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19. November: Haus in Flammen


Genge schifft die Kranken ein und bricht mit ihnen nach Makungo auf. Die Kongolesen beginnen sich in Richtung Fizi zurückzuziehen.


CHE: Am Anfang wollte ich sie aufhalten, doch nach einigem Nachdenken gab ich Order, jeden gehen zu lassen, der wollte. In der Phase der Evakuierung würden wir ohnehin nicht alle mitnehmen können.

Im Morgengrauen steckten wir das Haus in Brand, das uns für mehr als sieben Monate Unterschlupf geboten hatte. Es gab dort zu viel Papier, zu viele Dokumente, die hätten vergessen werden können, und so war es das beste, alles auf einmal zu vernichten. Nach kurzer Zeit, der Tag war schon angebrochen, standen auch die Pulvermagazine in Flammen, ohne daß es eine Absprache dazu gab, weder Masengo noch ich selbst hatten Befehle in diesem Sinne gegeben, im Gegenteil. (...) Die wertvolle Munition verbrannte und explodierte. Wir betrachteten vom ersten Hügel auf dem Weg nach Jungo das Feuerwerk, während wir auf die Nachzügler warteten. Diese waren zahlreich, und es hatte den Anschein, als schleppten sie die Müdigkeit von Jahrhunderten mit sich, ihr Mangel an Lebendigkeit war alarmierend. Unterwegs ließen sie Teile von schweren Waffen zurück, um ihre Bürde leichter zu machen, ohne sich darum zu kümmern, was solche Waffen im Kampf für eine Bedeutung bekommen konnten. Es waren kaum noch Kongolesen geblieben, und alles mußte von den Kubanern getragen werden. Ich bestand wieder und wieder auf der Notwendigkeit, auf diese für uns lebenswichtigen Waffen sorgsam zu achten, für den Fall, daß wir uns eines letzten Angriffs erwehren müßten, und so machten sich die Männer schleppenden Schritts unter dem Gewicht einer Kanone und eines Maschinengewehrs auf den Marsch, nachdem sie schon zwei unterwegs zurückgelassen hatten.


VIDEAUX: M'bili und ich kamen überein, mit den Kubanern zwischen 2 und 3 Uhr morgens abzumarschieren, während uns eine Gruppe Kongolesen Deckung und Zeit geben würde, um den äußeren Ring zu abzusichern. Gegen 3 Uhr morgens setzten wir uns eilig in Richtung der Basis in Marsch. Es war ein gutes Stück Weges, und als wir an der Basis ankamen, war dort schon wieder eine neue Entscheidung getroffen worden. Die Entscheidungen mußten sehr schnell getroffen werden. Nicht weil Tatu es so wollte, sondern weil es die Situation und die häufigen Treffen mit der Führung der Bewegung erforderten.

CHE: Ich wartete auf die Mannschaft für die Kommunikationsverbindungen. Um 6 Uhr sollten wir einen ersten Kontaktversuch unternehmen, und ich beobachtete, wie Tuma, der Chef der Mannschaft, den nächstgelegenen Hügel zur oberen Basis in Richtung des Sees hinunterstieg. Das Schauspiel war entmutigend; die Compañeros brauchten drei Stunden für einen Hügel, den man normalerweise in zehn Minuten hinabstieg, und mußten überdies erst Atem holen, bevor sie weitergehen konnten.

VIDEAUX: Von unseren Ziegen hatten wir auch nichts mehr. Denn als es schon zu Ende ging, beim Rückzug, hatten sie sich immer noch nicht vermehrt, und außerdem mußten wir uns beeilen, alles hinter uns zu zerstören.

Die erste Kontaktaufnahme scheitert, da die Dokumente mit den Codes zur Entschlüsselung nicht mehr auffindbar sind.Jemand muß sie aus der Basis holen gehen. Alles geschieht wie in Zeitlupe.Um drei Uhr nachmittags werden zwei Botschaften abgeschickt:

CHE: »Changa, haben die Basis aufgegeben und behelfen uns mit der Notausrüstung, bitten dringend um Antwort, ob ihr heute nacht kommen könnt.«

Und wenig später:

CHE: »Changa, heute ist der Feind noch nicht an der Küste, unsere Position: Jumbo, etwa zehn Kilometer südlich von Kibamba. Masengo hat den Kampf aufgegeben. Das beste für uns ist, so bald wie möglich hier herauszukommen.« Als wir das »Roger« über den See zurück gefunkt bekamen, veränderten sich die Mienen der Compañeros, als hätte ein Zauberstab ihre Gesichter berührt. (...) Um sieben unternahmen wir einen weiteren Funkversuch. Er schlug fehl, die Bedingungen am See ließen nur die eine gelungene Übermittlung zu. (...) Wir kamen nach Jungo und wollten dort übernachten. Die Unordnung hielt Einzug, nicht einmal Essen war vorbereitet worden. Wir zählten unsere Männer, es fehlten vier: der Wachtposten, der seit dem letzten Angriff der Gardisten verschwunden war, die beiden, die auf Erkundung in Kazima waren, und ein vierter, der mit einer der Gruppen von der oberen Basis gekommen war und unerklärlicherweise spurlos verschwunden war. Den Männern in Kazima war ein Compañero hinterhergeschickt worden, um sie zu suchen, war aber ergebnislos zurückgekehrt. Bei der Vorstellung, uns zu verpassen und hierbleiben zu müssen, hatte ihn der Mut verlassen, und so hatte er nach einer oberflächlichen Suche kehrtgemacht (...). Wir stellten eine Gruppe unter der Führung von Rebocate zusammen, die an dem Weg über die Berge nach Nganja Stellung bezog, um so die Positionen zu kontrollieren, an denen die Gardisten auftauchen konnten.

KUMI: Wir sammeln uns in Kibamba, der Rückzug in drei Kolonnen wird beschlossen. Terry übernimmt die Vorhut. Er fragte mich, mit wem ich gehen wollte. Der Che sagte mir, ich sollte mit Terry gehen, und ich antwortete, daß ich mit ihm gehen wollte. Der Feind kreiste uns hufeisenförmig ein.

VIDEAUX: Die letzte Entscheidung Tatus lautete: die Basis zu zerstören, damit der Feind die Funkstationen und andere wichtige Dinge nicht in die Hände bekommt. Als wir zur Basis kommen, sehen wir nur Feuer und Rauch. Aber wir wußten von nichts. An einer Weggabelung erwartete uns Delile, ein Kubaner, den der Che zurückgelassen hatte, und sagte zu M'bili, daß er nicht zur Basis gehen, sondern rechts abbiegen und geradeaus weitergehen sollte, den Hügel von Kibamba hinunter in Richtung Jungo. Ich direkt hinter ihm und hatte die Wegbeschreibung mitgehört, ging also geradeaus weiter. Und hinter dem kleinen Krankenhaus (Kumi war auch schon fort) holte ich einen Teil der Truppe ein, der in Kolonne Richtung Jungo marschierte, das relativ nahe am See lag, aber auf der anderen Seite von Kibamba, in Richtung Katanga.



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