veranstaltungen
Buchvorstellung: Knut Rauchfuss, Dario Azzellini
"Das Unternehmen Krieg - Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure
der neuen Kriegsordnung"
Montag 14.7.2003, 19:30 Uhr, Bahnhof Langendreer, Raum 6
"30 Jahre Militärputsch in Chile - neue Formen sozialer Organisation"
Mit: Anselmo Rodriguez
Dienstag 15.7.2003, 19:30 Uhr, Bahnhof Langendreer, Raum 6
Die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum möchte Sie auf zwei Veranstaltungen
hinweisen, die in der kommenden Woche unter Beteiligung unseres Vereins
stattfinden werden.
Am Montag stellen der Bochumer Arzt Knut Rauchfuss (Medizinische
Flüchtlingshilfe) und der Journalist Dario Azzellini aus Berlin gemeinsam ihr neues Buch
"Das Unternehmen Krieg" vor, in dem sie - zusammen mit anderen AutorInnen -
das Phänomen der "Neuen Kriege" untersucht haben. Beide Autoren weisen darauf
hin, dass es zur Zeit 44 Kriege gibt, die strukturell alle nicht mehr als
zwischenstaatliche Konflikte klassischer Armeen ausgetragen werden. Sie
gehorchen anderen Prinzipien: In Afrika verwandeln sich reguläre Armeen in private
Bergbauunternehmen. Zur Aufstandsbekämpfung rüsten in Kolumbien und der Türkei
Politiker private Paramilitärs aus, die gleichzeitig vom Drogenhandel
profitieren. In Afghanistan werden Warlords unter Protektoratsherrschaft mit
Regierungsgewalt ausgestattet. Statt "Staatszerfall" und "Chaos" entdecken
Rauchfuss und Azzellini dabei jedoch die Konturen einer "Neuen Kriegsordnung". In ihr
werden private militärische Akteure von Eliten eingesetzt, um Herrschaft zu
sichern. Mit Länderkapiteln zu Kolumbien, der Türkei, Mexico, Guatemala,
Jugoslawien, Afghanistan, Indonesien, Kongo, Angola und den USA zielen die
Autoren nicht zuletzt auf die Friedensbewegung ab. Wichtig erscheint dabei
insbesondere die Erkenntnis, dass sich die Grenzen zwischen Krieg und Frieden immer
weiter verwischen. Wie die im Buch dargestellten Entwicklungen zeigen, ist das
Bombardement Bagdads eben keineswegs die kurzzeitige Unterbrechung eines
imaginierten "Friedens" durch den Ausnahmezustand "Krieg". Vielmehr breitet sich
in größer werdenden Teilen des Globus ein permanenter Kriegszustand
unterschiedlicher Intensität aus, der komplexere Antworten erfordert, als die
Forderung nach dem Ende der Bombardierungen.
Am Dienstag berichtet Anselmo Rodriguez über die Situation in Chile, fast 30
Jahre nach dem Militärputsch in Chile.
Vor bald 30 Jahren, am 11. September 1973, putschte das Militär unter
Führung von General Augusto Pinochet gegen die gewählte Regierung Chiles. Das
Militär und die Oberschicht wollten Schluss machen mit den sozialen Reformen, die
das Land seit 1970 erlebte, nachdem ein linkes Parteienbündnis den
Sozialisten Salvador Allende zum Präsidenten gewählt hatte. Unzählige wurden verhaftet
und gefoltert, umgebracht oder "verschwanden" gänzlich in Polizeihaft, ohne
dass ihr weiteres Schicksal bis heute bekannt wurde. Die sozialen Bewegungen
wurden zerschlagen und Tausende politisch Verfolgter flüchteten ins Ausland.
Einer von ihnen, Anselmo Rodriguez, lebte sechzehn Jahre in Bochum im Exil.
1994 ging er zurück nach Chile und arbeitete am Neuaufbau sozialer Bewegungen
mit.. Anselmo Rodriguez ist zur Zeit wieder in Europa zu Besuch und wird auf
Einladung der Medizinischen Flüchtlingshilfe über die aktuelle Situation in
Chile, insbesondere über die Situation der RückkehrerInnen und die
Neuformierung sozialer Bewegungen erzählen.
Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V
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