Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
Die Rumbaknirpse | Disziplin und Zigarren |
Zu dieser Zeit ist die kubanische Brigade auf vier Fronten verteilt: Che Guevara und ein bedeutender Teil der Gruppe steigen zwischen Luluaburg und Kibamba auf und ab, Aly ist in Kabimba, Nane mit den Kongolesen in Makungo, Dreke an der Front von Fort de Force.
ILANGA: Ein Tag in der Basis. Um sechs oder sieben Uhr morgens sind alle auf den Beinen. Eine Plackerei. Unterstände, Tunnel und persönliche Schützengräben mit Bäumen als Deckung ausheben. Telegraphische Verbindung mit Kigoma und Daressalam. Frühstück: Kaffee mit Milch.
GENGE: Als wir bereits in der Basis von Luluaburg waren, formierten wir die Einheit nach den Anweisungen Tatus; es hieß, daß wir als Ausbilder und, wenn nötig, in den Gefechten eingesetzt werden sollten. Anordnungen Tatus: Abwechslung muß sein.
DREKE: Genge und Ishirine sprachen gut Kisuaheli, sie liefen durch die Gegend, und die einen brachten den anderen schmutzige Ausdrücke bei.
VIDEAUX: Nachdem sie die Basis entdeckt hatten, warfen sie einige Benzintanks ab, um alles in Flammen aufgehen zu lassen, aber die Tanks fielen in das Geäst und explodierten nicht. Der feuchte Wald federte alles ab. Dort entzündete sich weder Benzin noch ein Streichholz. Das Benzin wurde geborgen und sicherte die Versorgung eines kleinen Generators, den wir für die Telegraphenverbindungen benötigten; in der ganzen Zeit, die wir dort waren, brauchten wir danach kein weiteres Benzin mehr aufzutreiben.
GENGE: Die Luftwaffe kam und griff uns an, ohne uns durch den Nebel und die Vegetation sehen zu können, sie warfen einfach blind Napalmballons ab. Einer fiel genau neben mich, ohne zu explodieren. Jetzt sieh dir das an! Kommt Tatu vorbei und sagt zu mir:
Der Che brach in Gelächter aus. Er saß mit uns in einer Hütte, in unserem Schulzimmer. Plötzlich brannte Azis Kleiderrucksack, und um ein Haar wäre die halbe Hütte abgebrannt.
VIDEAUX: Während dieser Zeit organisierte er eine Schule, an der auch einige Einheimische teilnahmen. Er gab Sprachkurse und Kurse für kulturelle Verständigung. Später setzte er einige von den Compañeros ein, die die meiste kulturelle Vorbildung besaßen, wie Sulimán und einen der Ärzte. Er selbst gab einige Stunden und benutzte dabei eine kleinen Tafel, die er gegen einen Baumstamm lehnte.
ILANGA: Wenn ich in einem Brief einen grammatikalischen Fehler auf Kisuaheli machte, diskutierte er mit mir darüber, obwohl er es nicht sprechen konnte. Er lernte es nie richtig sprechen. Einzelne Wörter. Er sagte mir: »Herr Lehrer, hier sagen Sie das und das: warum steht dieses Verb hier?« Wegen der Umgangssprache, antwortete ich. Man schreibt, wie man spricht. Kukula: essen; ninakula: ich esse, nitakula: ich habe gegessen, nilikula: ich werde essen. Es ist ganz einfach. Das wichtigste, um sich zu verständigen, ist einfach.
VIDEAUX: Die Aufgabenverteilung beginnt. Das machte der Che persönlich, schrieb Notizen in sein Heft, notierte die Daten, Kampferfahrung usw., und infolgedessen teilte er einen als Verstärkung den Artilleriegeschützen zu, dem Verteidigungsring um die Basis, der Gruppe, die Dreke unterstützen, oder der, die bis auf weiteres bleiben sollte. Ich blieb für den Moment in der Basis. Wir begannen, die Umgebung zu erkunden und den einheimischen Compañeros Unterricht zu geben, die in der Nähe unseres Lagers stationiert waren.
ILANGA: Wenn er seinen Standort wechselte, war er mit seinem Rucksack und seinem Gewehr unterwegs, einer sehr leichten amerikanischen Waffe mit Magazin, Höhenmesser, Kompaß, Fernglas. Bergauf zu gehen ermüdete ihn.
VIDEAUX: Es begann eine Trainingsperiode: am ersten Tag mußte man einen Kilometer laufen, am nächsten zwei und am dritten drei. Auf diesen Rundgängen begegneten wir vielen Tieren, allerdings keinen Löwen, denn die Löwen ziehen sich zurück, wenn sie Menschen riechen. Immer stieß man auf einige Elefanten und vor allem auf Affen, denn die blieben in der Nähe. Es waren hohe, dichte Wälder mit allen Arten von Bäumen und einer Palmenart, aus der Öl gewonnen wurde. Dies begünstigte uns, weil uns die Luftwaffe nicht entdeckte, obwohl sie oft über das Gebiet flog.
ILANGA: Tatu sagte zu mir: »Wir werden eine Notiz an den Chef des Generalstabs schreiben, auf Kisuaheli.« Er sagte, daß er einen Arzt an die vorderste Linie schicken wollte. Er sagte den Kubanern, daß die kongolesische Führung nach einem Arzt an der vordersten Linie verlangt hätte, aber die Idee war von ihm. Er wollte an die Front.
Eines Tages komme ich zurück, nachdem ich eine Nachricht abgeliefert habe, sie hatten Maniok, weißen Reis und reife Bananen gekocht. Ich komme an, setze mich. Er hatte die Angewohnheit, den Rapport beim Essen abzunehmen. Teller, Löffel, vier Bissen. »24, wo sind die Bananen für Freddy?« »Es sind noch zwei übrig, und das sind meine«, sagte der Koch. Zur Strafe verurteilte ihn der Che zu drei Tagen ohne Essen, weil derjenige, der das Essen ausgibt, zuerst an die übrigen verteilen muß. Ich sage mir: »Dieser Weiße ist ein Teufelskerl.«
Er bietet mir seine Hängematte an. Ich merke, daß er immer der erste ist, der etwas anbietet, daß er keine Privilegien hat, langsam überzeugt mich der Typ.
Moja, von dem alle Welt dachte, daß er der Chef sei, war es in Wirklichkeit gar nicht. Ich wußte es, weil ich die Identität Tatus entdeckt hatte, als ich eine Bohemia las.
VIDEAUX: Die Feuchtigkeit war furchtbar für Tatus Asthma. Einige Male war ich mit ihm unterwegs, auf einigen Rundgängen. Man sah, wie ihm das Asthma zusetzte. Wenn wir mit ihm unterwegs waren, versuchten wir immer, ein Stück Hundeknoblauch zur Hand zu haben, einen scharfen Knoblauch, der hier häufig vorkam; und immer wenn er vom Asthma ein bißchen erschöpft war, schluckte er zwei oder drei Zehen von diesem Knoblauch, ohne zu kauen, und trank darauf einen Schluck Tee. Er hatte immer eine Feldflasche voll Tee dabei. Zweimal bekam er auf dem Berg, dort wo Kumi war, heftige Asthmaanfälle. Aber diese konnten ihn nur für eine kurze Weile aufhalten, die Zeit, die nötig war, einen Schuß Asthmaspray zu nehmen, ein paar Knoblauchzehen zu essen, Tee zu trinken und in den Himmel zu gucken.
GENGE: Den Compañero Changa mochte ich sehr gern. Wenn er von Kigoma zu unserer Basis herüberkam, ungefähr alle fünf oder sechs Tage, nahm ich in Empfang, was er mitbrachte, und gab ihm vom Fluß aus mit dem Mörser Deckung, falls ihn die Boote angreifen sollten.
Einmal brachte er uns französische 3,9er-Bazookas, das schönste, was es gibt - und was ist mit den Granaten? Ich gehe mit Jean Poli an den Strand, in ebenes Gelände, um die Waffen zu testen. Nichts passierte. Der Raketenwerfer war eingetroffen, aber ohne Granaten. Eine Menge Material, das über Kairo kam, war unvollständig. Wir waren von fünf Feinden umringt: demjenigen, der uns dieses Material schickte, den Raubtieren (Panthern, Löwen), den Widersprüchen innerhalb der Bewegung, dem Klima und der Luftwaffe, die dreimal am Tag angriff. Es gelang uns, einige Flugzeuge zu beschädigen, die mit schwarzen Rauchwolken davonflogen.
VIDEAUX: So vergingen der erste und der zweite Monat, ohne daß wir uns von der Basis fortbewegt hätten.
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