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Sat Mar 2 04:07:42 1996
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Heiter bis Wolkig Diskussion
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[HbW:} Wolli
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Subject: [HbW:} Wolli
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From: ifghh@krabat.nadir.org (Infogruppe Hamburg)
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Date: 30 Oct 1995 01:10:00 +0000
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Organization: feindliche technologische zone hamburg
## Nachricht am 31.10.95 archiviert
## Ursprung : /cl/antifa/diskussion
-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Infogruppe Hamburg
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* d o k u m e n t a t i o n *
An alle, die sich mit dem Thema HbW / Sexismus beschaeftigen
Koeln am 24/4/94
Denen, die das HBW-Statement zum Hambuerger Sexismusvorwurf aufmerksam gelesen
haben, wird aufgefallen sein, dass dort von "8 Mitgliedern von HBW" die Rede
ist, die hinter diesem Papier stehen. Daher kommt hier jetzt mein
"Minderheiten"-Statement, da ich mit vielen Inhalten im HBW-Papier
grundsaetzlich nicht uebereinstimme.
Vorab moechte ich sagen, dass HBW nicht das straighte Projekt ist, fuer das es
von vielen gehalten wird. Die "Inhalte" der Show sind nur ein Sammelsorium von
verschiedenen Sichtweisen innerhalb der Gruppe. Themenbezogene konkrete
Diskussionen sind daher leider sehr selten.
So kam auch ueber den Sexismusvorwurf keine inhaltliche Diskussion zustande.
Es wurde nur ueber eine Reaktion und ueber Verhaltensweisen zum Vorwurf
geredet, dessen Ergebnis eben jenes HBW-Statement und die kurzfristige
Szenenaenderung waren.
Ich sehe die ganze Sache eigentlich als eine Chance mal wieder ueber das
nachzudenken, was wir als HBW fuer Reaktionen und Gedankengaenge ausloesen.
Und dies nicht nur bei denen, die HBW zur Zeit kritisieren, sondern auch bei
denen, die durch vielleicht missverstandene Sketche sich bestaetigt fuehlen.
Ich kann mich nicht auf die Aussage zurueckziehen: "Ich weiss, was ich meine,
was die anderen darin sehen, ist deren Problem"' wenn sich uebelste
sexistische Arschloecher im Publikum auch noch bestaetigt anstatt angegriffen
fuehlen. Und das war in der Flora in Hamburg nun mal heftigst der Fall. Es
herrschte eine "Groehl- und Saufstimmung", die in letzter Zeit bei HBW und,
wie mir Flora-Leute sagten, auch dort immer oefter vorkommt.
Mittlerweile weiss ich, dass wenn wir nur unser Programm runternudeln und auf
so ne Scheisse nicht mehr reagieren, vielen Leuten "klar" wird, dass wir das
auch so meinen, wie irgendwelche Idioten es verstehen.
Das Leute in der Flora auf die Buehne kamen um ihre Meinung zum Programm zu
sagen, hat mich an sich nicht ueberrascht. Was mich ueberrascht hat, ist die
Tatsache, dass das erst nach ca. 100 Auftritten passierte, denn ich hatte
schon von Anfang an mit zweien der kritisierten Nummern ("Telefonsex" und
"Lindenstrasse") gewisse Probleme. Mir war einfach nicht klar, ob jene Nummern
nicht die Grenze des Verstehbaren und der Ironie ueberschreiten (Damit will
ich mir jetzt keine Weisse Weste andichten, denn das der Sketch
"Orgasmusschwierigkeiten" Probleme bereiten koennte, darauf waere ich nicht
gekommen). Da ich in der Produktionsphase mehr oder weniger allein mit meiner
Position in der Gruppe war, habe ich erst einmal auf die Reaktion des
Publikums gewartet. Und da kam keine heftige Reaktion, wie ich das erwartete.
Irgendwann habe ich mir eingeredet, dass ich das alles doch zu problematisch
sehe. Das ist auch etwas, was ich mir selber ankreide: das ich meine
Einschaetzung der beiden Stuecke nicht heftig genug vertreten habe, und statt
dessen auf das Publikum gesetzt habe.
Die Ganze Sache stellt eigentlich auch in Frage, in wie weit ich meine Ideen
zu HBW und die Realitaet in Einklang kriege. Ich sehe eigentlich HBW als
Moeglichkeit Faxen und linksradikale Inhalte zu verbinden. Zum einen will ich
gerne meine politischen Ideen auf die Buehne bringen, zum anderen mache ich
auch gerne einfach nur Quatsch. Es tut halt auch gut die Leute zum Lachen zu
bringen. Ausserdem kommen auch immer mehr Kids zu unseren Konzerten, und das
sehe ich als einmalige Chance, eben die korrekt zu politisieren. Aber defacto
sieht das momentan eher so aus, dass sie bei uns zu groehlenden Dumpfbacken
werden. So traurig das auch klingt. Die Hoffnung, dass darin in HBW etwas
geaendert wird,habe ich eigentlich mittlerweile aufgegeben. So steht auch fuer
mich fest, das aus diesem und vielen anderen Gruenden nach der LIVE-Tour, die
im September zu Ende sein wird, meine Lebensinhalte ausserhalb von HBW liegen
werden.
Zum Schluss muss ich noch sagen, dass das, was ich jetzt hier in meinem Brief
geschrieben habe, nur ein kleiner Teil dessen ist, was mir zu dem Thema im
Kopf rumschwirrt, sprich der Brief ist zu kompakt und zu kurz. Aber alles in
einen Brief zu packen geht wohl auch nicht, dafuer ist das Thema zu komplex.
Daher ist es mir auch verdammt wichtig hier jetzt nicht Schluss zu machen,
sondern weiterhin mit interessierten Leuten zu reden. Da ich jetzt mit HBW auf
Tour nin, geht das wohl nur vor oder nach den Auftritten.
Bis denne
Wolli von HBW
- ---
(z)
Infogruppe Hamburg (ifghh@krabat.nadir.org)
Brigittenstrasse 5
20357 Hamburg
http://www.nadir.org/ifghh/home-de.html
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Version: 2.3
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