Wir haben uns Hier und Heute versammelt, an einem Tag, der in den Kalendern Tag der Arbeit genannt wird und dieser Name ist Programm. Die wenigen, die sich nicht dem allgemeinen Besäufnis hingeben, also immerhin Kritik äußern, bleiben dennoch weitgehend davon entfernt das Problem wahrzunehmen geschweige denn einen wirklichen Ausweg zu suchen. Wer dem kapitalistischen System nicht durch sein nichtstuen Recht gibt begnügt sich meistens damit eine, in seinen Augen, angenehmere Lohnarbeit zu fordern. Mit viel Eifer wird an ihrer Oberfläche herum gebastelt um ihr damit einen schöneren Anstrich zu verpassen. Was nicht erkannt wird ist, dass das eigentliche Problem nicht darin liegt, welche Form Lohnarbeit hat, sondern darin, dass sie überhaupt existiert und sich durch sie die Arbeitsbedingungen mehr und mehr verschlechtern. Die Arbeitszeit wird hoch, die Löhne werden runter gesetzt, das Rentenalter wird erhöht, Lohndumping ist seit den ein Euro Jobs de facto legalisiert worden und so weiter. Doch die Tradition des ersten Mai, wie sie im Moment besteht, ist entweder auf dem Stand, eine angenehmere Lohnarbeit zu fordern oder verkürzt sich leider viel zu oft auf ein Trinkgelage am nächstgelegenen Weiher. Sein Zweck ist also entweder das dumpfe verschleiern oder die Reorganisierung der eigenen Unterdrückung. Das Problem wird in den Auswüchsen der Lohnarbeit, nicht aber in ihr selber gesehen.
Derartige Verkürzungen sind schon fast zum Leitbild dieser Gesellschaft geworden. Ein Beispiel dafür ist das Treffen der Staatsoberhäupter der Sieben größten Industrienationen und Russlands, im Juni dieses Jahres, kurz, die G8. Nicht nur, dass ihre Zusammensetzung schon reine Willkür ausdrückt, sondern auch die Vorstellung, dass Acht Menschen über das Schicksal von Milliarden von Menschen, mit denen sie noch nicht einmal in ihrer demokratischen Scheinwelt etwas zu tun haben, bestimmen dürften, entbehrt jedem noch so geringen Ansatz von Verstand und logischem Denken.
Doch auch innerhalb der so genannten 'Globalisierungskritischen' Bewegung befinden sich die Forderungen in der Regel lediglich innerhalb kapitalistischer Verhältnisse und Denkmuster. Diese selbst ernannte Avantgarde der weltweiten Befreiung schafft es nicht über ihren Tellerrand hinaus zuschauen und für wirksame Alternativen einzutreten. Auch hier ist das Problem nicht die Form des Kapitalismus, sondern der Kapitalismus als System. Alle Veränderungen, die sich innerhalb einer Kapitalistischen Weltordnung befinden werden die Probleme nicht beseitigen, sondern höchstens weiter verschleiern können.
Die wirklich notwendigen Veränderungen allerdings, sind weit entfernt vom herum schrauben an Lohn- oder Steuerrädern. Der notwendige Schritt ist das abschütteln, das zersprengen, des Kapitalistischen Systems! In den Köpfen ebenso wie auf de Straße. Es kann NICHT darum gehen, für einen angenehmeren Kapitalismus zu kämpfen! Ob im Juni in Heiligendamm oder am ersten Mai in Saarbrücken. Was wir brauchen sind keine Reformen, was wir brauchen ist eine Revolution!
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