Leipziger Volkszeitung, 27.3.1997
Leipziger Flüchtlingsrat hält Sprechstunde im Knast
Freiwillige Betreuer kümmern sich um Abschiebehäftlinge
Der junge Ghanaer Mohammed ist einer von 20 Abschiebehäftlingen in der Justizvollzugsanstalt Leipzig. Sein Vergehen: Er hat einen Asylantrag unter falschem Namen gestellt - aus Angst vor Repressalien gegen seine Familie zu Hause. Mohammed hat seit drei Jahren eine deutsche Freundin, die Eheschließung ist beantragt. Aber nach sechs Wochen Odyssee durch insgesamt fünfzehn deutsche Haftanstalten hat der Afrikaner alle Hoffnung verloren: "Ich bin hier eingesperrt mit Schwerverbrechern - warum?" Eine Frage, die auch die freiwilligen Betreuer vom Flüchtlingsrat Leipzig nicht immer beantworten können. Jeden Montag halten sie zwei Stunden lang Sprechstunde im Knast: Pädagogikstudent Jens, die freiberufliche Reiseleiterin Petra und Marianne, Mitarbeiterin bei Pax Christi. Sie sind für viele Flüchtlinge der einzige Kontakt zur Außenwelt, die einzigen. die sich bei Richtern und Behörden für ihre Belange einsetzen.
"Knast-Gänger", mdr-Sozialreportage, 22:30 Uhr
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