Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
16. November: Langsamer Zusammenbruch | 18. November: Die Gardisten rücken weiter |
VIDEAUX: Als wir zur Position des Che zurückkehrten, hatte er sich bereits entschieden, nicht fortzugehen. Er wollte hier bleiben, dessen bin ich sicher. Ich hörte, wie er es sagte. Der Che ließ mich rufen und sagte:
- Noch sind wir nicht gescheitert. Deine Mission ist es jetzt, M'bili zu verstärken und zu versuchen, die Gardisten aufzuhalten.
In diesem Moment waren die Gardisten dabei, den Kreis zu schließen. Außerhalb der Umzingelung war kein einziger Kubaner mehr. Wir hatten alle hier gesammelt und versuchten nun, den äußeren und den inneren Verteidigungsring aufrechtzuerhalten. M'bili lag in einem Hinterhalt auf dem Weg nach Force. Che teilt mir eine Gruppe kongolesischer Guerilleros zu, die aus Bulgarien eingetroffen war. Sie besaßen keine Kampferfahrung, hatten jedoch eine Ausbildung hinter sich. Che erklärte mir in groben Zügen die Situation: die Belgier rückten vor, und bislang hatten wir sie nirgends aufhalten können. Tagsüber attackierte die Luftwaffe unsere Verbände. Am Abend nahm ich die Gruppe aus Bulgarien in Empfang, und am nächsten Morgen, nach einigen Schwierigkeiten, brachen wir zu M'bilis Stellung auf. Von den etwa vierzig Kongolesen aus Bulgarien begleiteten uns nicht mehr als dreißig.
Wir erreichten M'bilis Position und verstärkten dort die Verteidigung. M'bili hatte zehn oder zwölf Kubaner und eine Gruppe von Kongolesen bei sich. Wir trafen spät ein, die Nacht war schon angebrochen, und wir besetzten einen der schwächsten Punkte. Mit allen Mitteln sollten wir die Belgier daran hindern, weiter vorzurücken, ohne unser Leben unnötig in Gefahr zu bringen. Eine ziemlich schwere Mission, die Stellung zu halten und gleichzeitig keinen einzigen Compañero zu verlieren. Ich besprach die Lage mit M'bili. Die Nacht über konnten wir standhalten. Die Belgier waren dort draußen, aber sie konnten sich nicht zum Sturmangriff entschließen. Fünfhundert oder sechshundert. Und wir oben in den Bergen. Sie lagerten nicht gerne im Gebirge. Ihre Luftwaffe warf pausenlos Verpflegung und Munition für sie ab. Sie bombardierten uns nicht, da wir sehr nah an ihren Truppen lagen. Es war nicht möglich. In der zweiten Nacht kommt ein Bote vom Che und überbringt uns den Befehl zum Rückzug.
Wir zogen uns zurück, um den inneren Ring zu verstärken, wie Tatu angeordnet hatte. Es war nicht möglich, sie weiter aufzuhalten. Obwohl wir ihre Truppen vor unseren Stellungen zum Stehen gebracht hatten, rückten von anderen Seiten her weitere Belgier vor. Nachmittags trafen wir auf Sima, der seine Stellung nach sehr heftigen Gefechten mit den Belgiern hatte räumen müssen. Die Möglichkeit, sie am äußeren Ring aufzuhalten, war dahin. Es war unmöglich, unsere Kräfte waren zu gering und zu weit verstreut. Die Kongolesen waren komplett demoralisiert. Viele desertierten. Nicht einmal M'bili, der Befehlshaber, konnte mit Sicherheit sagen, wieviele Kongolesen ihm noch verblieben waren. In Momenten wie diesem verstärkst du die Kontrolle, weil nicht ein Kubaner unnötig geopfert werden durfte. Ob und wieviele Kongolesen tatsächlich desertierten, war unmöglich festzustellen. Sie waren viel mehr als wir, und man kämpfte im Dschungel, zwischen Bäumen und Gestrüpp: ob jemand gefallen war oder sich davongemacht hatte, war mitten im Gefecht kaum herauszubekommen. Wir befanden uns auf dem Rückzug, mit dem Feind im Nacken und in ständiger Gefahr, eingekreist zu werden. Die Kontrolle wurde immer lockerer.
DREKE: Unsere Truppen zogen sich an den See zurück. Die kongolesischen Kämpfer und Zivilisten waren auf der Flucht. Der Che war sehr besorgt um die Kinder. Die Kinder mußten zu essen bekommen.
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