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Offen oder konspirativ?

Welche Vorteile hat es, eigene Netze zu gründen, gegenüber dem Ansatz, sich in bestehende Netze einzugliedern?

Zunächst kann in einem kleinen, geschlossenen Netz die Quelle einer Information besser eingeschätzt werden und daher die Relevanz und die Authentizität von Nachrichten besser beurteilt werden. Dadurch kann auch genauer diskutiert werden, weil die persönlichen Hintergründe der anderen Leute bekannt sind. Ausserdem könnte das Störrauschen kleiner gehalten werden als in offenen Netzen, weil sich der politische Hintergrund der Diskutierenden auf einem einheitlichem Niveau befindet.

Im CL-Netz bekommt mensch teilweise den Eindruck, dass die Gründer nicht politischen Gruppen helfen, sondern Computerfreaks politisieren wollten. Die Konferenzen, gerade in den Diskussionsbrettern, bieten Nachrichten von sehr unterschiedlicher Qualität. Die gesellschaftliche Distanz zwischen den Teilnehmern ist zwar nicht uninteressant; kann aber einen Diskussionsprozess festfahren, weil insbesondere neuen Teilnehmern gegenüber immer wieder die selben längst ausdiskutierten Dinge erklärt werden müssen.

Es scheint, als ob Faschisten sich zur Zeit einen Spass daraus machen, im CL-Netz mitzureden und die Leute in ausufernde Endlosdiskussionen zu verwickeln. Obwohl sie recht klar zu entlarven sind, finden sich immer wieder Leute, die auf ihre Plattheiten anspringen und eine neue Debatte eröffnen.

Auf der anderen Seite kann die Inanspruchnahme von gesellschaftlich breiter genutzen Netzen wie dem CL grosse Vorteile bringen: Durch finanzielles und organisatorisches Zusammenarbeiten kann Technik gekauft und kann Organisierung erreicht werden, die moderner, billiger und schneller ist oder weniger Kosten für den Teilnehmer verursachen. Weiter wird Repression gegen eine breiter getragene Struktur schwieriger sein, ebenso wie Diskreditierung ('Nur Faschos benutzen Mailboxen) und Kriminalisierung, denn es werden breitere gesellschaftliche Kräfte hinter dem Netz stehen.

Die Betreibergemeinschaft einer Mailbox, die offene Netze anbietet, kann sich mit den Nutzerbeiträgen eher eine eigene Infrastruktur aufbauen, die dann auch die Heranführung politisch interessanter Gruppen und Schulungen oder Bereitstellung von Büros ermöglicht.

Unserer Ansicht nach wäre es allerdings sinnvoll, für die Linke ein geschlossenes logisches Netz zu schaffen, wie es noch nicht existiert. Dieses würden wir aber auf die Basis bereits bestehender Technik und bereits bestehender Organisationen setzen. Dies könnte z.B. so aussehen, dass sich bestimmte Mailboxen, die sich kennen, absprechen und bestimmte Bretter als Geschlossene Benutzergruppe einrichten, die dann nur von beispielsweise Antifagruppen genutzt werden können. Jede einzelne der teilnehmenden Gruppen könnte nach noch zu entwickelnden Richtlinien als Schnittstelle nach aussen, in öffentliche Netze, fungieren. So hätte mensch den Vorteil, unter sich zu sein, ein erstmal kleines, überschaubares Netz zu besitzen, aber Technik und Struktur nicht erneut bereitstellen zu müssen. Es ist nämlich gerade für Nicht-Computerfreax durchaus ein Unterschied, ob mit einem komfortablen Pointprogramm gearbeitet werden kann oder mit archaischer Befehlszeilentechnik an fremden Rechnern gearbeitet werden muss, deren Befehle mensch nicht kennt.

Das Problem der Unterwanderns oder Mitschneidens stellt sich allerdings bei jedem Netz. Dem kann nur auf dem Wege von privater, verschlüsselter Mail entgegnet werden.



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