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ID-HAUSMITTEILUNGEN

[ID 223 vom 01.04.1978]


WOZU DER TÄGLICHE ID?

Während des Russell-Tribunals wird der Informationsdienst täglich erscheinen.
Warum wir uns dazu entschlossen haben, ergibt sich aus einer kurzen Übersicht der Punkte, die Bestandteil der Berichterstattung in den nächsten neun Nummern sein sollen.
  1. Wir wollen über Inhalte und Verlauf des Tribunals informieren. Dazu gehören Berichte über die Entstehungsgeschichte, Versuche der Regierung und der Gewerkschaften, das Tribunal zu verhindern bzw. es zu denunzieren.
    Wir wollen über die Zusammensetzung der Jury informieren, durch Interviews und Berichte zeigen, aufgrund welcher persönlichen Einstellung sie zu ihrem Urteil kommt.
    Die offiziellen Dokumente, die dem Tribunal vorliegen, werden in ihren wesentlichen Punkten dokumentiert, wichtige Ausführungen der Jury werden zitiert sowie Aussagen der Zeugen und ggf. Einlassungen offizieller Stellen.
  2. Zwei wesentliche Bereiche des Tribunals werden erst im September behandelt. Wir werden nicht abwarten, bis diese Bereiche "dran" sind, sondern schon jetzt darüber schreiben: Über Zensur in den Medien und über die Verschärfung vieler Gesetze (vorläufiger Höhepunkt: das Kontaktsperregesetz).
  3. In die Entstehungsgeschichte des Russell-Tribunals geht die Situation der Linken - nicht nur deren organisierte Erscheinung - massiv ein.
    Das wird deutlich an den unterschiedlichen Haltungen zum Tribunal, deren extremste Varianten von Ablehnung über Desinteresse ("Ist nichts zu erwarten") bis zu starker Identifizierung reichen.
    Beiträge dazu ("Russell-Tribunal und die Linke") kommen von einzelnen, von Gruppen. Dazu werden Veranstaltungen stattfinden.
  4. Die Jury des Tribunals bestreitet nicht, daß der Untersuchungsgegenstand einer Einschränkung unterliegt, daß nicht die "Totalität von Repression" in der Bundesrepublik verhandelt wird. Über Ausweitungen des Untersuchungsgegenstandes hat es massive Auseinandersetzungen gegeben. Beispiel ist die Nichtbehandlung der Unvereinbarkeitsbeschlüsse der Gewerkschaften.
    In unserer Berichterstattung werden wir versuchen, Repression über die Grenzen des Tribunals hinaus darzustellen: Unvereinbarkeitsbeschlüsse der Gewerkschaften / alltägliche Gewalt gegen Ausländer (insbesondere repressive Asylpolitik)/ Gewalt gegen Frauen, gegen Homosexuelle beider Geschlechter / repressive Kulturpolitik / Demontage im Sozialbereich u.v.a.m.
  5. In unserer Republik haben sich über 500 Gruppen gebildet, die sich als "Russell-Gruppen" im weitesten Sinne verstehen, um Dokumentationen zusammenzustellen, Veranstaltungen zu machen, neue Bündnisse zu schließen, getragen von der Hoffnung, Zerfall aufzuhalten, lebensfähige Zusammenhänge zu entwickeln. Das alles soll mit dem Ende des Tribunals nicht zu Ende sein. Wir werden versuchen, über das Selbstverständnis und die Perspektive einiger Gruppen zu berichten.
  6. Im kulturellen "Rahmenprogramm", daß in Frankfurt während des Tribunals gewachsen ist, drückt sich auch die Beschränktheit des Tribunals selbst aus. Viele Gruppen, die sich mit ihren Interessen nicht beim Tribunal vertreten sehen, haben eigene Veranstaltungen organisiert. Darüber werden wir berichten.
  7. Die Bundesregierung und die Medien (Fernsehen, Funk und Presse) reiten auf dem müden Gaul des Abwiegelns (Bölling: "Die Bundesregierung sieht dem Tribunal gelassen entgegen." usw.)
    Die Rechte im Tagungsort Frankfurt/Harheim sieht den weißen Sonntag ('heiligster Tag im Leben der Kinder') gefährdet.
    Wir werden eine Übersicht über die Berichterstatttung der in- und ausländischen Presse zusammenstellen.
  8. Während des Tribunals wollen wir nicht auf Nachrichten verzichten, die sonst im ID gestanden hätten. Es werden sich viele aktuelle Bezüge zum Tribunals aufzeigen lassen und verdeutlichen, daß die der Jury vorliegenden Materialien keineswegs tote Dokumente ("manipuliert" - Bölling/ Börner etc.) sind.

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ZU UNSERER ORGANISATION
Bisher wird der tägliche ID in ca. 60 Städte geliefert.
Wir sind technisch und finanziell nicht in der Lage eine hohe Auflage herzustellen, täglich können nur ca. 10.000 Stück produziert werden. 5.000 werden sofort, die anderen jeweils wöchentlich zusammengeheftet an die Abonennten geschickt. Mit den täglich zur Verfügung stehenden Exemplaren sollte möglichst effektiv gearbeitet werden, d.h. so, daß viele Menschen ein Exemplar lesen können, daß sie nicht in Ordner, Aktenkoffern oder Ladentheken verschwinden (horten).
Das gleiche gilt für die Auflage des täglichen Plakats von 2.000 Stück. Neubestellungen oder Änderungen der Bestellmenge sollten jeweils bis 10 Uhr morgens durchtelefoniert werden, damit wir uns darauf einrichten können.
Der Versand erfolgt mit Schnellpäckchen, sollte also jeweils auch morgens an Ort und Stelle sein. Wenn nicht, reklamiert erst bei eurem örtlichen Postamt, wenn das keinen Erfolg hat, informiert uns bitte darüber.


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PREISE SPENDEN.
Der tägliche ID kostet 50 Pfennige. Das Plakat ist kostenlos. Wir wollen ein möglichst geringes Defizit erreichen. Spenden über die 50 Pfennig hinaus können da schon helfen. Da wir das ganze Projekt im Voraus finanzieren ist für uns wichtig, innerhalb einer Woche nach Ende des Tribunals abzurechnen, d.h. wir werden dann eine Rechnung schicken. Klärt bitte eure Verantwortlichkeiten, wir wissen, daß das in großen Städten oft nicht einfach ist, die Empfänger der Lieferungen sollen am Schluß nicht die Verantwortlichen für alles sein.

An die ID-Abonennten:

Die nächsten beiden Ausgaben des ID werden umfangreich sein. Die nächste Nummer wird aus 4 Ausgaben des Tages-ID bestehen, mit jeweils 16 Seiten, zusammen also 64 Seiten. Die darauf folgende besteht aus fünf Nummern Tages-ID, zusammen 80 Seiten.
Leider verfügen wir nicht über die Möglichkeiten, auch den ID täglich an die Abonennten zu schicken. (Schwierigkeiten sind: kurzfristige Änderung des Vertrags mit der Post, der auf wöchentliche Erscheinungsweise lautet, ist nicht möglich; das bedeutet Versand zu Briefpreisen, bedeutet den Ruin. Die andere Schwierigkeit wäre die Parallelarbeit. Wir hätten zwei Versandformen innerhalb eines Tages zu bewältigen, das übersteigt unsere Möglichkeiten).

Zwei Gründe haben uns zu dieser Entscheidung bewogen:
  1. Daß es eine gute Gelegenheit ist, sich an die zu richten, die in der Regel die schlechter Informierten sind.
  2. Die Zusammenarbeit mit vielen Gruppen und Initiativen zu suchen und den Informationsaustausch aller an diesem Versuch Beteiligten zu festigen, bis zur zweiten Sitzungsperiode im September und darüber hinaus.
Kritik an unserer Vorgehensweise, Änderungsvorschläge sind durch diese Darstellung nicht überflüssig geworden.
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