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Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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Ende September


Am 28. September schreibt Dreke/Moja einen Bericht an Che Guevara und warnt vor den auf ganzer Linie vorrückenden feindlichen Truppen.


DREKE: Am heutigen Tag um 10 Uhr 30 rückten die Gardisten unter Mörserfeuer zu Fuß über die Landstraße von Lulimba vor, unterstützt durch Bombardements der Luftwaffe. Ich befand mich mit dem Oberst und weiteren Compañeros am Luftabwehrgeschütz. Wir gaben den Befehl zu feuern, um zu verhindern, daß die Gardisten die Compañeros in der Mission umstellten; aus den Hinterhalten, wo die Kongolesen den Feind aufhalten sollten, wurde nicht geschossen, und bis zur Stunde ist niemand von dort aufgetaucht. Die Compañeros Tiza und Chail, die sich zum Kochen in der Mission aufhielten, konnten sich bis zu unserer Position zurückziehen. Mit unseren Leuten werde ich die Gardisten aus dieser Position unter Feuer nehmen. Im Moment sind wir zu acht.

Che empfängt Nachrichten von M'bili: er hat zwei Panzerwagen angegriffen und einen davon zerstört, aber der Feind ist aufs neue durchgebrochen. Mehrere Kubaner seiner Gruppe sind krank und nur noch drei Kongolesen am Hinterhalt übriggeblieben. In diesen Tagen erfährt er übers Radio, daß die Offensive vom Söldneroberst Hoare (genannt »der Irre«) kommandiert wird, daß zweitausendvierhundert Mann Fizi-Baraka angegriffen haben, und daß Baraka gefallen ist. Obgleich Lambert dies bestreitet, gibt er zu, viele Männer verloren zu haben.

29. September. Víctor Dreke teilt Che Guevara mit, daß er Lambert mit Nane losgeschickt habe, um eine Kanone zu besorgen. Lambert kehrte nicht zurück, wohl aber Nane mit zwei Mörsern und einer Kanone; später tauchte Lambert betrunken wieder auf und schlug vor, die Mission zurückzuerobern, nachdem die Kanone in Stellung gebracht wäre. Moja weigerte sich. Nach leichten Bombardements ziehen sie sich zurück, um zu verhindern, daß sie von der Luftwaffe geortet werden.


CHE: Unsere Situation wird immer schwieriger, und das Projekt einer Armee zerrinnt uns mitsamt den Waffen, Männern und Munition zwischen den Fingern. Immer noch von geradezu blindem Optimismus getrieben, war ich nicht fähig, das zu erkennen, und schrieb, als ich die Bilanz des Monats September zog:

Mein Kampf muß sich auf die Bildung einer unabhängigen Brigade konzentrieren, perfekt bewaffnet und gut ausgerüstet, die zugleich schnelle Eingreiftruppe und Modell wäre; wenn dies gelingt, wäre das Panorama in beachtlichem Ausmaß verändert, solange es aber nicht gelingt, wird es unmöglich sein, eine revolutionäre Armee aufzubauen; die Führungsschwäche verhindert es.


Dennoch schätzte Che den Beginn der feindlichen Offensive richtig ein.

DREKE: Es geschah nichts. Keine einzige Truppenbewegung. Wir erwarteten Lufttransporte. In Wahrheit war die Armee dabei, eine Generaloffensive vorzubereiten, sie bewegten zur Täuschung einige Bötchen und Flugzeuge in der Gegend herum, um uns vom Angriff an der Hauptfront abzulenken. Tatsächlich bereiteten sie einen Angriff vom Landesinneren auf den See hin vor.

Wir befürchteten, daß sie uns vollständig vom See abriegeln könnten. Später bei der Schlußoffensive sahen wir, daß es genau umgekehrt war und sie uns zum See abdrängten, um uns nach Hause oder zum Teufel zu schicken.



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