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Kiel: Meierei bleibt! Demo am 20. September

Aufruf zur Demo am Samstag, den 20. September
13.00 Uhr Asmus-Bremer-Platz
danach Vokü und ab 18 Uhr Konzert in der Meierei

MEIEREI BLEIBT !!! . . . oder was ?!
Die Stadt Kiel droht damit den Nutzungsvertrag zu kündigen, wenn weitere Konzerte statt finden.Und eine Kündigung würde die Räumung der Meierei nach sich ziehen.Hintergrund des Konfliktes sind die Forderungen der Stadt, die Veranstaltungen in legale Bahnen zu lenken. Das Erlangen von ordnungsrechtlichen Genehmigungen, welche Hallenumbau, Schanklizenz, Gewerbeschein usw. mit sich zieht, stellt jedoch ein unüberwindbares Hindernis dar, denn der damit verbundene Zwang zur Professionalisierung und Kommerzialisierung käme einem Ende des Projektes Meierei gleich. Die zusätzlich entstandenen Probleme, die sich durch die Lautstärke im Umfeld von Konzerten ergeben haben, dienen derzeit als gefundenes Fressen für Stadt und Medien - lenken jedoch von den eigentlichen Forderungen ab. Dazu lässt sich noch sagen das wir derzeit an einer Schallisolierung für die Konzerthalle bauen, die die Lautstärke reduziert und somit dieses Problem in kürze aus der Welt geschafft sein wird.

Doch glaubt bloß nicht dass wir jammern!
Wir werden dieser Entwicklung nicht tatenlos entgegensehen. Wir haben uns entschlossen, alle unsere Kräfte zu mobilisieren und um die Alte Meierei zu kämpfen.

Der Ursprung der Meierei liegt 20 Jahre zurück. Damals ließ die Stadt mehrere besetzte Häuser am Sophienblatt in Kiel räumen und stellte den HausbesetzterInnen mehrere legale Ausweichprojekte zur Verfügung. Übrig geblieben ist heute nur noch die Alte Meierei.

Heute sehen wir die Meierei als ein politisches Kommunikations- und Kulturzentrum. In ihr ist ein Wohnprojekt angesiedelt, außerdem gibt es Raum für nicht kommerzielle Konzerte, Theater und andere Veranstaltungen. Bands haben die Möglichkeit zu proben, es gibt Werkstätten, politische Treffen und es finden regelmäßig Cafe und VoKü statt.

Die Räume der Meierei werden selbstorganisiert verwaltet. Das bedeutet für uns, dass sich alle (Einzelpersonen und Gruppen) die in der Meiereistruktur mitarbeiten, für das was hier gemacht wird, gemacht werden soll oder auch nicht geschehen sollte, verantwortlich fühlen. Unser Anspruch hierbei ist ein nicht hierarchischer Umgang miteinander. Selbstorganisierung bedeutet für uns möglichst unabhängig von staatlichen Strukturen zu sein, deshalb verzichten wir auf Vereinsstrukturen, lehnen Fördergelder ab, und arbeiten nicht mit Parteien zusammen. Die Gelder, die bei den Veranstaltungen reinkommen, dienen ausschließlich dazu, die dadurch entstandenen Unkosten zu decken.
Seit Abschluß des Nutzungsvertrages 1983, der eine kulturelle Nutzung ausdrücklich einschließt, wird die Halle für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Aufgrund der Veranstaltungen kam es seit 1995 zu mehreren Kündigungsdrohungen seitens des Liegenschaftsamtes. Mit mehreren Abmahnungen und einer Erhöhung des Drucks durch kommunalpolitische Entwicklungen, ist nun der Weg zur tatsächlichen Kündigung und damit zu einer gewaltsamen Beendigung des Projektes beschritten.

Die Forderung der Stadt enthält in der Konsequenz zwei Alternativen: Räumung oder "freiwillige Selbstaufgabe". Beide sind völlig inakzeptabel. !!!Und den Ordnungsanspruch bürgerlicher Herrschaft der dahinter steckt, halten wir für überwindenswert. Wir lehnen autoritäre und umfassende Kontrollansprüche und Verwertungsinteressen einer kleinen aber mächtigen Minderheit ab.Dieses menschenverachtende Modell von Gesellschaft bekämpft Selbstorganisierung und Kritik von unten.

Auf der Sitzung des Ortsbeirats Hassee-Viehburg am 12.8.2003 entstand der Vorschlag, die Initiative zu einem ,Runden Tisch' an die Alte Meierei heranzutragen, um dort über Konflikte zwischen NutzerInnen, AnwohnerInnen und städtischer Verwaltung zu diskutieren. Ob ein Runder Tisch tatsächlich der Ort ist, an dem sich die Auseinandersetzung mit Stadt und AnwohnerInnen beenden lässt, wird sich zeigen. Die Geschichte Runder Tische ist eine andere. Entstanden im Zuge der Abwicklung der DDR, hatten die Runden Tische die Funktion, mehr oder minder kritischen gesellschaftlichen Gruppen Mitspracherecht bei Entscheidungen vorzugaukeln, die anderen Orts schon lange getroffen wurden. Wir werden es erleben. Begleitet wird dieses sogenannte `Gesprächs/Verhandlungsangebot´ durch die Pressehetze der `KN´, die uns als bockige Jugendliche darstellt, die Nachbarn terrorisiert und mit nix und niemandem reden will.

Aber es geht uns nicht nur um die Meierei! Im Zuge von Regulierungswahn, Privatisierung und Stadtsanierung, werden zur Zeit überall Projekte die in diesem Sinne nicht verwertbar sind geschlossen: Musiko.e.v, an der Hörn musste einer umfassenden Umstrukturierung zu einem Yuppiestadtteil und Konzernansiedlung weichen. Der `Pumpe´ wurden Unterstützungsgelder gestrichen und so dem Zwang der Privatisierung ausgesetzt.. Wohn - und Lebensprojekte wie der Timmerberg werden geräumt oder andere von der Räumung bedroht. Durch das Schaffen neuer Gesetze wie das "der gefährdeten Orte" werden Einsätze der Polizei in Form von Platzverweisen, sporadischen Kontrollen gegen als störend empfundene Gruppen wie z.B. der Drogenszene am Sophienhof, möglich gemacht. Obdachlose, Punks und andere Menschen, die sich nicht am allgemeinen Konsumtaumel beteiligen wollen oder können, werden aus den Einkaufzonen vertrieben. Körperkontrollen und Personalienfeststellungen im Bahnhof, gegen Menschen die als "Nicht -Deutsche" eingeordnet werden sind an der Tagesordnung.

Deutschlandweit werden linke Projekte kriminalisiert und zerschlagen. Die Alternative in Lübeck soll geräumt werden, Bambule und der Schützenstraßen-Wagenplatz in Hamburg sind schon geräumt, der Rigaerstraße 94 in Berlin wurde der Vertrag gekündigt einige Wohnungen und die Kneipe im haus geräumt, der "wem gehört die welt "-Wagenplatz in Köln ist gerade akut von der Räumung bedroht, das `sz´ in Norderstedt hat seit längerem schon Stress mit der Stadt.

Die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.. Diese Projekte sind Mittel zum Zweck, für das selbstbestimmte und eigenverantwortliche Organisieren von Bereichen des Alltags. Und das ist notwendig! Menschen die nicht mit dem Strom schwimmen können oder wollen bleiben auf der Strecke. Der tägliche Zwang sich Verwertungsprozessen unterwerfen zu müssen um zu überleben, der Sexismus und die Gewalt in dieser patriarchalen Gesellschaft, die Ausbruchsversuche aus den erlernten Rollen sanktioniert, der Rassismus und die Hetze auf MigrantInnen, sind alles Bestandteile dieses Systems, welches wir grundsätzlich ablehnen.

Wir wollen uns nicht in die Norm dieser Gesellschaft pressen lassen. Wir wollen uns diesen Raum bewahren in dem nicht eine "alle gegen alle Brutalität" propagiert wird.Wir werden für den Erhalt der Meierei kämpfen! Nicht nur jetzt und hier, wir werden uns auch in Zukunft den Raum den wir brauchen, nehmen!

Solche Orte müssen nicht nur verteidigt, sondern aufgebaut werden.Wir solidarisieren uns mit der Alternative in Lübeck, Bambule in Hamburg, Rigaerstraße in Berlin und allen anderen linken Projekten, die versuchen, dies umzusetzen!

Runde Tische kommen und gehen!
Meierei bleibt!
Revolution kommt!


 

18.09.2003
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Soziale Kämpfe]  Zurück zur Übersicht

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