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Teil I
Diese Botschaft ist Fred Bennet, Robert Webb, Harold
Russell, Sandra Pratt, Frank Fields, Ronald Carter, George und Jonathan
Jackson und den Brothers, die in Attica ermordet wurden, gewidmet.
In der Vergangenheit wurde der Kampf um Schwarze Befreiung in
den USA immer mit heißem Wetter oder der Sommerzeit in Verbindung gebracht.
SchülerInnen hatten schulfrei, viele Leute waren auf den Straßen, es war
30M-0 C im Schatten, und die schwarze Stimmung wurde allgemein als ziemlich
gereizt, wenn nicht gar als brodelnd angesehen. Die Schweine glaubten, daß
diese Eigenschaften die städtische Rebellion begünstigten. Daher wurde dem
Syndrom des langen, heißen Sommers zu einer Zeit Glauben geschenkt, als
Schwarze Leute auf einem heftigen Weg von Spontanität waren. Der Eindruck
war, daß sich mit Herbstanfang und insbesondere im Winter dann alles
abgekühlt haben wird. Denn immerhin mögen Nigger kaltes Wetter nicht!
Diese Schweine negierten dabei völlig die Tatsache, daß Schwarze und andere
Dritte-Welt-Leute am meisten während der Wintermonate leiden. Zahllose
Tragödien brechen über unterdrückte Menschen herein, wenn der Herbst
beginnt. Miserable Wohnungen mit kaputten Fenstern. Keine Heizung oder
warmes Wasser. Unsere Kinder sterben an Lungenentzündung. Die
Arbeitslosenquote ist höher. Unsere Communities werden immer noch mit
Drogen vollgepumpt, und die faschistischen Schweinecops mißhandeln unsere
Leute immer noch oder bringen sie um.
Unsere Unterdrückung ist unabhängig von Jahreszeiten, und daher wird unser
Widerstand auch nicht davon abhängig sein.
Als der erste Schnee des Jahres in New York City fiel, wurden die
Schweinecops Gregory Foster und Rocco Laurie durch die Kugeln der George
Jackson-Einheit der Black Liberation Army (BLA) ins Nichts befördert.
Gleichzeitig kündigte die BLA auch an, daß dies die erste Aktion ihrer
Frühlingsoffensive sei. Und der Frühling kam dieses Jahr eher!
Wenn Franz Fanons Die Verdammten dieser Erde die Bibel der Schwarzen
Befreiungsbewegung ist, dann ist Carlos Marighellas Für die Befreiung von
Brasilien (daraus wurde das Kleine Handbuch für den Stadtguerillakampf
entnommen) die Bibel der Neuen Amerikanischen Stadtguerilla. Es ist eine
Ironie der Geschichte, daß die alte Black Panther Party hauptverantwortlich
für den Druck und die Verteilung des Kleinen Handbuchs in diesem Land war
und gleichzeitig ihren Mitgliedern verbot, diese revolutionären Theorien in
die Praxis umzusetzen. Mehr noch, alle Panthers, die ernsthaft über den
Aufbau einer Stadtguerilla nachdachten, wurden aus der Partei
ausgeschlossen und als Schweine, Großmäuler und Abtrünnige
gebrandmarkt.
Ein Jahr ist seit der Spaltung der Black Panther Party (BPP) vergangen. Die
bürgerlichen Bürokraten oder die rechte Seite der Medaille, die von Huey P.
Newton und dem Rest des in Oakland residierenden Zentralkomitees geführt
werden, machen immer noch ihr Ding: Sie gehen in die Kirche und versuchen,
die schwarze Bourgeoisie zu umwerben. Dabei sehen sie aus, als wenn sie aus
den Seiten der Essence-Zeitschrift kommen würden und theoretisieren
tagelang. Die linke Seite der Medaille sind die Brothers und Sisters, die
aus der Right On Black Panther Party oder anderen politischen
Organisationen kommen. Dazu kommen diejenigen, die sich von der
schwachsinnigen Selbstgefälligkeit dieser rechtsgerichteten Revisionisten
getrennt haben und daran gegangen sind, Theorie in Praxis umzusetzen und
zusammen mit anderen GenossInnen von denen einige nie Panther waren im
städtischen Guerillakampf aktiv sind.
In Brasilien wurden Carlos Marighella und die KommunistInnen in SM-co Paulo,
die aufgrund ihrer Kritik an der gewaltfreien Politik der Kommunistischen
Partei gegen das Zentralkomitee stimmten, aus der Partei ausgeschlossen
oder auf andere Weise bestraft, ohne sich verteidigen zu können. Sie wurden
einfach nicht zu den Treffen eingeladen, bei denen ihr Ausschluß
entschieden wurde. Hört sich das nicht altbekannt an? Wir können die
Parallelen zu den Fällen von Geronimo ji-jaga Pratt, den New York 21, Cet,
Dhoruba, Connie Matthews Tabor und vielen anderen Panthers ziehen, die
Widersprüche zur Politik des Zentralkomitees hatten.
Indem wir diese Parallelen ziehen, geht es uns nicht darum, den immer
gleichen Brei wieder aufzuwärmen und uns endlos über die internen
Widersprüche auszulassen, die zur Spaltung der Black Panther Party führten.
Alle politischen Organisationen und übrigens auch unpolitische
Organisationen sehen sich mit ähnlichen internen Widersprüchen
konfrontiert. Im letzten Jahr ist das gleiche Phänomen nicht nur innerhalb
der BPP aufgetreten, sondern innerhalb aller großen Organisation, die in
der Schwarzen Community arbeiten. Dieses Phänomen fand sich in der Southern
Christian Leadership Conference (SCLC) und wurde nach außen hin als ein
Machtkampf zwischen Ralph Abernathy und Jesse Jackson verkauft; ähnlich der
Art und Weise, wie die Spaltung innerhalb der BPP als persönliche Rivalität
zwischen Huey P. Newton und Eldridge Cleaver dargestellt wurde.
Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in der Nation of Islam. Nach den
Aussagen einiger Quellen wurden mindestens 10 Mitglieder der Nation of
Islam in den letzten sechs Monaten ermordet und/oder verletzt. Diese Toten
wurden in direkten Zusammenhang gebracht mit den Widersprüchen zwischen den
Young Turks (oder den linksgerichteten Elemente innerhalb der Nation) und
der alten Garde der göttlichen Bourgeoisie, die vom Honorable Elijah
Muhammad, seinem Schwiegersohn Raymond Shariff (der ein ehemaliger
FBI-Agent ist) und dem Rest der unmittelbaren Familie des Botschafters
angeführt wird. Die Young Turks sagen: Wenn Weiße tatsächlich Teufel sind,
dann ist es richtig, gegen sie vorzugehen, während die alten Fanatiker
immer noch darauf warten, daß Allah aus dem Mutterschiff herabsteigt, um
alle Verbrechen, die gegen Schwarze hier in der Wildnis Nordamerikas verübt
wurden, zu sühnen. (Es ist kein Zufall, daß die Muslim Brothers während der
Knastrebellionen in Queens im Oktober 1970 und während der Attica Rebellion
bereit waren, zu sterben, um die Teufel zu beschützen). Baton Rouge war
der Höhepunkt dieser heftigen Auseinandersetzung. Aber wir müssen
verstehen, daß diese Widersprüche so allgegenwärtig sind wie die
Widersprüche, die zwischen dem Alten und dem Neuen bestehen.
Die internen Widersprüche, die innerhalb der unterschiedlichen sog.
Führungsorganisationen in der Schwarzen Community stattfinden, haben den
Schwarzen Befreiungskampf in Babylon verändert. Daraus wurde ein neues Kind
geboren DIE SCHWARZE STADTGUERILLA . Aber diese Periode des Wandels war
nicht einfach, und das Kind wurde mit Blut geboren!
Unsere Ziele hier sind dreifach: 1) Dank zu sagen für das unbezahlbare
Wissen, daß uns indirekt durch die Erfahrungen der Stadtguerilla
Lateinamerikas vermittelt wurde, insbesondere auch die Methoden, die von
den GenossInnen in Brasilien, Argentinien und natürlich den Tupamaros
angewandt werden. 2) Einige der vielen Fehler, die während des letzten
Jahres gemacht wurden, aufzuzeigen. 3) Und wir wollen erklären, was wir
durch unsere eigenen praktischen Erfahrungen bei der Anwendung der Methoden
des bewaffneten Kampfes gelernt haben.
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Teil II Eine Kritik an Enteignungen
Wenn der gigantische Schritt vom Bereich der Theorie zum
Bereich der Praxis gemacht wird, wird der/die RevolutionärIn auf viele
Hindernisse stoßen, und es werden viele Fehler gemacht werden. In einem
revolutionären Krieg wird die Guerilla jahrelang Niederlagen erleben, bevor
sie sich zusammengerauft hat. Aber revolutionäre Kriege sind langandauernde
Kriege. In Brasilien, das eines der wichtigsten Länder Lateinamerikas und
weltweit ist, haben die GenossInnen viele Jahre lang Niederlagen erlitten.
Und selbst als Carlos Marighella zusammen mit anderen brasilianischen
GenossInnen aus der KP flüchtete, hatten sie über ein Jahr mit den
Vorbereitungen für eine einzige Enteignungsaktion zu kämpfen. Aber wie
Marighella sagt: Es ist schwierig die Wahrheit herauszufinden, außer
durch die Praxis.
Die gleichen Leute, die immer schreien: Wir sind noch nicht
reif für eine Revolution, weil wir keine Gewehre haben, sind auch genau
die gleichen Nigger, die immer den völligen Zusammenbruch beklagen. Und
genauso, wie es eine historische Tatsache ist, daß der einfachste Weg, um
eine Revolution zu bewaffnen, ist, dem Feind die Waffen wegzunehmen, ist
der klügste Weg, um eine Revolution zu finanzieren, die kapitalistischen
Banken zu berauben. Die Polizei hat die Waffen, und die Banken haben das
Geld. Das führt uns also zu den Enteignungsaktionen.
Enteignungen (der Raub von Waffen, Waren oder Geld für revolutionäre
Zwecke) sind das Aktionsfeld, für das wir die meiste Kritik erhalten haben.
Eine Menge dieser Kritik ist das direkte Ergebnis der reaktionären
Schweinepropaganda. Aber einiges von dieser Kritik resultierte auch aus der
schlechten Auswahl der Ziele durch die Guerilla.
Historisch kam Geld, das in die Schwarze Befreiungsbewegung gesteckt wurde,
hauptsächlich von liberalen Weißen mit der Außnahme der Markus Garvey
Bewegung und später der Nation of Islam. Aber in dem Maße, wie die Rhetorik
der Schwarzen FreiheitskämpferInnen militanter wurde, wurde auch das Geld
knapper. Geld ist überall ein brennendes Problem, und SympathisantInnen,
Schwarze und Weiße, die Geld haben, sind nicht darauf aus, es wegzugeben
insbesondere an einige verrückte Nigger, die das Bargeld nehmen werden, um
ein paar Gewehre mehr zu kaufen, so daß sie noch mehr Volksfeinde ausrauben
oder das Geld für andere revolutionäre Zwecke verwenden können. Als sie
bemerkten, daß diese Quelle fast ausgeschöpft ist, schufen sich die
Stadtguerilleras und -guerilleros ihre eigenen Quellen. Um Carlos
Marighella in abgewandelter Form zu zitieren: Der/Die Stadtguerillera/o
benutzt den bewaffneten Kampf und konzentriert ihre/seine Aktivitäten auf
die physische Vernichtung der Handlanger der Repression und widmet 24
Stunden täglich der Enteignung derer, die das Volk ausbeuten. Die einzige
Frage, die unterdrückte Menschen in bezug auf den Raub der Schätze der
Unterdrücker haben sollten, sollte die Frage nach der Methode sein.
In Lateinamerika ist der Bankraub die beliebteste Form der Enteignung. Nach
langen Zeiten von Mißerfolgen haben die GenossInnen in Brasilien mehr als $
400 000 innerhalb eines Jahres aus kapitalistischen Banken enteignet;
RevolutionärInnen aus Argentinien sind im Januar dieses Jahres mit $ 450
000 aus einem Bankraub davonspaziert und im letzten Februar mit $ 312 000
aus einem Überfall auf einen Geldtransporter, und die Tupamaros haben sogar
eine noch höhere Ebene erreicht. Es scheint so, als wenn in Lateinamerika
Enteignungen zu einer Art von Einführungstest in die Ausbildung für die
Techniken des revolutionären Krieges geworden sind. (...)
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Steve Brody und Humphrey Bogart
Es gibt zwei Arten von Enteignungen: die eine dient dem
Überleben der RevolutionärInnen und die andere dem revolutionären Kampf.
Viele Leute waren sehr schnell mit ihrer Kritik an den GenossInnen, die
wegen Überfällen auf Tavernen und Clubs, die angeblich vom
Lumpenproletariat und Schwarzen Leuten aus der Arbeiterklasse frequentiert
werden, verhaftet wurden. Obwohl die GenossInnen gegen bekannte
Drogenumschlagplätze, die von notorischen großen Drogenhändlern und nicht
vom Lumpenproletariat oder gewöhnlichen Schwarzen Leuten frequentiert
werden, vorgingen, wurden diese GenossInnen trotzdem Opfer einer
engstirnigen Kritik. Alle möglichen Leute schienen verletzt darüber zu
sein, daß RevolutionärInnen sich auf diese Ebene begeben müssen. Aber
diese Kritik ist solange irrelevant, bis die KritikerInnen eine Alternative
anbieten können.
Die Brothers und Sisters im Untergrund müssen sich auch genauso
wie der Rest der Gesellschaft um ihr persönliches Überleben kümmern. Die
meisten von ihnen sind illegal, und wenn sie nicht finanzielle
Unterstützung erhalten, die normalerweise in kürzester Zeit aufgebraucht
ist, sind sie gezwungen eine Steve Brody-Aktion zu machen. (Die Namen
Steve Brody und Humphrey Bogart sind bei den Stick-Up Kids sehr
beliebt. Die meisten Leute kennen Bogart. Steve Brody wurde dadurch
berühmt, daß er auf der ganzen Welt Wetten darüber abgeschlossen hat, daß
er von der Brooklyn Bridge springen könnte. Die Bedeutung einer Steve
Brody-Aktion hat sich im Laufe der Jahre verändert, und niemand scheint
ihren genauen Ursprung zu kennen. Aber heute bezeichnet der Begriff Brody
Aktion im allgemeinen eine Aktion mit einem hohen Risikograd).
Carlos schreibt dazu: Es ist tatsächlich unmöglich für einen
Stadtguerillero zu überleben, ohne sich am Enteignungskampf zu beteiligen.
Bevor die Guerilleras und Guerilleros Rockefellers Geld in einer
Bogart-Aktion einstecken können, müssen sie vielleicht ersteinmal eine
Brody-Aktion durchführen. Schließlich muß man ja auch erst einmal krabbeln
lernen, bevor man losläuft. Diese Art von Aktionen gibt den Guerilleras und
Guerilleros, die sich oft gegenseitig nur flüchtig kennen, die Möglichkeit,
sich mit dem Gewehr in der Hand nahezukommen und Vertrauen zueinander zu
entwickeln. Viele Brothers und Sisters haben noch nie einem Bullen ein
Gewehr vors Gesicht gehalten. Eine Brody-Aktion ist oft der Katalysator
gewesen, der viele revolutionäre Gruppen geschaffen hat. Eine derartige
Aktion schafft Vertrauen unter den Beteiligten. Alle halten sich
gegenseitig den Rücken frei, und diese Aktionen sind gleichzeitig auch ein
Test bei den Vorbereitungen dafür, sowohl Rockefellers Geld als auch sein
Leben zu nehmen. Das ist dann aber eine Bogart-Aktion!
Es gibt durchaus auch berechtigte Kritik an Brody-Aktionen, aber unsere
KritikerInnen sollten schon etwas fundierter argumentieren als Ray Charles
vor einigen Jahren, als er sagte: Du mußt etwas haben, bevor Du etwas
bekommen kannst aber wie Du zu ersterem kommst, ist immer noch ein
Rätsel. Nun, es ist kein Rätsel mehr. Das erste bekommst Du, indem Du es
Dir nimmst, egal ob es von den ausbeuterischen Händlern an der Ecke, der
Bank an der Ecke oder von dem Nigger, der Drogen aus dem Koffer seines
Traumautos verkauft, kommt.
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Revolutionäre oder Banditen
Manchmal ist es unmöglich, zwischen den Handlungen von
RevolutionärInnen und Banditen zu unterscheiden. Die Guerilleras und
Guerilleros müssen sehr klare Beispiele setzen, damit die unterdrückten
Massen klare Unterscheidungen machen können. Banditen machen die Überfälle
aus individualistischen Gründen und für den persönlichen Gewinn. Die
Guerilleras und Guerilleros machen Enteignungsaktionen, um den
revolutionären Kampf zu finanzieren.
Deswegen wird die/der Guerillera/o den politischen Hintergrund
ihrer/seiner Aktionen auf zwei Arten deutlich machen. Er/Sie wird sich
weder zu fehlgerichteter Gewalt oder dem Abnehmen von Geld oder
persönlichem Eigentum von KundInnen, die sich in der Bank befinden,
hergeben. Und sie/er wird Enteignungsaktionen durch irgendeine Art der
Propaganda begleiten Sprüche gegen die herrschende Klasse und den
Imperialismus an die Wände schreiben oder Flugblätter verteilen, mit denen
den Leuten der politische Grund für die Aktion erklärt wird.
Die Schwarze Stadtguerilla kann bei der Enteignung eines Schwarzen
Drogendealers mit einer ähnlichen Situation konfrontiert sein. Die Drogen
und die Profite aus diesem teuflischen Geschäft sind oft bei ihm zuhause
versteckt. Das bedeutet dann, daß seine Frau und kleine Kinder bei der
Aktion anwesend sind. Die Guerilleros/as müssen eine klare Kontrolle über
die Situation haben, aber es darf keine unnötige Gewalt ausgeübt werden.
Wenn die Bedingungen günstig sind, sollte eine spontane politische Schulung
stattfinden.
Revolutionäre enteignen niemals ArbeiterInnen und das gewöhnliche Volk,
sie handeln nicht gegen ihre Interessen oder fügen ihnen Schaden zu. Diese
sind nur einige der Prinzipien, die die Handlungen der Schwarzen
Stadtguerilleros/as bestimmen. Auf diese Art wird die Guerilla niemals die
Unterstützung der unterdrückten Massen verlieren und den reaktionären
Medien zum Opfer fallen.
In der endgültigen Analyse gibt es eine feine Trennungslinie zwischen
Banditen und Revolutionären. Ali Alponte, der berühmte Revolutionär der
Algerischen Revolution, war einmal ein Bandit gewesen. Ben Bella saß zwei
Jahre für Banküberfälle auf die Banken der Kolonialmacht im Gefängnis.
Patrice Lumumba saß 16 Monate wegen Überfällen auf belgische Postämter im
Knast. Selbst Brother Malcolm (Big Red) war früher einmal ein Bandit
gewesen. Die Reihe der Beispiele ließe sich endlos fortsetzen.
Es gibt auch taktische Gründe dafür, revolutionäre Aktionen wie Aktionen
von gewöhnlichen Banditen erscheinen zu lassen. Auf diese Art haben z.B.
brasilianische RevolutionärInnen Zeit gewonnen und konnten die Reaktionäre
über ein Jahr lang verwirren.
Das bedeutet nicht, daß jede Schwarze Person, die eine Bank überfällt oder
eine andere Art von Enteignung durchführt, ein Mitglied der Black
Liberation Army ist. Aber nach allem, was wir wissen, könnte sie es sein?
Vor kurzem hat John Malone, der New Yorker Direktor des FBI gesagt, daß
Banküberfälle zur obersten Priorität für seine Organisation werden. Wir
denken, daß diese Erklärung in direktem Zusammenhang mit der Tatsache
steht, daß junge Schwarze für die Mehrzahl der Banküberfälle, die heute in
diesem Land stattfinden, verantwortlich sind. Wer weiß, vielleicht nehmen
sich diese Stick-Up-Kids das Geld in dem Bewußtsein über die 40 Acres und
zwei Maultiere, die ihren Vorfahren versprochen wurden? Und jedesmal, wenn
Brothers und Sisters den Mut haben, bis an die Zähne bewaffnet in eine Bank
zu gehen und Gib's raus sagen, sagen wir: Das ist verdammt noch mal
richtig!
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Revolutionäre Hinrichtungen und andere
Guerilla-Aktivitäten
Der Enteignung von Geld ist sehr viel Raum gewidmet
worden, weil dies das Gebiet ist, auf dem wir die meisten Schwierigkeiten
erfahren haben. Ein anderes Gebiet, für das die BLA sehr heftig kritisiert
wurde, sind revolutionäre Hinrichtungen, insbesondere wenn die Leben von
schwarzen Polizisten ausgelöscht wurden. Viele Schwarze Leute sagen Weiter
so!, wenn weiße Polizisten ausgelöscht werden, aber haben Bedenken, wenn
es darum geht, gegen schwarze Polizisten vorzugehen. Der schwarze Polizist
Waverly Jones machte zusammen mit seinem weißen Gegenstück Joseph
Piegentini im Mai letzten Jahres die Bekanntschaft mit Revolutionärer
Gerechtigkeit. Gregory Foster ereilte zusammen mit seinem Partner Rocco
Laurie im Januar dieses Jahres dasselbe Schicksal. Die Bullen versuchten
daraufhin, auf die Tränendrüse zu drücken, um bei den Leuten Mitleid zu
verursachen.
Jeder Reaktionär versucht sich in der Taktik des Teile und
herrsche. In ihrer Verzweifelung gaben hohe Polizeibeamte Sprüche wie Die
BLA macht bewußt Jagd auf schwarze Polizisten als Mordopfer von sich. Dies
waren fruchtlose Anstrengungen, um die Sympathien von Schwarzen Leuten zu
gewinnen. Aber Revolutionäre Hinrichtungen sind nicht eine Frage von Weiß
oder Schwarz. Sie sind eine Frage danach, wer die mitternachtsblaue Uniform
trägt.
Eine klare Analyse des Dilemmas für schwarze Polizisten wurde in einem
anonymen Brief einer Street Sister an Mrs. Jacqueline Foster (der Witwe
von Gregory Foster) formuliert. Darin heißt es: Ihr Ehemann war bei den
Marines, und das Marine Corps ist eine freiwillige Angelegenheit. Marines
sind außerdem auch die am besten ausgebildeten professionellen Killer der
US-Streitkräfte. Ihr Ehemann kam aus Vietnam nach Hause, um sich an einer
anderen freiwilligen Sache (der Polizei) zu beteiligen. Und ironischerweise
hat er immer noch auf der falschen Seite gekämpft.
Das Leben eines Revolutionärs/einer Revolutionärin hat den Wert von hundert
Schweinen. Und so sind viele Revolutionäre Hinrichtungen
Vergeltungsaktionen für GenossInnen, die von der faschistischen Polizei
ermordet wurden. (Andere Revolutionäre Hinrichtungen werden aus Gründen der
psychologischen Kriegsführung oder dem Nervenkrieg ausgeführt. Sie sollen
zeigen, daß der Feind nicht unbesiegbar ist.) Wenn wir das als
Voraussetzung nehmen, kommen wir zu dem Schluß, daß noch viel mehr Schweine
mit dem Tod bestraft werden. Einige Leute werden sich fragen, wo der
Zusammenhang besteht, wenn ein Brother oder eine Sister in den Straßen von
Los Angeles ermordet wird, von FBI-Agenten in Florida durch einen Schuß in
den Rücken getötet wird oder in den Hochsicherheitsgefängnissen von San
Quentin oder Attica ermordet wird und dann ein oder zwei Leute aus der
Elitegarde von Bürgermeister Lindsay auf dem Pflaster von New York City
niedergestreckt werden. Andere stellen ähnliche Fragen wie der Autor eines
Artikels mit dem Titel Überwachung und Gegenüberwachung in der
Februar-Ausgabe von der Panther-Zeitung Right On. Darin fragt er:
Handelt es sich bei den ermordeten Bullen um bestimmte Bullen, die in der
Community als besonders brutale Schweine auffallen? Nein, es sind ganz
gewöhnliche Bullen. Der Autor fährt dann damit fort, daß er unterstellt,
bei der Hinrichtung von schwarzen Polizisten handele es sich nicht um
politische Hinrichtungen, sondern um abenteuerliche Morde, die ein
reines Spiel, das von Kindern und Gangstern gespielt würde, darstellten.
Der Autor sieht auch Banküberfälle als etwas Negatives an, denn erstens:
Das Geld ist nur Papier und wird nicht verbrannt. Zweitens: Die Schweine
bekommen es in Form von Miete für die illegalen Wohnungen, Nahrungsmittel
für Zellenmitglieder, Transportmittel bei Aktivitäten der Zellen ... sofort
wieder zurück, und drittens: Banküberfälle und Angriffe auf ganz
gewöhnliche Bullen schaden den Schweinen nicht, sondern nützen ihnen, weil
sie ihnen den Vorwand für eine Verschärfung der Repression bietet als ob
sie einen derartigen Vorwand benötigen würden.
Diese Argumentationslinie ist eine Schande. Wir fragen uns, ob der Autor
weiß, daß, unabhängig davon, ob eine Guerillera oder ein Guerillero in der
Legalität oder im Untergrund operiert, Revolutionäre den ganzen Tag mit
dem Tod tanzen, aber trotzdem bis zum endgültigen Sieg weiterkämpfen.
Theoretisch haben wir keinerlei Widersprüche zu dem, was der Autor
schreibt. Wir glauben, daß Ronald Reagan und San Quentins Knastdirektor
Parks für den Mord an George Jackson ebenso wie New Yorks Gouverneur
Rockefeller und seine Lakaien, die seine Befehle während des Massakers im
Attica-Knast ausführten, hingerichtet werden sollten. General Roberts und
einige andere sollten für ihre Beteiligung an der Verschwörung gegen
Brother Malcolm und für den Angriff auf die Panther 21 aufgehängt werden.
Aber auf der pragmatischen Ebene sind wir der Ansicht, daß der Autor Unsinn
redet. Und in der Zwischenzeit, bis Schwarze Leute in der Lage sind, die
Köpfe der Reagans, Rockefellers und Nixons zum Rollen zu bringen, halten
wir uns an den alten Spruch von Brother Malcolm: Wenn Du von einer
Schlange gebissen wirst, rennst Du auch nicht auf der Suche nach einer
Schlange, der das Blut von den Zähnen tropft, durch den Wald. Jede
x-beliebige Schlange tut es auch. Genauso ist es heute auch.
Schwarze RevolutionärInnen haben keine Distanz zum Nationalismus, aber wir
wissen auch um seine Fallstricke. Als eine Nation sind wir mit vielen
internen Widersprüchen konfrontiert. Es gibt Schwarze, die Schwarze
ausbeuten, Schwarze, die Drogen an Schwarze verkaufen und schwarze
Polizisten, die Schwarze ermordern alles im Dienste unserer Unterdrücker.
Wir reden hier hauptsächlich über den schwarzen Polizisten, der mit einigen
harten internen und äußeren Widersprüchen konfrontiert ist. Der Kampf um
die Schwarze Befreiung wird gerade auf eine höhere Ebene gebracht, und in
der Zeit, die der gute Cop benötigt, um sich zu entscheiden, muß er sich
an allen Fronten gut umgucken. (Am 8. März 1972 wurde in Detroit ein
schwarzer Polizist von seinen schwarzen Kollegen erschossen und drei andere
schwer verletzt. Die schwarzen Polizisten von STRESS dachten, daß die
schwarzen Polizeioffiziere Spieler seien, und die Offiziere dachten, daß
die STRESS-Teams (STRESS: Stoppt die Raubüberfälle Für sichere Straßen)
für die Ermordung von 12 Menschen, davon 11 Schwarze, verantwortlich
seien). Entweder stellen schwarze Cops ihre Waffen den Bedürfnissen ihres
Volkes zur Verfügung, oder sie setzen sich dem Zorn des Volkes aus. Die
Entscheidung liegt bei ihnen.
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Wer und was ist die Black Liberation Army?
Viele Leute fragen, wer und was ist die Black Liberation
Army ? Wir sind kleine Stadtguerillaeinheiten, die den bewaffneten Kampf
gegen die Agenten des Todes führen die US-Regierung in Babylon. Wir sind
Nigger, die der defensiven Haltung der Vergangenheit müde geworden sind.
Wir haben uns dazu entschieden, aufzustehen, und sind endlich zu dem Schluß
gekommen, daß die beste Verteidigung eine gute Offensive ist. Wir sehen
den Guerillakampf als eine noch unterentwickelte Form einer Nationalen
Befreiungsarmee- an. Wir sind das Gegenstück Babylons zu den Tupamaros in
Uruguay, der FRELIMO in Mosambik oder der NFL in Vietnam. Mit anderen
Worten: wir sind die rudimentäre Form einer Volksarmee.
Nur weil wir nicht in der legalen politischen Arena auftreten,
heißt das noch lange nicht, daß wir ein Haufen unpolitischer Mörder und
Krimineller sind, wie es die Schweine behaupten. Im Gegensatz zur Kritik an
uns sind wir keine orthodoxen KommunistInnen, und einige von uns sind noch
nicht einmal Marxisten-Leninisten. Wir sind hier im Herzen der
imperialistischen Bestie mit einer völlig anderen Situation konfrontiert
und Orthodoxie, schreibt Carlos Marighella, gehört zur alten Religion.
Unsere Politik und unsere Disziplin unterscheidet uns von den legalen
politischen Organisationen.
Die verschiedenen Guerillagruppen sind autonom und dezentralisiert und
müssen nicht auf die Befehle eines Oberkommandos warten. Es gibt keine
PolitkommissarInnen in diesen Guerillagruppen, noch haben wir
charismatische Superstar-FührerInnen, die die Politik aus der Entfernung
steuern. Bei der BLA geht es nicht darum, daß eine geheime Botschaft aus
der Legalität kommt, die einer Guerillagruppe befiehlt, das Zielobjekt A
oder B anzugreifen. Unsere Führung ist eine kollektive Führung. Unabhängig
davon, ob die Aufgabe das Einsammeln einer revolutionären Steuer bei
einer Bank oder ein Schwein mit dem Tod zu bestrafen ist wir setzen uns
alle gemeinsam zusammen, der/die AnführerIn eingeschlossen. Wir beziehen
uns auf taktische und strategische Prinzipien und nicht auf
Persönlichkeiten. Unsere einzige Verpflichtung ist es, zu handeln.
Die Führungsfrage hat zu viel Verwirrung in bezug auf die Fokus-Theorie
geführt. Die Schweine sind auf jeden Fall verwirrt. (Foco bedeutet
einfach der zentrale Aktionspunkt. Sobald dieses Handlungszentrum gefunden
und in Aktion getreten ist, wird es nach der Theorie zu der bewegenden
Kraft der Revolution, und die unterdrückten Massen werden zur Waffe greifen
und bis zum endgültigen Sieg kämpfen). In Lateinamerika favorisierten Che
und Debray die Landguerilla als den Foco. Marighella brachte die Aktionen
in die großen Industriezentren von Brasilien, und die Stadtguerilla wurde
zum Foco. In Babylon sind normalerweise Schwarze der Foco, personifiziert
durch aufstrebende charismatische FührerInnen, z.B. Elijah Muhammad,
Brother Malcolm, Huey Newton, Eldridge Cleaver, Fred Hampton, George
Jackson. Das erklärt auch, warum sich die Aktionen ständig von den Straßen
in die Knäste verlagerten.
Die Schweine beziehen sich auch sehr stark auf die Foco-Theorie, und weil
sie dieses Steorotyp der FührerInnen bei uns nicht mehr finden können,
sagen sie, daß die Black Liberation Army führungslos sei. Das ist gelogen!
Unsere FührerInnen sind die erfahrensten Brothers und Sisters unter uns
oder erfahrene Guerilleros und Guerilleras, die schon in bewaffneten
Auseinandersetzungen gekämpft haben.
Die Stadtguerilleras und -guerilleros sind genauso besorgt über Ausbeutung,
Drogen, schlechten Wohnraum und andere Probleme unserer Communities wie die
legalen politischen KämpferInnen. Aber es ist notwendig geworden, uns mit
diesen Problemen auf einer anderen Ebene auseinanderzusetzen. Die Ausbeuter
hinterlegen ihr Blutgeld bei den kapitalistischen Banken, und die
Revolutionäre gehen zu den Banken und heben das Geld wieder ab. Die
Revolutionäre werden nicht abwarten, bis wieder ein achtjähriges Kind
bewußtlos wird, bevor sie gegen einen Drogenhändler vorgehen. Und wenn ein
Baby an Lungenentzündung stirbt, sind die Guerilleras und Guerilleros der
Überzeugung, daß der Hausbesitzer die angemessene Strafe erhalten
sollte.
Die BLA versteht die Wichtigkeit einer politischen Massenbewegung. Wir
sehen die Welt nicht nur von einem rein militärischen Gesichtspunkt und
unterstreichen die Notwendigkeit für den Aufbau einer starken
Einheitsfront. Aber wir müssen zu deren Aufbau etwas anderes beitragen. Die
politischen Strukturen werden sich mit den bürgerlichen Nationalisten und
den Stammesbürokraten im Kampf um eine Einheitsfront auseinandersetzen.
Für uns ist die Einheitsfront eine revolutionäre Handlung und nichts
anderes. Darüber hinaus kann eine Massenfront nicht lang ohne bewaffneten
Kampf überleben. Es wäre so, als wenn das Volk die Befreiung ohne eine
Befreiungsarmee gewinnen würde.
Wer sind wir? Wir sind SchülerInnen des Lebens, Väter und Mütter, Brothers
und Sisters. Bewaffnete DichterInnen und Geliebte/r. Wir sind ArbeiterInnen
und Arbeitslose. Wir sind die AusbrecherInnen und FreigängerInnen aus den
Kerkern Babylons, die wegen eines bewaffneten Überfalls auf ein Schwein
gefangengenommen wurden. Wir sind ehemalige GIs (Söldner), die die Technik
der modernen Kriegsführung gelernt haben. Aber jetzt haben wir unsere
Gewehre gegen die wahren Feinde des Volkes gerichtet.
Wir können in Harlem, Bedford-Stuyvesant, Watts, Hunts-Points und allen
Orten dazwischen angetroffen werden einen Wein an der Ecke trinkend oder
den Junkies gegenüber dem Polizeihauptquartier zunickend. Mit anderen
Worten wir sind ganz einfache, gewöhnliche Nigger; oder der neue Schwarze
Mann und die neue Schwarze Frau! aus allen Lebenssituationen.
Es gibt noch viele andere Guerillaaktionen, zu denen wir nichts gesagt
haben: Entführungen, Flugzeugentführungen von kommerziellen Flugzeugen,
Terrorismus, etc. ... Wir haben dazu nichts gesagt, weil wir bis auf wenige
Ausnahmen keine Aktionen in diesen Bereichen durchgeführt haben. Aber das
bedeutet nicht, daß wir das ausschließen. Wir haben auch nicht die
Möglichkeit eines ländlichen Guerillakrieges ausgeschlossen, denn wir
wissen, daß 50% unseres Volkes immer noch in den ländlichen Gebieten des
Südens lebt. Und wir haben die Absicht, beide Kräfte zu vereinen.
Wie wir schon vorher ausgeführt haben, sind viele Fehler gemacht worden.
Aber wie Carlos Marighella gesagt hat: Es ist besser, falsch zu handeln
als aus Angst, etwas falsch zu machen, nichts zu tun. Nicht alle Schwarze
und andere Dritte-Welt-Völker in Babylon werden die nötigen Opfer bringen,
um die völlige Befreiung der Menschen zu erreichen. Aber wenn Du der
Revolution nicht helfen willst, dann solltest Du ihr nicht im Weg
stehen.
An alle unsere gefangenen GenossInnen: The Indian, Radio Mouth, The Ashman
und The Doctor, The Mad Poet und Nine und viele andere Brothers und Sister,
die hier aus offensichtlichen Gründen nicht genannt werden zusammen mit
unseren GenossInnen im politischen Exil senden wir Euch revolutionäre
Grüße. Und wir hoffen, Euch alle sehr bald auf dem Schlachtfeld zu
sehen!
Tod der herrschenden Klasse in den USA!
Tod allen ihrer Lakaien und Komplizen!
Sieg der Befreiung von Babylon!
Mitglieder der Black Liberation Army, März 1972 |
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