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Der Landkonflikt wird öffentlich | Wahlen ändern nichts |
Mit diesen Eindrücken in den Köpfen und abgeknipsten Filmen in den Fototaschen fahren die Reporter nach Tuxtla Gutiérrez, der Landeshauptstadt von Chiapas, um dem Gouverneur den Forderungskatalog der Villistas zu übergeben: Sofortige Freilassung der inhaftierten Campesinos Cándido Muñoz Cruz und Manuel García Gómez, Übertragung der Landtitel von Liquidambar und weiteren Ländereien zugunsten der Familien in Nueva Palestina und mehreren anderen Siedlungen, Aufhebung aller im Zusammenhang mit Landbesetzungen erhobenen Haftbefehle, Entsendung von Ärzten und medizinischem Material in die Landkliniken dieser Zone.
Durch die Einschaltung der Medien ist aus dem Landkonflikt im abgelegenen Teil der Sierra Madre ein Politikum von überregionaler Bedeutung geworden. Zum ersten Mal erfahren LeserInnen in ganz Mexiko von den Zuständen, die an der Schwelle des 21. Jahrhunderts auf Kaffeeplantagen wie Liquidambar bittere Realität sind. Und auch die seit Beginn des Aufstandes der EZLN zahlreich in Chiapas vertretenen internationalen JournalistInnen beginnen, reges Interesse an den Vorgängen im Distrikt Angel Albino Corzo zu zeigen. Der Gouverneur von Chiapas steht unter Zugzwang.
Am 6. August erreicht eine hochrangige Regierungsdelegation die besetzte Finca. Es handelt sich um den Subsecretario des Bundesstaates Ruben Velázquez, den Regierungsberater Manuel Antonio Grajales, den Direktor für Inneres Nestor Aguirre Espinoza und Saúl Prado, Koordinator für Agrarangelegenheiten. Die Staatsfunktionäre übergeben einen Brief des Gouverneurs, in dem die Aufhebung aller Haftbefehle zugesagt und die Übergabe von 1500 Hektar nicht genauer bestimmten Ackerlandes an die rebellischen Gemeinden in Aussicht gestellt wird. Außerdem wird eine friedliche Lösung ohne jegliches Eingreifen der Polizei garantiert. Jedoch bleibt einer der für die UCPFV zunächst wichtigsten Verhandlungspunkte, das Schicksal ihrer bereits vor der Besetzung inhaftierten Mitstreiter, ohne befriedigendes Resultat. Zwar ist Cándido Muñoz Cruz aus dem Gefängnis von Villaflores entlassen und durch die Regierungsdelegation den Villistas übergeben worden, die sofortige Freilassung von Manuel García Gómez wird seitens der Regierung aber abgelehnt. Lediglich eine Überprüfung des Falles durch die staatliche Menschenrechtskommission CNDH könne es geben. Diese Nachricht ruft den Widerspruch der LandbesetzerInnen hervor. Schließlich ist die CNDH eine Institution, die mehr zum Herunterspielen von Verstößen gegen Menschenrechte durch Staatsorgane, als zur tatsächlichen Aufklärung der Verbrechen dient. Die Mitglieder der UCPFV fühlen sich verhöhnt. Sie lassen die 14 bei der Besetzung genommenen Geiseln frei, nehmen jedoch im Gegenzug die Regierungsdelegation gefangen. Diese wird am nächsten Tag gegen Manuel García Gómez ausgetauscht.
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