Bemerkungen zur genmanipulierten Landwirtschaft und der Erniedrigung der Arten | ||
[p. 74 - 75] Während man in den Industrieländern die Biotechnologien vor allem ihrer ökologischen Tugenden wegen preist, wird ihre Einführung in die Länder der 3.Welt als Verheissung einer neuen grünen Revolution dargestellt (oder gar einer »doppelt grünen« Revolution). Dem wäre nicht viel hinzuzufügen. Wenn es in diesen Ländern noch mehr zu zerstören gibt als anderswo, sei es an Land, an Sitten oder an ursprünglichen Reserven der Artenvielfalt, dann trotz der sogenannten grünen Revolution, die, indem sie die Eigenbedarf-Kulturen beseitigte und die Bedingungen der Agro-Industrie durchsetzte (Hybrid-Saatgut, chemische Düngemittel, Pestizide und Mechanisierung) die Auswirkungen der Bevölkerungsexplosion, auf die zu antworten sie vorgab, nur verschlimmerte: Unterernährung, Verarmung des Bodens, chemische Verschmutzung, Landflucht und Desintegration der traditionellen Gesellschaften. Um diese Zerstörungen zu vervollständigen (in Afrika ist die Anbaufläche pro Kopf in 30 Jahren um die Hälfte gesunken), scheint die neue technische Antwort heute also in einer warenförmigen Konfiszierung jeglicher Autonomie zu bestehen, die bei der Aneignung der Natur zu Ernährungs- und Therapiezwecken noch übrigblieben war. Und da sich ein solches Unterfangen noch widerspenstigen Mentalitäten gegenübersieht (so sind beispielsweise in Indien Arzneimittel-Patente aus religiösen Gründen verboten), setzen die Unternehmen mittels internationaler Verhandlungen (über die Regeln zum Patentwesen) die Öffnung der Grenzen für transgenes Saatgut durch. Um aber sicherzustellen, dass diese, in warenförmigem Bürgersinn nur schlecht trainierten bäuerlichen Bevölkerungen, sich an das Lastenheft der Saatgutfirmen halten (Verpflichtung zu spezifischen chemischen Behandlungen und Verbot unter Strafandrohung der Wiederbenutzung eines Teils Ernte für die nächste Aussaat), erschien es noch sicherer, eine technische Parade gegen noch so schwachen Versuch autonomer Reproduktion des Lebens zu entwickeln: »Es geht darum, in das Saatgut ein Gen mit dem Namen Late embryogenesis abondant (LEA) einzupflanzen. Dieses Gen sterilisiert die Saatkörner, aber erst nachdem die Pflanze voll ausgewachsen ist. Diesem Prinzip zufolge sind die Saatkörner der zweiten Generation keimunfähig und der Landwirt muss alljährlich seinen Saatgutbestand erneuern.« (Le Courrier de Genève, 19. August 1998.) Das Programm der Biotechnologien ist offen zu einem Programm der kontrollierten Sterilisation der lebendigen Welt geworden. |
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