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Mon Jun 11 11:36:01 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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Die Debatte


KABILA: [an Che Guevara] Soeben habe ich Kenntnis vom Schicksal unseres Bruders Mitu bekommen, sowie von dem der anderen Brüder. Sie sehen mich darüber auf das tiefste betrübt. Ich bin sehr um Ihre Sicherheit besorgt; ich würde gerne sofort zu Ihnen kommen, denn für uns ist diese traurige Geschichte unser Schicksal. Alle Genossen, die mit Ihnen gekommen sind, mögen bis zu meiner Rückkehr vor Ort bleiben, es sei denn, sie möchten nach Kabimba oder zu Mundandi nach Bendera. Ich vertraue auf Ihre Standhaftigkeit, wir werden alles tun, um einen genauen Zeitpunkt für die Verlegung der Basis zu bestimmen.

Wenden Sie sich während meiner Abwesenheit mit Ihren Anliegen an Muteba, sowie an Mulongai und Kazabi. Freundschaft, Kabila.


Muteba, der neue Verbindungsmann, wollte die Basis wegen der Probleme mit dem Aberglauben verlegen. Er sprach mit Che, und sie einigten sich darauf, einen Bericht zu verfassen und an Kabila zu schicken, damit die Untätigkeit ein Ende hatte. Aufgrund des vorherrschenden niedrigen Bildungsniveaus, der guten Kampfausbildung und der vorhandenen taktischen Möglichkeiten, die das Terrain bietet, schlägt Che vor:

CHE: Entweder: 1) Unsere Gruppe auf verschiedene Frontabschnitte zu verteilen, um diese als Ausbilder im Waffengebrauch und gemeinsam mit den kongolesischen Streitkräften im Kampf einzusetzen.

Oder: 2) Gemischte Kampfeinheiten zu bilden, die zunächst von Kubanern geleitet werden, um genau definierte taktische Aktionen durchzuführen und den Aktionsradius durch die Ausbildung kongolesischer Führungskader auszudehnen. Im Hinblick auf die geringe Anzahl unserer Kräfte (diese Einheiten sollten aus nicht mehr als zwei Männern bestehen) wird eine zentrale Ausbildungsbasis mit kubanischen Instrukteuren beibehalten.

Wir neigen aus politischen und militärischen Gründen zu diesem zweiten Vorschlag; aus militärischen, weil dadurch eine Führungsstruktur im Sinne unserer Konzeption des Guerillakampfes gewährleistet bleibt.


Zugleich lehnt Che das Projekt eines Angriffs auf Albertville ab ...

CHE: ... weil der Fall von Albertville nur das Resultat beharrlicher und zäher Aktionen sein kann, vielleicht wäre es angemessener, davon zu sprechen, daß der Feind es schließlich wird aufgeben müssen. Zunächst müssen wir dessen heute noch relativ hohe Kampfmoral entscheidend schwächen, indem wir systematische Aktionen gegen seine Verbindungs- und Nachschublinien unternehmen; die in Kabimba, Fort de Force, Lulimba stationierten Kräfte vernichten oder zum Abzug zwingen usw. Diese Taktik ist mit Frontalangriffen zu kombinieren, wo immer das Kräfteverhältnis für uns günstig ist; verdeckte Präsenz an allen Landstraßen, die nach Albertville führen, Sabotage und Hinterhalte, Lähmung der feindlichen Ökonomie; Einnahme von Albertville.

Katenga schlägt als erstes Operationsziel eine kleine Garnison vor, deren Nachschubweg am Fuße der Berge verläuft, so daß sich die Möglichkeit ergibt, etwaige Verstärkungen in einen Hinterhalt zu locken. Mit dem Fall dieser Garnison wäre der Weg nach Lulimba frei, dem Tor in Richtung Kasongo.

Während man auf die Antwort wartet, reisen die Nachfolger Mitoudidis ab. Muteba kehrt überhaupt nicht mehr zurück. In der Basis herrscht latente Unruhe, die bei der leisesten Unvorsichtigkeit ausbrechen kann. Man bittet die Kubaner um Unterstützung bei der Bedienung der Luftabwehrgeschütze, mit denen die Basis verteidigt werden soll. Der Che hält dies für sinnlos, weil keine feindlichen Luftangriffe stattfinden: die einzigen Angriffe wurden von vier T-28-Wasserflugzeugen und zwei B-26 geflogen. Die Luftabwehr wehrte sie ab, und sie bombardierten stattdessen andere Ziele.



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