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Donnerstag, der 20.06.2002; 15:56:42

Die Süßwasserreserven der Welt schwinden

"Die Kriege der Zukunft werden um Wasser geführt" - das prophezeit der ehemalige UN-Generalsekretär Boutros Gali. Die Süßwasserreserven der Welt schwinden und die Weltbevölkerung wächst weiter. Schon jetzt haben mehr als 80 Länder der Erde, in denen nahezu 4 Milliarden Menschen leben, Schwierigkeiten, ihre Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Trinkwasser ist mehr als ungleich verteilt: Während es im reichen Norden nur so sprudelt und vergeudet wird, wollen in vielen Regionen der Welt die trockenen Jahre kein Ende nehmen. Zwei Drittel der Landfläche Afrikas sind ökologisch gefährdete Trockengebiete oder Wüsten. Die Fläche der durch Übernutzung, Überdüngung, Rodung und durch mangelhafte Bewässerung geschädigten Böden nimmt ständig zu. Um Bewässerungssysteme zu speisen, Trinkwasser und Energie zu liefern, bauen China, die Türkei und Indien Staudämme. Diese Projekte sind umstritten. Das Problem der Wasserbeschaffung und -verteilung hat in wasserknappen Regionen wie etwa dem Nahen Osten politische Brisanz. Wenn ein Land zuviel vom Wasservorrat wegnimmt, haben die Nachbarn weniger davon. Obwohl zwei Drittel der Erdoberfläche von Wasser bedeckt ist, wird das Problem der Trinkwasserversorgung eine der größten Herausforderungen an die Menschen des 21. Jahrhunderts sein.

In Zeiten der Globalisierung greifen international tätige Konzerne nach den Trinkwasserquellen in Europa. In Deutschland hat ein Ausverkauf der Quellen und der Wasserwerke begonnen. Deutsche Politiker verscherbeln heimisches Wasser, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was das für Folgen hat. Konzerne wollen Profit machen. Und weil sie Profite machen wollen, heben sie die Preise an.

Die Wassergesellschaft einer südafrikanischen Provinz drehte nach der Privatisierung denen, die zu arm waren, ihre Rechnungen zu bezahlen, die Hähne zu. Als die Menschen daraufhin verschmutztes Flußwasser tranken, brach eine Choleräpidemie aus.

In der argentinischen Provinz Tucuman stiegen die Wasserpreise nach der Privatisierung um 104 Prozent.

In Ghana zwangen Weltbank und Währungsfonds die Regierung, die Subventionierung der Wasserpreise aufzugeben und eine Privatisierung der Wasserversorgung vorzubereiten. Der Preis verdoppelte sich.

Im kanadischen Vancouver wurde im Sommer 2001 die Privatisierung der regionalen Wasserwerke von einer Organisation namens Water Watch gestoppt.

In Cochabamba, der drittgrössten Stadt Boliviens, wurde im Frühjahr 2000 das städtischen Wasserunternehmen an den US-Konzern Bechtel verkauft. Auch hier stiegen die Preise drastisch. Hier formierte sich Widerstand. Es kam zu Massenprotesten, die Polizei antwortete mit Tränengas, Gummigeschossen und schliesslich scharfer Munition. Die Regierung verhängte den Ausnahezustand, Gewerkschafter und Gemeindesprecher wurden verhaftet und verbannt. Fünf Menschen starben nach Angaben von amnesty international bei diesem mehrwöchigen Krieg um Wasser. Die Konzerne, die nach Bolivien kamen, brachten kein eigenes Geld mit. Sie investierten das, was sie den Verbrauchern abnahmen.

Die Unprivatisierbarkeit des Wassers muß für die ganze Welt festgeschrieben werden.

Die Wasserwirtschaft wittert ein Milliardengeschäft

Transnationale Konzerne versuchten in Zusammenarbeit mit der Weltbank und der Welthandels-Organisation (WTO), das Trinkwasser zu privatisieren und auf dem freien Markt als Handelsware anzubieten.

Wasser wird knapp, seine Qualität ist gefährdet, weltweit. Private Wasserversorger teilen sich den Weltmarkt. Zwei französische Konzerne sind zu nennen: Vivendi Environnement, ehemals Générale des Eaux, und Suez Lyonnaise des Eaux kümmern sich schon heute um das Trink- und Abwasser von jeweils mehr als 100 Millionen Menschen rund um den Globus. An dem Geschäft wollen natürlich auch deutsche Unternehmen teilhaben. E.on-Tochter Gelsenwasser (engagierte voriges Jahr die ehemalige Grünen-Sprecherin Gunda Röstel als Lobbyistin), und der RWE-Konzern, im Wassergeschäft weltweit die Nummer drei, kauften das Londoner Unternehmen Thames Water. Neuerdings sind die RWE auch in den USA, Chile, der Türkei, Australien, Ägypten, Thailand und Singapur in Sachen Trinkwasser aktiv. Die Wasserwirtschaft steht vor einem Milliardengeschäft.

Machen die Unternehmen etwa Geschäfte mit der Armut? In Mexico City gießen die Reichen ihre Gärten mit (fast) kostenlosem Wasser. Die Armen müssen sich ihr Trinkwasser in der Flasche kaufen. Die Wasserversorger arbeiten schon heute mit Entwicklungshilfeorganisationen zusammen, um allen, Arm und Reich, Trinkwasser zum gleichen Preis zu verschaffen. Schlimm, wer schlechtes denkt: Unternehmen sind wahre Meister darin, Fördergelder auf ihre Konten umzulenken. Bereitwillig hilft ihnen dabei die Politik.

Fällt erst das Gebietsmonopol der 7000 kommunalen Trinkwasserver- und Abwasserentsorger in Deutschland - wie es die Regierung plant - steigen Privatunternehmen ein. Die Franzosen sind bereits präsent. Vivendi Environnement teilt sich seit gut zwei Jahren mit RWE die Berliner Wasserbetriebe. Die Lyonnaise, mit Thyssen/Krupp über das Unternehmen Eurawasser verbandelt, versorgt bereits Goslar, Potsdam, Leuna, Güstrow und Rostock.

Wassergiganten wie Vivendi und RWE sehen sich als Umweltdienstleister. Zu verschmutztem Trinkwasser gesellt sich heute die verschmutzte Atemluft, verschmutzt z.B. durch Flugbenzin, ohne daß die Verursacher dafür bezahlen müssen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Giganten beginnen saubere Luft gewinnbringend zu verkaufen, denn wir leben bereits mit dem Tod vom Allerfeinsten: Schwebstäube . Die Politik mißachtet Warnungen der Umweltmediziner bis zur Katastrophe. Politiker reagieren immer erst nach Katastrophen, man denke nur an BSE.

Die Ressource Wasser wird zu einem äußerst knappen Gut

Mit Wasser wird umgegangen, als sei es im Überfluss vorhanden. Schwermetalle aus der Industrie, Abwässer von Haushalten und Agrargifte aus der Landwirtschaft geraten in Flüsse, Seen und Grundwasser. 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs geht auf die Landwirtschaft zurück. Und gerade in diesem Bereich wird viel Wasser verschwendet. Immer mehr Swimmingpools und Golfplätze treiben den Verbrauch in die Höhe. Aber nur 2,5 Prozent des Wassers auf der Erde ist Süßwasser, und davon ist nur ein Bruchteil für den Menschen verfügbar. Die Verknappung durch Vergeudung, Verschmutzung und wachsende Nachfrage verschärft sich. Es drohen Hunger- und Umweltkrisen, wirtschaftlicher Niedergang, Kriege und Konflikte. Missmanagement, Korruption und eine geringe Zahlungsmoral für Wasser, besonders der Reichen und der Mächtigen, verschlimmern die Situation. Ägyptische Politiker sprechen seit 20 Jahren davon, daß die Kriege der Zukunft Kriege um Wasser sein werden. Das ist kein Zufall, da in Ägypten alles davon abhängt, daß seine Nutzung des Nilwassers nicht eingeschränkt wird. Ägypten unterhält sogar Militäreinheiten, die auf die Verteidigung des Nilwassers spezialisiert sind. Die USA nutzen den Rio Grande in einer Art und Weise, daß für Mexiko kaum was übrig bleibt. Als die Türkei 1990 den Stausee des neu erbauten Atatürk-Dammes füllte, floss der Euphrat hinter der Staumauer nur noch als Rinnsal. Irak und Syrien bezogen vorher fast 90 Prozent ihres fließenden Wassers aus diesem Fluß. In den vergangenen 50 Jahren wurden die Wasservorkommen in immer größerem Umfang ausgebeutet. In Zukunft wird es um die Verteilung der immer knapper werdenden Süßwasserreserven gehen.

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