Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
Ches Leibwächter | Nochmals über die dawa |
DREKE: Ich bekam die Nachricht, daß Michel in Haft genommen worden war. Ich war sehr mißtrauisch und besorgt, daß es einen Verrat, eine Unterwanderung gegeben haben könnte. Dieser Kundschafter, der die Orientierung verloren hatte ... Ich erkundigte mich: Was ist geschehen? Was wird ihm vorgeworfen?
MENA: [Dienstag, 13. Juli] Später erfahren wir, daß Michel, ein Zivilist, und ein weiterer Ruander in Haft genommen wurden; Michel an Armen und Beinen gefesselt und in eine Hütte gesperrt worden sei, mit einer Wache von zwanzig Mann, unter der Beschuldigung, daß er den Männern irgendetwas zu trinken gegeben hätte, bevor sie ins Gefecht von Forces gegangen waren, und deswegen an den Todesfällen dort schuld sei. Comandante Mundandi wollte ihn erschießen lassen und hatte sich am Tag zuvor, um dies zu beschließen, mit seinem Stab getroffen.
CHE: [Michel wurde] in Wahrheit auf brutale Weise ermordet.
MENA: Um zehn nach neun berichtet Ishirine, daß die drei erschossen worden seien.
DREKE: Er hatte den Kämpfern zu trinken gegeben, bevor sie ins Gefecht gezogen waren. Man hatte ihnen nicht die dawa gegeben, aus diesem Grund mußte er erschossen werden. Ich verstand überhaupt nichts. Damals nicht und seither auch nicht.
Wir klärten unsere Leute darüber auf, niemand verstand irgendetwas davon. Es war schlecht, daß er den religiösen Ritus nicht zelebriert hatte, aber ihn dafür zu erschießen ... Wir erfuhren nichts mehr von ihm. Nicht einmal Schüsse hörten wir.
Mundandi sucht Che auf und berichtet ihm, daß man Michel erschossen hätte, aufgrund einer Entscheidung, die gegen sein Votum auf einer Versammlung getroffen worden sei. Er hätte vor dem Angriff auf Forces mit den Bauern geredet und sei schuld daran, daß die Information verraten worden sei. Che antwortete ihm, daß man diese Art von Verhalten nicht zulassen dürfe, daß die revolutionäre Demokratie nicht für die Führung von Armeen galt, daß man Michel erschossen hätte, ohne zuvor mit dem Generalstab zu reden. Seine Schlußfolgerung war, daß es entgegen der Erklärungen Mundandis in Wahrheit um Frauengeschichten gegangen sei. Später erzählte ihm Masengo, daß er von Mundandi eine andere Erklärung erhalten hätte. Kurz darauf erkrankte der ruandische Befehlshaber und nahm einen Monat Urlaub.
DREKE: Wir mußten einen harten Kampf mit ihnen austragen, um Folter und körperliche Bestrafungen zu unterbinden. Als wir besser mit der Sprache umgehen konnten, diskutierten wir darüber ein ums andere Mal mit ihnen. Wenigstens erreichten wir, daß sie es nicht mehr in den Lagern taten.
Die Angelegenheit verschärft die Krise unter den Ruandern. Sie erklärten, daß sie nur noch ins Gefecht ziehen würden, wenn die Kongolesen es auch täten. Alfred, ein kongolesischer Kommissar, wollte fortgehen, aber man hinderte ihn daran. Er forderte, entweder Mundandi würde hingerichtet oder er würde den Kampf aufgeben.
MENA: Die Ruander desertieren in Massen, einige nehmen ihre Uniformen mit.
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