Osnabrück: Bundesweite Demo am 18.10. und Wagentage
Freiräume verteidigen...
Cash not Culture
Osnabrück bewirbt sich um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2010. Lächerlich genug. Als Vorbereitung darauf ebnet sie die vorhandene kulturelle Landschaft ein. Die Schildbürger hätten es nicht besser hingekriegt.
Ob bei Remarque oder Böll, in der Literatur war Osnabrück stets ein Synonym für finstersten preußischen Provinzmief. Und der soll offensichtlich restauriert, gepflegt und erhalten werden. Im Zuge dieser Miefisierung beabsichtigt der Stadtrat, den AZ-Wagenplatz am Fürstenauer Weg zu räumen.
Es wird nicht die erste und nicht die letzte Räumung sein, mit der in letzter Zeit ein linkes Kultur- und Wohnprojekt vernichtet wird.
Lübeck, Aachen, Karlsruhe, Frankfurt, Lacoma, Hamburg, Nürnberg, Kiel, Köln, Berlin, Oberhausen... die Liste bedrohter oder bereits zerschlagener Zentren und Bauwagenplätze ist lang.
Die Arroganz der Macht
Eine Zerstörungspolitik, die vor allem auf Ressentiments beruht, kennt keine Argumente. Wie auch im Fall der Wallstraße in Lübeck und der ExSteffi in Karlsruhe haben die Provinzschranzen der CDU kein einziges Sachargument vorgetragen, um die angekündigte Räumung zu begründen. Sie setzen aufs Faustrecht, auf die militärische Überlegenheit der grüngekleideten Prügelkohorten.
Ursache und Wirkung
Gelegentlich werden wir auf die "leeren Kassen" der Kommunen verwiesen. Die Gemeinden sind pleite, das ist richtig. Ursache ist die neoliberale Politik der Steuergeschenke an Kapitalgesellschaften und Wohl-habende. Die leeren Kassen sind aber nicht Grund der Repressionsoffensive gegen linke Projekte und alternative Lebensformen.
Öffentliche Finanzebbe und konservativer Zerstörungswille sind nicht Ursache und Wirkung, sondern vielmehr Ausdruck desselben Übels. Es trägt viele Namen, oft wird es Neoliberalismus genannt, besser paßt Spätkapitalismus.
Eiszeit
Ein zunehmend kalter Wind bläst uns ins Gesicht, und er weht von rechts. Sozialraub und Arbeitszwang, Repression und Hetze gegen soziale, kulturelle und politische Minderheiten, Rassismus, institutionell und als Volksbewegung, Vertreibung aus öffentlichen Räumen und Zerstörung kultureller Nischen.
Die totale Umstrukturierung der Gesellschaft nach Gesichtspunkten optimierter Kapitalverwertung, 1973 in Chile begonnen, in den 80ern von Thatcher und Reagan fortgesetzt, hat Mitteleuropa erreicht.
Dabei stehen unsere Freiräume ziehmlich weit oben auf ihrer Liste. Wir sind politisch mißliebig, verweigern uns der durchkommerzialisierten Unterhaltungs- und Freizeitindustrie und stehen sozial auf den unteren Sprossen der Leiter.
Was tun?
Wie sollen wir damit umgehen? Anpassen und mitmachen? Resignieren und Säufer werden? Mal gucken, ob wir in der Normaldisse nicht auch ganz gut feiern können?
Nein. Wir würden nicht einmal hineingelassen werden. Wir haben kein Geld, um die dortigen Preise zu bezahlen, und wie's aussieht, werden wir in Zukunft eher noch weniger haben. Ein ,Rückzug ins Private' ist kein Ausweg, denn das Private ist nach wie vor politisch und was uns in den Nachrichten ankotzt, nervt uns genauso im Alltag.
Nein, wir werden uns mit allen Mitteln der Räumung widersetzen. Freiräume sind mehr (oder könnten mehr sein...) als ein Ghetto linksradikaler Selbstvergewisserung. Neben den räumlichen Ressourcen für politische Arbeit und nichtkommerzielle Kultur können sie eine Schnittstelle, ein Anlauf, eine Chance sein. Eine Schnittstelle, um unsere Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben zu kommunizieren, ein Anlauf, unsere Utopien versuchsweise im Alltag umzusetzen, eine Chance, die diversen Kämpfe gegen einzelne Aspekte der Ausbeutung miteinander zu verknüpfen.
Darauf können wir nicht verzichten.
Darum rufen wir auf zur Demo für den Erhalt des AZ-Wagenplatzes am 18. 10. 03 um 13.00 Uhr am Ledenhof in Osnabrück.
Außerdem finden hier vom 16. - 19. Oktober Wagentage mit kulturellem und politischem Rahmenprogramm statt.
http://www.avanti-os.de
http://www.osnabrück-alternativ.de.vu
AZ-Wagenplatz@gmx.de
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