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Mexico: Maclovio Rojas - Widerständige Selbstorganisierung an der Grenze Mexiko-USA | Veranstaltung auf dem NoBorderCamp in Köln

Dreißig Kilometer vom Zentrum der mexikanischen Grenzstadt Tijuana, an der Landstraße nach Tecate, liegt die sebstverwaltete Siedlung Maclovio Rojas. Der Ort wurde 1988 von 25 Familien gegründet, die in der unabhängigen linken Gewerkschaft CIOAC organisiert sind. Gemeinschaftlich bauten sie Sozial- und Bildungseinrichtungen auf (Schulen, Versammlungszentrum Aguascalientes, Bibliothek, Frauen-Sozialzentrum u.a.) und heute zählt Maclovio mehr als 10.000 BewohnerInnen. Doch dem Bundesstaat Baja California ist das selbstverwaltete Siedlungsprojekt schon lange lästig und die Vertreibungs- und Kriminalisierungsversuche sind vielfältig: Räumungsversuche, Geldangebote, Haftstrafen wegen "Aufwiegelung" und Haftbefehle wegen " Wasserdiebstahl". Die aktuelle Repression bedroht die Existenz von Maclovio Rojas.


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-- Informationsveranstaltungen mit Videos, Vortrag & Diskussion --

-- 4. August auf dem NoBorderCamp in Köln um 22 Uhr im großen Zelt --

-- 11. Oktober in Hamburg um 19.30 Uhr im Butt-Club (St.Pauli-Hafenstrasse 126) --


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* Tijuana - die schnellstwachsende Stadt Mexikos *

Tijuana bildet zusammen mit San Diego die größte Twin Town an der Grenze Mexiko-USA. Offiziell hat die Stadt 1,5 Millionen EinwohnerInnen, unabhängige Schätzungen sprechen von 3 bis 4 Millionen. Mit dem Wunsch der Migration in die USA oder nach einer Arbeit in einer der Maquilas (s. Glossar) oder in den anderen Bereichen der Grenzökonomie zieht Tijuana jedes Jahr rund 100.000 Menschen an. Die Stadt wächst täglich um zwei bis drei Hektar und laut einer Studie der Landesregierung von Baja California sind 57% des Stadtgebiets "irregulären Ursprungs". Da sich die meisten Neuankömmlinge keine Unterkunft in den regulären Zonas urbanizadas leisten können, lassen sie sich in die "wildenSiedlungen", den Colonias, nieder und bauen hier ihre Hütten, zapfen die Elektroleitungen an und holen sich Wasser aus dem Aquädukt.
Die so entstandenen Stadtteile befinden sich vor allem im Osten der Stadt,in dem die konservative PAN-Regierung mit dem Bau zweier Autobahnen, einer Bahnlinie, urbanisierten Zonen, Industrieparks und Einkaufszentren ein großangelegtes Stadtentwicklungsprojekt vorantreibt. Im Inneren dieses Stadtentwicklungsprojektes liegt Maclovio Rojas, dreißig Kilometer vom Zentrum Tijuanas entfernt. Die Siedlung wurde 1988 von 25 Familien, die in der unabhängigen Campesino-Gewerkschaft CIOAC organisiert sind, gegründet und nach einem ermordeten Campesino-Gewerkschaftsführer benannt.

* Widerständige Selbstorganisierung *

Durch eine selbstverwaltete Gemeindeorganisation, gemeinschaftlich getragene Infrastrukturen und Bewirtschaftung, sowie den Aufbau von Sozial- und Bildungseinrichtungen wollen die SiedlerInnen eine politische Alternative zu den prekären Verhältnissen schaffen, in denen die BewohnerInnen der benachbarten Colonias leben.

Heute zählt Maclovio über 10.000 BewohnerInnen,und auch wenn viele von ihnen eher zufällig hier gelandet sind, wissen doch die meisten die Vorteile des selbstverwalteten Siedlungsprojektes zu schätzen. Alle politischen Beschlüsse werden per Mehrheitsentscheidung in den Versammlungen im Centro Comunitario Aguascalientes, das nach den dezentralen Versammmlungsorten der Zapatisten in Chiapas benannt wurde, getroffen.
Wichtig für das Selbstverständnis des Projektes ist die Idee des Ejidos (s. Glossar). Schon 1988 beantragten die SiedlerInnen die Anerkennung als Ejido. Der Status wurde ihnen jedoch nicht anerkannt, weshalb die Eigentümergemeinschaft der Gründerfamilien 1994 von der Agrarreform-Behörde 197 Hektar des besiedelten Landes erwarb. Aber auch dieser Kauf wurde von der Landesregierung Baja Californias nicht anerkannt.

In Maclovio sind die Hälfte der Gemeinde-Delegierten Frauen. Die Generalsekretärin Hortensia Hernandez legt Wert auf den frauenpolitischen Schwerpunkt des Siedlungsprojektes. So entstand das Frauen-Sozialzentrum,in dem die BewohnerInnen mit der feministischen Organisation Factor X in Tijuana zusammenarbeiten.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Organisierung gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in den Maquilas, in denen die meisten SiedlerInnen arbeiten. Dabei suchen sie auch nach Strategien, um unabhängiger von der Arbeit in den Maquilas zu werden.
Um diese Kämpfe nicht vereinzelt zu führen, spielt die Vernetzung mit unabhängigen Gewerkschaften, mit Menschenrechtsorganisationen, mit AktivistInnen und KünstlerInnen aus Lateinamerika, den USA u.a. eine große Rolle.


 http://webnetarts.com/socialjustice/maclovio.html
 http://www.variant.ndtilda.co.uk/4texts/David_Harding.html


* Repression *

Dem Bundesstaat Baja California ist Maclovio schon lange lästig, zumal sich die Siedlung als Anlaufstelle und Vorbild für andere Colonias bewährt hat. Die Vertreibungs- und Kriminalisierungsversche sind vielfältig: Räumungsversuche, Geldangebote, Haftstrafen wegen "Aufwiegelung" und Haftbefehle wegen "Wasserdiebstahl" und "Landbesetzung". Vor zehn Jahren sollte Maclovio einem von einer Immobilienfirma verwalteten Ejido zugesprochen werden. Maclovio legte Widerspruch ein und dieser ist bis heute unentschieden. Der darauffolgende von der Landesregierung angestrebte Verkauf des Geländes an den koreanischen Autokonzern Hyundai scheiterte an einer Protestkampagne der SiedlerInnen.
Letztes Jahr sollte der gezielte Einsatz von agents provocateurs die Gemeinde spalten und eine militärische Intervention rechtfertigen.
Eine Legalisierung (Regularisation) wie sie zuletzt von der Landesregierung angeboten wurde, würde die Lebenskosten in die Höhe treiben. Die Folge wäre zudem eine Spaltung in legalisierte und illegalisierte SiedlerInnen und somit die Auflösung der solidarischen SiedlerInnnengemeinschaft. Denn wer sein Grundstück und die Kosten für Wasser und Strom nicht bezahlen kann, dem stünde die Räumung ins Haus. Aber auch Kaufverträge waren in der Vergangenheit kein Hindernis, um unerwünschte Bebauungen zu zerstören, wie z.B. im Sommer 2002 im Falle der Siedlung Puertas al Futuro, wo über 100 Familien enteignet und obdachlos gemacht wurden.
Gleichzeitig kriminalisiert die Landesregierung die Delegierten von Maclovio: Gegen fünf Delegierte liegen Haftbefehle wegen "Wasserdiebstahl" vor. Am 4. Dezember 2002 wurden Nicolasa Romas - die Frauenbeauftragte von Maclovio - und am 10. Mai 2003 der Delegierte Juan Regaldo Alejo festgenommen. Beide sitzen seitdem in Untersuchungshaft im berüchtigten Gefängnis La Mesa. Der Vorwurf des "Wasserdiebstahls" ist zwar nicht haltbar, denn Wasser- und Stromklau sind alltägliche Praxis in Tijuana, aber die Repression zeigt Wirkung: Die von Inhaftierung bedrohten Delegierten, darunter auch Hortensia Hernandez, mußten untertauchen, was die Organisationsfähigkeit des Projektes stark beeinträchtigt.

Aber Maclovio Rojas hat noch lange nicht aufgegeben. "Das Land ist in deinen Händen, verteidige es, es gehört dir!" heißt es in einem Flugblatt.


* Was tun?
Einen Vorschlag für eine Protestail an die zuständigen Stellen in Baja California und weitere Hinweise findet ihr unter:  http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/maclovio

* Mehr Infos (spanisch)  http://www.tijuanaimc.org

* Kontakt: maclovio-soli at nadir.org


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* Glossar *


1. The Fence - die Grenze Mexiko-USA

The Fence - der Zaun - oder La Linea - die Linie- sind die Bezeichnungen für die etwa 3.100 km lange Grenze Mexiko-USA. Sie ist zur Zeit die am stärksten bewachte Grenze der Welt. Die Verstärkung der Grenzanlagen um eine dreifache Mauer im Grenzgebiet Kaliforniens (auf einer Länge von über 40 Meilen) und den großen Grenzstädten, sowie Sonderprogramme der Grenzpolizei treiben die MigrantInnen ins Landesinnere, wo sie versuchen, durch die bergige Wüste in die USA zu gelangen. Jedes Jahr sterben mehrere hundert GrenzgängerInnen: sie ertrinken im Grenzfluß Rio Grande Bravo, verdursten in der Gebirgswüste oder werden von der Grenzpolizei erschossen.
Eine Studie des Forschungszentrums für Migration an der Universität Houston wies zwischen 1993 und 1996 den Tod von 1.189 Menschen zwischen San Diego und Brownsville, Texas nach.
Mehr über die Grenze Mexiko-USA:
 http://www.firstpulseprojects.com/Borderhack.html


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2. NAFTA - Maquilas

Am 1.Januar 1994, am Tag des Aufstandes der Zapatisten in Chiapas, trat das NAFTA-Abkommen (North American Free Trade Agreement) in Kraft. Zentrale Elemente dieses Freihandelsabkommens zwischen den USA, Kanada und Mexiko sind der Abbau der Handelsbarrieren und die Verbesserung der Investitionsmöglichkeiten. Dies führte zur Zerstörung der mexikanischen Landwirtschaft durch billige US-Importe und vor allem in der Grenzregionen zum Boom der Maquila-Industrie (Maquila heißt Mühle / Goldmühle bzw. Mahlgeld abliefern). Maquilas werden betrieben von transnational agierenden Firmen wie Philips, Toshiba, Chrysler, Siemens-Albis, Ford, General Motors u.a.

Sowohl die niedrigen Wochenlöhne zwischen 40 bis 70 Dollar als auch die Abwesenheit von Gewerkschaften und Umweltgesetzen sind für diese Firmen attraktiv. Maquilas importieren vorgefertigte Produkte, welche in arbeitsintensiven Prozessen weiterverarbeitet und dann zollfrei exportiert werden. In den Maquilas sind in ganz Mexiko ca. eine Million und in Tijuana ca. 200.000 Menschen beschäftigt. Die Mehrheit der Beschäftigten sind Frauen. Unter z.T. gesundheitsschädlichen Bedingungen (Hitze, Staub, Emissionen) arbeiten die Maquila-ArbeiterInnen 12 Stunden täglich. Wer sich gegen die Arbeitskonditionen auflehnt oder auch nur kritische Nachfragen stellt, befindet sich schnell wieder auf der Strasse.
Die Schere zwischen arm und reich hat sich seit dem Inkrafttreten des NAFTA-Abkommens dramatisch
vergrößert - von der ca. 100 Millionen Menschen zählende Bevölkerung Mexikos leben inzwischen 40-45 Millionen Menschen in Armut, 25 Millionen "in extremen Elend".


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3. Ejido - Eine Errungenschaft der mexikanischen Revolution

Das Ejido war eine Errungenschaft der mexikanischen Revolution. Der Staat übertrug den Gemeinden kollektive Grundstücke, die sog. Ejidos, welche an die Campesinos (Bauern) weitergegeben wurden. Die Campesinos hatten unbegrenztes Nutzungsrecht und der Boden war unverkäuflich. Durch den gemeinschaftlichen Landbesitz wurde die Selbstversorgung der Landbevölkerung sichergestellt. Die Aufhebung der Unveräußerlichkeit von Ejido-Ländereien 1992 im Zuge des NAFTA-Abkommens führte dazu, dass Campesinos massenhaft Ländereien verkauften und sich heute viele ehemaligen Ejidos im Besitz von Immobilienfirmen, Konzernen und Großgrundbesitzern befinden.
Aber die Forderung nach der Wiedereinführung des Ejidos - was auch eine Forderung von Maclovio ist - wird immer lauter: Im Januar 2003 protestierten 100.000 Campesinos gegen die Erweiterungen des NAFTA-Abkommens und die neoliberale Argrarpolitik der Fox-Regierung.


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4. Borderhack - Ready to delete the border

Borderhack ist ein lockeres Netzwerk, das auf unterschiedlichen Ebenen gegen die Gewöhnung an das Grenzregime arbeitet. In den Jahren 2000 - 2002 organisierte Borderhack NoBorderCamps an jenem Strand von Tijuana, an dem der Grenzzaun bis ins Meer läuft.

 http://subsol.c3.hu/subsol_2/contributors/ilichtext.html
 http://www.delete.tv/borderhack/attachment
 http://www.bordercampsite.net

 

30.07.2003
maclovio-soli   [Aktuelles zum Thema: Soziale Kämpfe]  [Schwerpunkt: Endlich wieder Sommer... Campen 2003]  Zurück zur Übersicht

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