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Mon Jun 11 11:34:35 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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16. November: Langsamer Zusammenbruch


Die Vereinigung der Kräfte geht weiter. Jetzt ist Alys Gruppe am Zug.


VIDEAUX: Am nächsten Tag konnten wir ein Stück zu Fuß weitergehen, denn es war so regnerisch und bewölkt, daß die Flugzeuge nicht aufsteigen konnten. Schon am Nachmittag war das Bötchen in der Basis angekommen, hatte die Compañeros abgesetzt und war zurückgekehrt, um uns abzuholen. Wir gingen an Bord und kamen noch bei Tag an. Dort traf ich zum ersten Mal Moja, der aus Force zurückgekehrt und in Kumis Feldlazarett war. Ich erkannte ihn sofort, er trug Schnurrbart und alles wie immer. Ich hatte ihn seit Kuba nicht mehr gesehen, seit damals in Candelarias bei der Ausbildung. Zum ersten Mal bekam ich dort auch meine Post, alle Briefe, die angekommen waren, seit ich fort war, sechsunddreißig auf einmal. Gar nicht leicht, alle auf einmal zu lesen. Ich machte drei oder vier auf, aber als ich gerade dabei war, sie zu lesen, bekam ich die Nachricht, daß Tatu mich sprechen wollte, daß ich sofort zu ihm hinaufgehen sollte. Da habe ich die Briefe gleich verbrannt, weil ich nicht mit diesem Stapel Papier herumlaufen wollte. Ich gehe hinauf und komme bei Nacht an. Tatu begrüßt mich und beglückwünscht uns zu der Etappe des Kampfes, die nun hinter uns lag. Die Führung der Bewegung und er seien sehr zufrieden mit dem Verhalten der Gruppe und insbesondere mit Alys und meiner Arbeit bei den kongolesischen Guerilleros. Wir hätten einige wichtige Aktionen durchgeführt, die Aktion in Misima sei ein bedeutender Sieg gewesen, und vor allem hätten alle Compañeros eine hohe Moral gezeigt. Ich fügte für meinen Teil dem Lob des Che hinzu, daß die kleine Gruppe von Ruandern, die bei uns gewesen waren, sich sehr gut verhalten hätten. Sehr viel besser als die Ruander, die in Force Bandera gekämpft hatten.

Nach der Ankunft der Gruppe von Aly empfängt man einen Brief von Azi, der den Rückzug absichern soll.

AZIMA: [in einem Brief an Siki] Ich habe nur sechzehn Kongolesen und neun Kubaner zur Verfügung, der Rückzug ist sehr schwierig und unsere Position restlos aufgedeckt worden; es gibt keine Möglichkeit, sich vor der Luftwaffe zu verbergen. Die Kongolesen haben gesagt, daß sie gehen wollen und nicht mehr kämpfen werden; wir liegen hier bereits unter Beschuß, sollten die feindlichen Soldaten vorrücken, werden sie fliehen. Ich versuche Ihnen zu erklären, daß die Situation hier sehr hart ist, entschuldigen Sie, aber ich glaube, mich verläßt der Glaube. Wir sind zu Leuten geschickt worden, die nicht kämpfen wollen, und ich glaube, daß das nicht sinnvoll ist; offen gesagt glaube ich, daß es nicht korrekt ist, uns dazu abzuordnen. Ich bin nicht viel rumgekommen, aber das hier finde ich nicht in Ordnung. Es gibt auch kein Essen, das Fleisch ist alle, und es gibt nichts, was man stattdessen essen könnte. Außerdem regnet es jeden Tag, von morgens früh an gießt es, und es gibt nirgendwo Unterschlupf.

Che ist sehr beunruhigt über den Brief und gibt Siki Anweisungen, die Lage dort zu inspizieren. Sollte Azima völlig demoralisiert sein, soll er durch Kisua [Videaux], den Stellvertreter Alys, abgelöst werden, der gerade angekommen ist.

Siki kommt zurück und berichtet, daß die Bedingungen nicht so schlecht seien, daß es möglich sei, noch ein wenig durchzuhalten, wenn bald ein Rückzug unternommen würde. Um die Verteidigungsstellung langfristig zu halten, sei die Moral der Kämpfer zu schwach.


CHE: Azima schickte eine persönliche Botschaft, in der er schwor, diesen Ort wie ein Stück von Kuba zu verteidigen; seine Ablösung war nicht nötig.

Aly bekommt Streit mit Tremendo Punto, der ihn beschuldigt, gegenüber den Kongolesen viel zu unnachgiebig zu sein. Aly wirft Chamaleso vor, daß er, als sie im Kanu über den See gefahren waren, beim Auftauchen eines Flugzeuges ins Wasser gesprungen sei und das Boot zum Kentern gebracht habe, wodurch Aly, der nicht schwimmen konnte, beinahe ertrunken wäre.

CHE: Sein Ärger auf Tremendo Punto, der sich in häufigem Gestotter mitten in seiner Erzählung entlud, hatte etwas sehr Komisches inmitten dieser tragischen Situation.

M'bili meldet Anzeichen eines feindlichen Vormarsches in der Nähe von Jungo, angesichts derer »weder Kongolesen noch Ruander ihre Positionen eingenommen« hätten. Die Stellungen wurden an beiden Flügeln von acht Kubanern gehalten. Man vermutet, daß auf der Gegenseite vierhundert Gardisten stehen. Praktisch wird nur noch darauf gewartet ...

M'BILI: ... wie sich der Feind entscheidet, die Dinge zum Ende zu bringen.

CHE: M'bili berichtet von einem Vorfall mit einem kongolesischen Chef, der sich weigerte, Schützengräben anzulegen, und im Streit darüber auf Charles losging und sogar zur Waffe griff, bis er schließlich von den Kubanern überwältigt wurde. Es ist die Rede davon, daß sich die Kongolesen bei einem Angriff der Gardisten zurückziehen und notfalls sogar auf die Kubaner schießen würden. Dies stand in einer Notiz von 9 Uhr, die zweite von 11 Uhr 15 meldete, daß die Ruander verschwunden seien, man wußte nicht wohin, wahrscheinlich zurück in ihre Heimat.

M'BILI: Möglicherweise handelt es sich um Verrat. Ich schlage vor, daß wir uns wie geplant ein Stück weiter nach hinten zurückziehen, in zwei Gruppen aufteilen, neue Positionen einnehmen und den Weg verminen. Wir brauchen dringend Verstärkung und werden Vorkehrungen für den Fall eines Verrats treffen. Der Compañero, der die Antwort überbringt, soll den neuen Weg nehmen. Patria o muerte.

Wenige Stunden später bombardierte die Luftwaffe die gerade aufgegebenen Stellungen M'bilis. Die vorderste Linie wird verstärkt. Denjenigen, die sich in die Basis zurückziehen wollen, werden die Waffen abgenommen und anderen übergeben. Die vor kurzem aus Rußland eingetroffenen Kongolesen erklären sich bereit, an die Front zu gehen, aber nur alle gemeinsam. Man stellt sie vor die Wahl, entweder die Befehle zu befolgen oder zu gehen; einige bleiben.

Che überlegt im Gespräch mit Tremendo Punto:


CHE: Entweder wir wählen eine bewegliche Verteidigung, geben Terrain preis und ziehen uns immer wieder woanders zurück, oder wir bauen hier eine rigide Verteidigungsstellung auf und kämpfen, bis unsere Kräfte erschöpft sind. Was wir nicht tun können, ist, die Hände in die Taschen stecken und darauf warten, bis die Gardisten von einem zum nächsten Ort ziehen und uns alles kampflos abnehmen, was die Kampfmoral noch weiter untergraben würde. Diese Taktik, oder dieser Mangel an Taktik, würde nur dazu führen, daß wir alles verlieren und völlig desorganisiert dastehen.

Die Optionen werden diskutiert. Doch für Che handelt es sich um eine rein pädagogische Angelegenheit. Er glaubt nicht im geringsten, daß eine rigide Verteidigungsfront ernsthaft standhalten könnte.

Viele Kongolesen verlassen die Frontstellungen und verschwinden für immer.


DREKE: Als die Kongolesen fortgingen, baten mehrere Kubaner, die zuvor ihre Entlassung eingereicht hatten, um Gewehre, und man gab sie ihnen. Auch die Zwillinge. Alle verlangten ihre Waffen zurück.



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