Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
»Unsere eigenen Tiere« | Ein Hinterhalt bei Force |
Am 6. September traf ein weiterer Brief Masengos ein, in dem er mitteilte, daß er den Rat befolgt und die Führung zur Hälfte vereinheitlicht habe, mit Lambert an der Spitze; daraufhin gab er seine Version der internen Probleme ab, beschuldigte Gbenye, die Revolution an Leopoldville zu verkaufen, wobei er die ostafrikanischen Länder als Vermittler benutze (Tansania, Uganda, Kenia). Er bat Che Guevara, dieser möge die kubanische Botschaft in Daressalam veranlassen zu intervenieren.
Che mißtraute den Vorwürfen. Er bot Unterstützung über die Botschaft an, mischte sich jedoch nicht in die Angelegenheit ein.
Vorrangig daran interessiert, endlich in Aktion zu treten, schlug er einen Angriff auf Lulimba vor.
CHE: Wir haben nun die reale Möglichkeit unter Beweis gestellt, daß wir uns auch in der Ebene halten können.
Und er schlägt baldmöglichst eine Unterredung vor, um keine weitere Zeit mit dem Warten in der Basis zu verlieren.
CHE: Mein Metier ist das, womit ich mich jetzt beschäftige.
Um den 20. September.
CHE: Wir brachen am folgenden Tag mit dem Jeep auf, aber nach und nach ging uns das Benzin aus, und wir mußten den Weg zu Fuß fortsetzen.
Unterwegs machen sie bei einem Freund Lamberts halt, der pombe schmuggelt. Lambert betrinkt sich, Che kommentiert:
CHE: Tatsache ist, daß er [betrunken] einige sympathische Züge bekam.
In Lubonja schlägt Lambert vor, dort den Generalstab einzurichten; Che argumentiert, daß der Generalstab einer Truppe von 350 Mann nicht 25 Kilometer vom Kampfgebiet entfernt liegen dürfe.
CHE: Wir mußten bei unseren Kämpfern an der Front sein. Er akzeptierte widerwillig, und wir legten für den kommenden Tag den Abmarsch fest.
Sie inspizieren das Hauptquartier, wo sie wie immer gute Waffen und Munition vorfinden, belgische Bazookas mit Projektilen und Maschinengewehre. Sie entwickelten Pläne, um mit den vereinten Truppen von Lambert, Kalonga-Kibuyo und Calixte Lulimba auf flexible Weise einzukreisen. Als sie von Lubonja aufbrechen wollen, sehen sie sich gezwungen zu warten, bis ein muganga den Truppen die dawa gegeben hat. Flugzeuge tauchen auf: vier »Tatagas« und zwei B-26; eine Dreiviertelstunde lang werden sie bombardiert, es gibt ein paar leicht Verletzte, sechs zerstörte Häuser und einige zerstörte Fahrzeuge. Die Kongolesen sagen, daß diese minimalen Verluste der dawa zu verdanken seien.
Als sie beim Stützpunkt eintreffen, befinden sich dort lediglich siebenunddreißig Mann, die anderen haben sich in der Umgebung verstreut . Lambert sagt, daß er sich auf die Suche nach den »Urlaubern machen und die nötige Disziplin wiederherstellen« wird.
Verärgert über die Verzögerungen rückt Che zu einer Erkundung aus:
CHE: Als wir zu dem Dorf kamen, von dem wir glaubten, es sei Lulimba, war dort niemand, wir setzten den Weg in Richtung des Kimbi-Flusses fort, und in zwei Kilometern Entfernung von der Siedlung finden wir die ganzen Leute im Hinterhalt postiert. Das Dorf, das wir für Lulimba gehalten hatten, war gar nicht das richtige, dieses lag etwa vier Kilometer entfernt am Ufer des Kimbi-Flusses.
Die Spähtrupps schätzen die Stärke des Feindes auf etwa hundertfünfzig bis dreihundert Mann. Man war relativ ungestört vorgedrungen und aufgrund von Informationsmängeln fast mit ihnen zusammengestoßen.
CHE: Das Entscheidende war nun, die größtmögliche Zahl von Kämpfern zu konzentrieren, sie zu postieren und einen Scheinangriff durchzuführen, um ihre Kräfte herauszulocken. Doch zunächst mußten wir eine besser befestigte Basis aufbauen und darauf warten, daß Lambert seine berühmten dreihundertfünfzig Mann mitbrachte. Wir zogen uns zu der Mission zurück, die ungefähr vier Kilometer von Lulimba entfernt liegt, um dort die Ergebnisse der Unterredungen mit jedem einzelnen Chef der verschiedenen Stützpunkte abzuwarten, um die sich Lambert kümmern sollte (...).
Dieses Lager bei der Mission machte den Eindruck einer Pfadfindergruppe auf weekend, es herrschte der erdenklichste Mangel an Schutzvorkehrungen; schon von weitem hörte man das Geschrei von diskutierenden Leuten, oder das Gezeter irgendeiner Prahlerei hallte durch das Kirchenschiff, in dem sie sich einquartiert hatten; es war ein ständiger Kampf, die Wachen auf ihren Posten zu halten. Lambert kam und ging unentwegt und erweckte den Eindruck großer Effizienz bei der Suche seiner Männer, aber diese tauchten nie auf, wir zählten nie mehr als vierzig.
Erkundungen der Kubaner Wasiri und Banhir ergeben, daß es wesentlich mehr Soldaten als die angenommenen dreiundfünfzig gibt, von denen am Anfang die Rede war. Die Regierungstruppen waren auf zwei Lager zu beiden Seiten des Flusses verteilt, von denen sie regelmäßig ausrückten, um sich mit Maniok zu versorgen.
CHE: Dabei konnte man sie relativ leicht in Hinterhalte locken. Beim Jagen stießen sie bis an die Ausläufer unseres Lagers vor und lösten Nervosität bei den Wachtposten aus.
Che erkundet die Gegend, einige Schüsse der Gardisten provozieren eine wilde Flucht.
CHE: Nach dieser Flucht waren mir gerade noch zwanzig oder fünfundzwanzig Kongolesen verblieben.
Lambert trifft ein, von theoretisch hundertzwanzig Soldaten, die er mitzubringen versprochen hat, blieben nur siebzig Mann, deren Kampfbereitschaft oder tatsächliche Existenz nicht in allen Fällen zu klären ist. Da die eigenen Kräfte schwächer und die des Feindes zahlreicher sind als angenommen, beschließt Che, den Angriffsplan fallenzulassen.
CHE: Ich schlug vor, drei kleinere Hinterhalte zu organisieren, mit dem einfachen Ziel, dem Feind ein paar Schrammen zuzufügen; zwei in den Maniokpflanzungen, die sie unbesorgt aufzusuchen pflegten, und einen an der Landstraße. Ich würde meinen Posten am Kiliwa-Bach aufschlagen (...), um zu versuchen, dort meine Männer neu zu organisieren. In Wahrheit wollte ich Lambert abschütteln und versuchen, eine gemischte Truppe zu organisieren, ein Wunsch, der sich nicht erfüllen ließ, da ich nicht genügend Kongolesen zusammenbringen konnte.
Lambert sagt, er würde sich mit seinen Männern besprechen, aber es kommt nie eine Antwort.
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