Hamburg: Fixstern besetzt - Tag 11
Nachfolgeeinrichtung: alles gut?
Die geplante Nachfolgeeinrichtung des Fixstern, die zwar medizinische
Grundversorgung und Beratung anbieten soll, aber auf einen
niedrigschwelligen Bereich – Cafe und Konsumraum - verzichtet, ist das
Produkt eines faulen politischen Kompromisses. Ziel der Einrichtung ist
nicht Hilfe für die KonsumentInnen, sondern deren Verdrängung. In „enger
Kooperation“ mit der Polizei soll dafür gesorgt werden, dass die Drogenszene
bis 2005 aus dem Schanzenviertel verschwindet. Ist dieses erreicht, soll der
Betrieb der eigens errichteten „Interims“-Einrichtung, so die Planung,
wieder eingestellt werden. Das Stadtteilbündnis „Fixstern bleibt!“ fordert
nach wie vor den Erhalt des Fixstern einschließlich Konsumraum.
Die geplante Schließung des Fixstern zum Ende des Jahres stellt auch für die
an irrationalen Entscheidungen nicht arme Hamburger Drogenpolitik ein Novum
dar.
Täglich suchen 200 bis 250 Menschen den Fixstern auf, das sind 64.000
Kontakte im Jahr. Die DrogenkonsumentInnen haben hier die Möglichkeit,
preiswert zu essen und zu trinken, Wäsche zu waschen, zu duschen,
juristische, soziale und medizinische Beratung zu bekommen. Sie werden u. a.
zu Ärzten, in die Heroinambulanz, in Krankenhäuser, in psychosoziale
Betreuung, Entzugskliniken und Therapieeinrichtungen vermittelt. Ohne diese
Erstversorgung gäbe es für viele KonsumentInnen sehr viel weniger
Möglichkeiten, sich für den Ausstieg aus der Sucht zu entscheiden.
Im letzten Jahr gab es im Fixstern 79 Drogennotfälle, die ohne
Erste-Hilfe-Maßnahmen tödlich hätten enden können. Im Fixstern wurden 5000
medizinische Versorgungen durchgeführt, hauptsächlich Wundversorgungen und
Beratungen, die von praktischen Ärzten und Krankenhäusern nicht abgedeckt
werden.
Im Jahr 2002 wurde der Gesundheitsraum 35.000 mal genutzt, d.h. 35.000 Mal
wurde nicht im öffentlichen Raum konsumiert. 200.000 Spritzen wurden
getauscht. Ein großer Teil dieser Spritzen würde ohne Tauschmöglichkeit
unkontrolliert entsorgt werden.
Hier soll eine Einrichtung geschlossen werden, nicht weil ihre Arbeit als
qualitativ schlecht beurteilt wird oder weil ihre Konzeption vermeintlich
oder tatsächlich an bestehenden Bedarfen oder Nachfragen vorbeigeht, sondern
allein, weil mit dieser Schließung eine Partei des derzeitigen
Regierungsbündnisses glaubt, einen symbolischen Erfolg ihrer Politik
markieren zu können.
Nachdem entsprechende Überlegungen für St. Georg (Verlegung des Drob Inn in
den Freihafen) verworfen wurden, soll nun offensichtlich das Schanzenviertel
den erwünschten Erfolg liefern, indem man mit der Schließung des Fixstern
ein Exempel statuiert. Der Hamburger Drogenhilfe wird mit diesem Akt der Weg
für die nächsten Jahre aufgezeigt: Von 500 000 €, die die Behörde für Umwelt
und Gesundheit 2004 einsparen soll, werden 323 000 € allein im Drogenbereich
gestrichen (Senatsmitteilung vom 14.10.03). Die KonsumentInnen werden jedoch
nicht deshalb verschwinden, weil die Hilfeeinrichtung verschwunden ist. Sie
werden mit ihren Problemen allein gelassen, genauso wie die AnwohnerInnen
mit den ihren.
Die einzige Lösung dieser Probleme scheint massive Polizeipräsenz zu sein.
Die finanziellen und sozialen Kosten einer solchen Maßnahme sind immens und
das Drogenelend wird lediglich verdrängt.
Ohne Fixerraum kein Fixstern!
Gib Fixstern eine Schanze!
Stadtteilbündnis „Fixstern bleibt!“
SPENDENKONTO: Rolf Becker - "FixStern bleibt", HASPA (20050550), Kto.-Nr. 1230 459 297
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Viva Fixstern! - Fixstern bleibt!
Besetzer
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FixStern -
Kontaktstelle und Drogenberatung
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