Frankfurter Flughafenaktionstag 29.07.01
Lebenslaute: Ein Erlebnisbericht
Nach vier Tagen intensivsten Probens und Planens kamen wir am Sonntagnachmittag am Frankfurter Flughafen an. Wie jeder ankommende Bus wurden wir gestoppt und waren nach dem Ausstieg durch die Instrumente gleich suspekt - unser Konzert war schließlich als eine der Hauptaktionen angekündigt -, obgleich unsere Geschichte vom Kulturaustausch mit Izmir anfangs offensichtlich glaubwürdig schien. Als klar wurde, dass der angegebene Flug nicht existierte, waren wir entlarvt und damit der Einlass verwehrt. Wir beschlossen im Anschluss an den Platzverweis, die "Generalprobe" (für das Konzert im Flughafengebäude) direkt vor dem Eingang abzuhalten. Bei dem etwa 40-minütigen Programm mit Redebeiträgen, das wir eingerahmt von Transparenten vortrugen und welches problemlos ablief, stellten Polizei und Presse unser Hauptpublikum. In der Zwischenzeit wurden die Demoklänge von der unteren Etage immer lauter. Aufgrund von anlaufenden Verhandlungen über eine eventuelle Erlaubnis, doch im Gebäude spielen zu können, zögerten wir anfangs, zu den Anderen zu stoßen, entschieden uns dann aber, unten mitzudemonstrieren, solange wir die Ergebnisse abwarteten. Die Stimmung hätte nicht besser sein können, als wir singend unten ankamen und von den Camp- Leuten lautstark empfangen wurden. Das folgende zweite Konzert sowie anschließende musikalisch-theatralische Beiträge von den Goldenen Zitronen! hielten die Motivation und tolle Stimmung auf diesem hohen Niveau, während wir auf die Verhandlungsergebnisse warteten. Ein weiterer Höhepunkt war die Freilassung der rosaroten Radical Cheerleaders aus der U-Bahn. Schließlich kam die Erlaubnis, in einem abgesperrten Flughafenbereich im Terminal C doch noch das Konzert abhalten zu können, worauf alle durch das Polizeispalier nach oben zogen. Der Einzug ins Flughafengebäude, unser erklärtes Ziel, war dementsprechend umjubelt, trotz der Einschränkungen: durch die Absperrungen bekam Durchgangspublikum kaum etwas mit. Allerdings war die Presse so zahlreich vertreten, dass Aufmerksamkeit garantiert war. Wegen des gesetzten Zeitlimits begnügten wir uns mit dem halben Konzertprogramm. Die Stimmung zeugte von der geschöpften Motivation für alle Beteiligten, die friedfertig aber bestimmt demonstrierten und nach ausgehandelter Zeit abzogen. Wir hatten das Ziel erreicht, ins Gebäude zu gelangen und hatten das Konzert (mehrfach) aufführen können. Nach 4 Proben- und Vorbereitungstagen, die trotz der Anregung teilweise an die Substanz gegangen waren, war der Aktionstag am Frankfurter Flughafen weit mehr als der Lohn für die Mühen, sondern wirklich ein beeindruckendes Erlebnis. Vor allem aber haben unsere Proteste einen alltäglichen Ablauf am Frankfurter Flughafen an diesem Tag unmöglich gemacht.
Julia
Internet: http://www.lebenslaute.de/
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