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Mon Jun 11 11:35:03 2001
 

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Gespräche in Daressalam


DREKE: Man hatte Kontakt mit den Leuten von der kongolesischen Bewegung aufgenommen, und wir unterhielten uns mit Chamaleso, sowie einige Tage später mit mehreren anderen. In einem Gespräch wurde über die Möglichkeit einer Unterwanderung diskutiert. Der Che und ich ergriffen das Wort.

Wir hatten eine Absprache getroffen. Weil der Che als Übersetzer auftrat, fügte er einfach ein, was er wollte, und tat dabei so, als würde er mich übersetzen. Daß der Übersetzer ein Weißer war, machte einen ziemlich komischen Eindruck. Mitten in der Übersetzung sagte der Che plötzlich zu mir: »Geh auf das und das ein ...« Und ich fügte es in meinen Teil ein, damit es nicht so auffiel, daß er die Übersetzungen veränderte.

- Mensch, du wärst ein guter Schauspieler, sagte er mir.

Wir erklärten ihnen Fidels Vorstellung: auf ihr Gesuch hin schickten wir ihnen eine Gruppe Instrukteure für Artillerie und Mörser, die ihnen unterstellt sein und unter den gleichen Bedingungen wie sie selbst leben würden. Die Compañeros würden gemeinsam mit ihnen an den Gefechten teilnehmen. Beim ersten Gespräch gefiel ihnen diese Vorstellung nicht besonders. Wir sagten ihnen, daß die Ausbildung die Hauptsache sei. Die Führungsmitglieder, mit denen wir sprachen, wußten sehr wenig darüber Bescheid, was im Kongo vor sich ging. Auch Kabila, der bei diesem Gepräch anwesend war, verbrachte viel Zeit außer Landes. Sie sprachen davon, eine große Armee aufzustellen, mehrere Fronten zu eröffnen und zu einer großen Offensive überzugehen. Wir kamen mit der Vorstellung, unsere Brigade zusammenzuhalten. Sie klärten uns darüber auf, daß sie auf mehrere Fronten verteilt kämpften: die wichtigste, Bakungo, die Front am See, war ihnen zufolge unter der Führung von Kabila, Masengo und Soumaliot. In Wahrheit waren sie alle außer Landes. Diese Gruppe hatte gewisse Diskrepanzen mit der Bewegung von Mulele. Und sie wußten nicht den genauen Ort zu sagen, an dem dieser sich befand. Allerorten schien es Stammeskonflikte zu geben.


CHE: Ich hatte keinen Kongolesen von meiner Entscheidung informiert, hier zu kämpfen, und vorläufig genausowenig von meiner Anwesenheit. Im ersten Gespräch mit Kabila konnte ich es nicht tun, weil noch nichts entschieden war, und nachdem mein Plan angenommen worden war, wäre es gefährlich gewesen, mein Projekt bekannt zu machen, noch bevor ich am Ziel angekommen war. (...) Es war mir nicht verborgen geblieben, daß mich eine ablehnende Antwort in eine schwierige Situation bringen würde, weil ich schon nicht mehr zurück konnte, doch ich rechnete auch damit, daß sie sich schwerlich würden verweigern können. Mein Vorgehen war eine Art körperliche Erpressung. Dennoch gab es ein Problem, das ich nicht vorhergesehen hatte; Kabila war wie alle anderen Mitglieder der revolutionären Regierung in Kairo, um über die Einheit des Kampfes und das neue Programm der revolutionären Organisation zu diskutieren. Seine Stellvertreter Masengo und Mitoudidi waren bei ihm, hier war nur ein Delegierter namens Chamaleso zurückgeblieben. (...) Auf eigene Verantwortung akzeptierte Chamaleso die 30 Instrukteure, die wir beim ersten Mal vorgeschlagen hatten, doch als wir ihm erklärten, daß wir über ungefähr 130 Mann verfügten, alles Schwarze, die bereit wären, den Kampf aufzunehmen, akzeptierte er, wiederum auf eigene Verantwortung, auch diese. (...) Ein Delegierter brach nach Kairo auf, um Kabila und seinen Compañeros mitzuteilen, daß die Kubaner eingetroffen seien (ohne ihn freilich von meiner Anwesenheit zu unterrichten).

RIVALTA: Über den Außenminister von Tansania brachten wir in Erfahrung, daß Kabila und die anderen in Kairo waren, auf einem Treffen der Revolutionäre aus der kongolesischen Befreiungsbewegung, und daß sie mindestens weitere zwei Wochen dort bleiben würden. Der Che war beunruhigt, weil er es eilig hatte; ich sah, wie er sich Sorgen machte, weil sich alles verzögerte und er sich nicht mit Kabila treffen konnte.

CHE: Um ehrlich zu sein, waren mir diese Verzögerungen nicht besonders angenehm, denn ich hatte ein Interesse daran, im Kongo zu kämpfen, und befürchtete, mein Angebot könnte allzu brüske Reaktionen hervorrufen und einige der Kongolesen, oder gar die befreundete Regierung selbst, könnten mich darum bitten, vom Eintritt in den Kampf abzusehen.



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