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Halberstadt: Achiebelager

John William wurde im Juli 2002 in das Abschiebelager Halberstadt
eingewiesen, im Sommer 2003 mußte er Arbeitsstunden leisten, da er
außerhalb von Halberstadt kontrolliert wurde (verschärfte
Residenzpflicht auf das Stadtgebiet Halberstadt) und zu einer Strafe
bzw. Arbeitsstunden verurteilt wurde.
Während des Sommers zeigten sich die ersten schwerwiegenden
gesundheitlichen Beeinträchtigungen, er verlor zeitweise das Augenlicht.
Ein Arzt in Halberstadt wollte ihn ins Krankenhaus einweisen. Dies wurde
von dem Sozialamt der ZASt Halberstadt verweigert.
Ende letzten Jahres verschlechterte sich sein Gesundheitszustand
dramatisch und er verlor sein Sprachvermögen. Nicht die in der ZASt
arbeitenden Sozialarbeiter, sondern Flüchtlinge aus dem Abschiebelager
Halberstadt riefen darum den Notarzt. Er wurde daraufhin für einige Tage
ins Krankenhaus Halberstadt eingewiesen.
Anfang diesen Jahres wurde er wieder in das Krankenhaus eingewiesen, von
dort in ein weiteres Krankenhaus umverteilt und schließlich als
komatöser Patient in die Uniklinik Halle-Dölau eingeliefert. Es wurde
ein Zerfall der Gehirnstruktur festgestellt. Seine Krankheit konnte
nicht diagnostiziert werden, die Löcher in seinem Gehirn vergrößerten sich.
Von der Uniklinik wurde er im März in das Pflegeheim Klostermeindorf bei
Saalfeld gebracht.

Flüchtlinge, die mit ihm im Abschiebelager lebten, erfuhren nichts über
seinen Verbleib. Sie sprachen deshalb deutsche UnterstützerInnen an, die
im Mai diesen Jahres bei seinem Anwalt nachfragten. Der Anwalt wurde
über keine der Vorgänge um seinen Mandanten informiert und erkundigte
sich bei der Ausländerbehörde Zeitz nach dem Verbleib von John William.
Diese verweigerte ihm die Auskunft. Nachdem der Anwalt die
Ausländerbehörde unter Druck setzte, mußte sie seine Mandantschaft
anerkennen und schickte diese Woche einen lapidaren Brief mit der
Information "Ihr Mandant ist am 04.04.04 verstorben".

Der Sozialarbeiter, der die Flüchtlinge im Abschiebelager Halberstadt im
4. Stock des Blocks A "betreut", hat im April das Zimmer des
Verstorbenen ausgeräumt, sein persönlicher Besitz ist verschwunden. Die
Freunde von John William wurden erst jetzt vom Tode Johns informiert,
nicht durch den Sozialarbeiter.

Wohin John Williams sterbliche Überreste gebracht wurden, ist unbekannt.

An was für einer Kankheit John William gestorben ist, ob sie ansteckend
ist, welche Risiken sich für die anderen Flüchtlinge ergeben, wird sich
wohl kaum noch klären lassen, oder gab es eine Obduktion?

Das Verschwinden eines der Flüchtlinge aus dem Abschiebelager
Halberstadt dürfte die katastrophale Lebenssituation der Flüchtlinge in
dieser Einrichtung beängstigend illustrieren. Der menschenunwürdige
Umgang mit einem über 50-jährigen schwerkranken Menschen, die
Aushebelung der rechtsanwaltlichen Vertretung und die Mißachtung seiner
Leidensgenossen läßt nur eine Forderung zu:
Sofortige Schließung des Abschiebelagers Halberstadt.

Außerdem müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden!


P.S.
Das Innenministerium weist in seinen unter Verschluß gehaltenen Erlassen
immer wieder auf die gute Betreuung in der Ausreiseeinrichtung in der
GU-ZASt Halberstadt hin.
Das Abschiebelager Halberstadt soll auf 250 Menschen aufgestockt werden,
und die Menschen mit "blauem Ausweis"* sollen von den Menschen in der
ZASt räumlich separiert werden.

Die Bilanz von 2 1/2 Jahren Abschiebelager in Sachsen-Anhalt sind
katastrophal genug, über 50 Illegalisierungen, mangelhafte bis keine
medizinische Versorgung und ein Toter.

Stoppen Sie diese Wahnsinnspläne und schließen Sie das Abschiebelager
umgehend!!


!Weitere Informationen folgen!


*selbstbezeichnung der Flüchtlinge im Abschiebelager Halberstadt

 

26.06.2004
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