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Gegenöffentlichkeit und Reaktion

Bestehende Computernetze sind meist in freien Händen und schwer zensierbar, da sie oft dezentral aufgebaut sind und weder vom Staat, noch wie viele Zeitungen von Werbekunden abhängig sind. Bisher haben sie sich noch wenig zu einem politische Werkzeug entwickelt, da sie weitgehend von Computerfreax benutzt werden. Trotzdem wird die Gefahr gesehen und seit längerem versucht, die Entwicklung zu freien Netzen zu hemmen.

Der erste Ansatz war die schlichte Restriktivität der Bundespost. Es war bis in die achtziger Jahre gar nicht erlaubt, Datenkommunikationseinrichtungen am Telefonnetz zu betreiben. Nachdem das auf Grund von kommerziellem Druck nicht mehr möglich war, beschränkte sich die Telekom auf die 'FTZ-Nummer': Geräte (Modems), die von der Post nicht zugelassen waren, dürfen nicht in der Bundesrepublik betrieben werden. Nun sind die Postgeräte aber bis vor kurzem im Schnitt dreimal so teuer gewesen wie Geräte auf dem 'freien' Markt und wesentlich weniger leistungsfähig. Charakteristikum für die FTZ-Zulassung ist nämlich das Nichtvorhandesein bestimmter Fähigkeiten in den Geräten.

Inzwischen gibt es auch politische Anstrengungen, die gegen freie Netze unternommen werden. Dazu gehört die Auschlachtung des Nazi-Netzes 'Thule' für propagandistische Zwecke. Jüngst liess Bundesinnenminister Kanther verlauten, in seinem Ministerium werde über ein 'Verbot der höheren Ebenen der Telekommunikation' nachgedacht. Gleichzeitig plante die Telekom ein 'Bundesbehördennetz 2000' auf Glasfaserbasis. Im CL-Netz hat sich auf Grund der Thulenetzkampagne und diverser Urheberechts-Angriffe auf Mailboxen ein Mailboxschutzbund, die AGFMB (Arbeitsgemeinschaft freier Mailboxen) gegeründet.

Der Verfassungsschutz liest mit grosser Wahrscheinlichkeit linke Netze wie CL mit der Begründung, etwas gegen Neonazis zu tun. Die Grünen im Bundestag starteten im Januar eine kleine Anfrage, inwieweit Mitglieder des VS in Daten- und Mailboxnetze eingedrungen wären, um Daten über die Benutzer zu erfahren.

Gelder, die vom Staat vergeben werden, fliessen nie in freie Netze, sondern immer in 'künstlerische' Projekte, die von keinerlei praktischem Nutzen sind und die mit Telekom-eigener Technik arbeiten, die nach Projektende zurückgegeben werden muss.



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